Das Sternenprogramm
hatte… niemand, sie nicht und bestimmt
auch nicht die Leute, die sie geschickt hatten, konnten doch wohl
etwas dagegen haben, dass er sich Zutritt zu einem Rechnersystem
in BC verschaffte? Er verfolgte die Spur im Geiste zurück,
das SILK.ROOT-Programm, und dann auf einmal wusste er, was er
getan hatte, als er die Seidenbestellung bis zur Friedensgemeinde
der Frauen zurückverfolgt hatte.
Er war dem Schwarzen Plan auf die Pelle gerückt.
Wahrscheinlich war er in eine ziemlich heikle Sache
hineingestolpert, falls sie Recht damit hatte, dass die Offensive
unmittelbar bevorstand.
»Ah.« Seine Lippen waren trocken.
»Hab’s kapiert.«
Catherin lächelte unter ihren Augenbrauen hervor.
»Gut. Okay. Damit wäre das erledigt.« Den Kopf
in den Nacken gelegt, das Haar mit dem Handgelenk
zurückgestreift, lachte sie erleichtert. »Hey, Jordan.
Es gibt ein paar Dinge, die ich dir nicht sagen kann. Wenn du
dich mit Moh zusammengetan hast, dann gibt es bestimmt auch ein
paar Dinge, die du mir nicht sagen kannst,
stimmt’s?«
»Hm, ja.« Daran hatte er auch schon gedacht.
»Nimm’s leicht. Du bist jetzt ein
Revolutionär.«
»Ach, tatsächlich?«
Sie kippte ihren Drink hinunter. »Das kannst du mir
ruhig glauben.«
Sie erhob sich, zog die Jacke an und tätschelte die
Innentasche. »Komm mit«, sagte sie. »Wir haben
etwas vor.«
Als er an Stone und Dafyd vorbeikam, grinsten sie ihm in
völliger Verkennung der Sachlage vielsagend zu.
»Wir sehen uns später!«, rief Cat ihnen
über die Schulter zu, als er ihr die Tür aufhielt.
»Wird nicht lange dauern.«
Nach dem Dämmerlicht im Pub wirkte der Abendhimmel
strahlend hell.
»Schau dir mal die Wolken an.« Catherin legte den
Kopf in den Nacken. Jordan betrachtete die vom Sonnenuntergang
beleuchteten Wolken, eine geriffelte Formation, wie ein
Wellenmuster im Sand.
»Wie pfirsichfarbene Satinrüschen…«,
sagte Cat, dann lachte sie. »Was rede ich da
bloß!«
»Die Feministinnen haben dir ganz schön zugesetzt,
stimmt’s?«
»Ja. Kann man wohl sagen.«
Sie sah ihn kaum an, bahnte sich mit einer Wachsamkeit, die
ihm das Gefühl von Unbeholfenheit vermittelte, einen Weg
durchs Gewühl. Jordan hatte den Eindruck, dass die
Straße noch belebter war als sonst: mehr Menschen gingen
und eilten umher, unterhielten sich; man sah auch mehr offen
getragene Waffen.
Straßenkämpfer auf den
Straßen…
Cat hatte sich bereits wieder ins Sicherheitssystem des Hauses
eingeloggt, und so folgte er ihr mit dem seltsamen Gefühl
durch die Tür, er sei der Fremde, der Gast. Mary Abid
arbeitete gerade am Regiepult, Tai studierte auf dem Tisch
ausgebreitete Karten, Alasdair rückte mit Lötzinn
irgendeinem Gerät zu Leibe. Die Kinder zählten Patronen
und steckten sie in Magazine, umwickelten die geschwungenen
AK-Ladestreifen mit Klebeband. Niemand schenkte Cat sonderlich
viel Beachtung, als sie die Wolke von Lötdämpfen,
Kaffeearoma und Zigarettenqualm durchschritt. Offenbar hatte sie
die anderen in ihr Vorhaben bereits eingeweiht, bevor sie in den
Pub gegangen war. In einer Ecke, wo sie nicht im Weg waren, hatte
sie zwei Reisetaschen und ein Bündel von
Patronengürteln, Halftern und Pistolen abgelegt.
Der Medienraum war voll besetzt. Cat wandte sich an
Jordan.
»Hast du eigene Ausrüstung?«
»Klar.« Er tippte auf den Rechner und die Brille
an seinem Gürtel.
»Du hast deine Sachen in Mohs Zimmer?«
»Ja.«
»Okay, dort ist ein Zugang.«
In Mohs Zimmer angelangt, warf sie die Jacke aufs Bett und
schaute sich um, als inspiziere sie einen vertrauten Ort, an den
sie nun wieder zurückgekehrt war. Ihr Blick fiel auf die
beiden Fotos an der Wand. Sie schenkte Jordan ein eigenartiges
Lächeln, dann wandte sie sich den Bücherstapeln zu, in
denen er Wildes Buch gefunden hatte.
»Aha«, meinte sie. »Du hast
angefangen.« Sie nahm inmitten der Unordnung Platz, senkte
den Saum ihres Kleides auf die Knöchel und zog die Knie ans
Kinn, schlang die Arme um die Beine und blickte Jordan
erwartungsvoll an, wie ein kleines Mädchen, das darauf
wartete, dass man ihm eine Geschichte erzählte.
Er blickte sie verwundert an.
»Okay, Jordan«, sagte sie und klopfte auf den
Boden. »Halten wir uns nicht mit dem auf, was wir sagen
können und was nicht. Wir haben ein bisschen Zeit für
uns, und es gibt eine Menge Dinge, über die wir reden
können.«
Jordan schob mit der Schuhkante ein paar Pamphlete beiseite
und
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