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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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liegen zu lassen. Die Söldner sind
einfach nicht flexibel genug, dachte er.
    Er konzentrierte sich wieder auf die Nachrichtensender, zappte
durch die Kanäle, sichtete Listen, um durch mehr oder minder
natürliche Auswahl ein Filterprogramm zu erstellen, das die
interessanten Nachrichten herauspickte. Er selbst trug in Form
schriftlicher und mündlicher Tiraden ebenfalls sein Teil
bei. Als er die VR wieder verlassen hatte, lehnte er sich
zurück und behielt den 2-D-Monitor im Auge,
überließ die Auswahl dem Programm.
    Cat tauchte an seiner Seite auf.
    »Wie läuft’s?«
    »Ganz gut.«
    Ein unbekanntes Gesicht erschien auf dem Monitor –
hager, unrasiert, die Augen gerötet; mit heiserer Stimme
ließ sich der Mann über die Ungerechtigkeiten des
Freistaatensystems aus: »… es mag euch freistehen zu
gehen, aber was ist das für eine Freiheit, wenn man euch
systematisch Informationen darüber vorenthält, was ihr
jenseits der Grenze vorfinden würdet? Wir müssen die
Mauern niederreißen…«
    Allein am Wortlaut erkannte er sich wieder.
    »Hey, das ist gut«, meinte Cat.
    »Du meine Güte.« Jordan schwenkte die Hand,
stellte den Ton leiser. »Sehe ich wirklich so
fürchterlich aus?«
    »Nein«, widersprach Cat. »Das stimmt
nicht.« Sie langte hinüber und ließ sich die
Informationsquelle anzeigen, eine Kabelstation in den Midlands.
»Siehst du, du wirst weiterverbreitet.« Sie
löste eine Suchanfrage aus, worauf ein Baumdiagramm der
Gruppen und Kanäle erschien, die Jordans schriftliche oder
mündliche Beiträge übernommen harten – ein
eindrucksvolles Gebilde, das an den Spitzen sichtbar wuchs.
    »Das kapier ich nicht«, sagte Jordan. »Es
kennt mich doch niemand.«
    »Das ist es ja gerade.« Cat setzte sich auf den
Tisch und blickte auf ihn hinunter; ihr Kleid flatterte im
Luftstrom der Lüfter. »Du bist glaubwürdig. Du
siehst nicht mal aus wie ein Flüchtling aus einem dieser
beschissenen repressiven Ministaaten.«
    Jordan lächelte säuerlich. »Aber ich bin
einer.«
    »So ist es«, sagte Cat. »Wart’s ab.
Was gibt’s Neues in der Politik?«
    Jordan starrte auf den Monitor, ohne etwas zu erkennen.
»Das Linksbündnis schlägt eine Menge Schaum; von
der ANR noch immer nichts; die Politiker der Weltraumbewegung
diskutieren, wie zu erwarten stand; Wilde hat ein paar kryptische
Bemerkungen fallengelassen, die darauf hindeuten, dass er mit der
ANR verhandelt…«
    »Dieses reaktionäre Schwein?«, schnaubte
Catherin. »Moh hat ihn sehr geschätzt.«
    »Ja, das tue ich auch.«
    »Hätte ich mir denken können«, sagte
Catherin. Sie lächelte keineswegs unfreundlich. »Wo
wir gerade von Kapitalistenschweinen sprechen, wie läuft das
Geschäft?«
    »Gut«, antwortete Jordan. »Wir sind
Pfund-Milliardäre.«
    »Ha, ha.«
    »Keine Bange, ist schon alles in Gold und Gewehren
angelegt.«
    Er rief den Zehntausend-Aktien-Index der Fed auf.
    Der Markt hatte gedreht und fiel…
    Und dann geriet plötzlich alles aus dem Lot…
    Wirbelnde Farbstreifen, Nachrichtenfragmente, Datensalat,
Schnee…
    »Verdammter Mist!« Schimpfend klinkten sich die
übrigen Anwesenden im Raum aus oder rissen sich die Brillen
herunter, standen auf und rieben sich die Augen. Jordan saß
einfach bloß da und beobachtete.
    »Was ist da los?«
    Catherins Blick wanderte vom Durcheinander der Monitore und
Holos zu Jordans Gesicht und wieder zurück; sie wirkte von
Sekunde zu Sekunde besorgter.
    »Alles okay«, sagte Jordan. »Das geht
vorbei. Hab das schon mal erlebt.«
    Du meine Güte, dachte er. Moh hat es schon wieder
getan!
     
    Donovan beobachtete, wie Bleibtreu-Fèvre steifbeinig
die Helikoptertreppe hinunterstieg und über die
Landeplattform humpelte. Im Unterschied zu allen anderen Leuten,
die Donovan je hatte aussteigen sehen, duckte sich der
Stasis-Agent nicht, als er unter dem auslaufenden Rotor
hindurchschritt. Die zahlreichen ihren Aufgaben nachgehenden
Arbeiter der Ölplattform beachtete er nicht, während
sie aufmerksam verfolgten, wie er die Leiter von der
Landeplattform hinunterstieg, wobei er sich nur am Geländer
festhielt, und dann das rutschige Deck mit einem Selbstvertrauen
überquerte, das wohl seiner Unerfahrenheit zuzuschreiben
war. Als er sich dem Eingang näherte, bemerkte Donovan
voller Abscheu, dass der Stasis-Agent leibhaftig, falls dieser
Ausdruck angemessen war, genauso aussah wie in der virtuellen
Realität.
    »Dann haben Sie’s also vermasselt«,

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