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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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sagte
Donovan zur Begrüßung. Bleibtreu-Fèvre
lächelte schwach und folgte ihm über den Niedergang
nach unten.
    »Wir haben alle Fehler gemacht«, räumte er
ein und ließ sich in einem Sessel nieder, der vor einer
Werkbank stand. Das Knattern der Rotoren wurde immer leiser, dann
verstummte es ganz. Donovan nahm in einem Kommandosessel Platz
und drückte die Handfläche auf einen Sensor. Aus einem
Winkel des vollgestopften Raums war ein Zischen und Klirren zu
vernehmen.
    »So ist es«, sagte Donovan. Mittlerweile bedauerte
er, überhaupt etwas mit Bleibtreu-Fèvre zu tun zu
haben. Ihn aus dem engen Tal herauszuholen war ein riskantes
Unterfangen gewesen, das er nur deshalb auf sich genommen hatte,
weil der Agent Schwierigkeiten mit seinen Vorgesetzten hatte: die
Weltraumverteidigung hatte wegen seines Eindringens in Norlonto
formell Beschwerde erhoben, und nun stellten zweifellos beide
miteinander rivalisierende Arme des US/UN-Sicherheitssystems
Nachforschungen an.
    »Meine grünen Verbündeten haben sich in den
Wald zurückgezogen, ha-ha«, sagte
Bleibtreu-Fèvre. »Statt meiner Kontaktperson geht
nur ein Avatar dran. Dessen Äußerungen sind keineswegs
beruhigend. Ich vermute, sie sind zu sehr mit ihren eigenen
Plänen beschäftigt, als dass sie noch Zeit für
diesen Notfall erübrigen könnten.
Unglücklicherweise sind auch die Sicherheitskräfte
überlastet und derzeit nicht in der Lage, herauszufinden,
was die Barbaren vorhaben.«
    Donovan fragte sich, ob es sich wirklich so verhielt und ob
der Agent aus seinem Tonfall und Mienenspiel entnehmen konnte,
wann er Ausflüchte vorbrachte. Er beschloss, aufrichtig zu
sein.
    »Da ist irgendwas im Busch«, sagte er. »In
den nächsten Tagen können wir mit einer Menge
voneinander unabhängiger Kampagnen nach dem Motto
›global denken, lokal handeln‹ rechnen. Was
schwerwiegende Folgen haben könnte. Ich habe meine Truppen
bereits zurückbeordert, mehr kann ich von hier aus nicht
tun. Hat diese Frau aus Beulah City irgendwas
rausbekommen?«
    Ein Servierrobot surrte über den Boden, kam am Tisch
schwankend zum Stehen und öffnete eine Klappe, hinter der
zwei Becher mit Kaffee zum Vorschein kamen, beide zu etwa zwei
Dritteln gefüllt; der Rest war übergeschwappt. Auf
Donovans Aufforderung hin nahm Bleibtreu-Fèvre einen
Becher heraus, wischte die Unterseite mit der Krawatte ab und
probierte. Er verzog das Gesicht und setzte den Becher ab.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Ah, das ist ein
heikler Punkt. Mrs. Lawson berichtet, das Datenaufkommen nehme
weiter zu, außerdem hat sie gerade eben eine
plötzliche Zunahme der Netzprobleme festgestellt.« Er
probierte den Kaffee erneut. Als er geschluckt hatte,
schüttelte er sich kaum merklich. »Nichts für
ungut, aber als ich vor ein paar Minuten mit ihr gesprochen habe,
meinte sie: ›Und sagen Sie diesem Hurensohn Donovan, er
soll seine Aktionen wie versprochen
einstellen.‹«
    Donovan hatte sich den Mund verbrannt. Er rammte den Becher
auf die mit Lötzinnkügelchen übersäte
Plastiktischplatte und erhob sich. Eine Hand auf den Tisch
gestützt, deutete er mit dem Gehstock auf die Monitore im
Raum.
    »Wollen Sie etwa behaupten, ich sei ein Lügner?
Begreifen Sie denn nicht, was da vor sich geht, Mann? Was sehen
Sie auf den Monitoren, häh?«
    Bleibtreu-Fèvres Blick huschte umher, wanderte von den
Monitoren zu dem umherpeitschenden, die Luft durchteilenden
Gehstock.
    »Nichts«, sagte er, »worauf ich mir einen
Reim machen könnte.«
    Donovans Wut verflog, und er sank wieder auf den Stuhl
nieder.
    »Ich hatte es vergessen«, flüsterte er. Er
atmete mehrmals tief durch. Der rote Nebel verflüchtigte
sich. »Ich habe die Anzeigen so häufig angepasst, und
jedes Mal werden sie für mich klarer, und dabei vergesse
ich… Ich bin seit vierzig Stunden damit beschäftigt,
Jäger-Killer-Viren abzufangen, im Zaum zu halten, an die
Leine zu legen, ich setze das Beste, was ich habe, gegen mein
Zweitbestes ein, die eine gegen die andere Generation, und ich
versichere Ihnen, dass sie mittlerweile fast alle neutralisiert
sind.«
    »Und was hat Lawson dann festgestellt?«, murmelte
Bleibtreu-Fèvre vor sich hin.
    Sie fixierten einander.
    »Oh, Scheiße!«
    Bleibtreu-Fèvre blickte sich um. »Haben Sie ein
Interface, das ich mal benutzen kann?«
    »Das sollten wir besser gemeinsam angehen«,
entgegnete Donovan.
    Sie hackten und schalteten das Stasis-System mit

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