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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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einem von
Donovans weniger toxischen Programmen zusammen. Die Störung
war wieder da, und zwar schlimmer als an dem Tag, als die
Uhrmacher-Wesenheit sich zum ersten Mal bemerkbar gemacht hatte.
Es wurde von Minute zu Minute schlimmer.
    »Mein Gott«, ächzte Donovan. »Das wird
bestimmt einen Alarm auslösen, zumal jetzt, da sich Ihre
Leute und die Weltraumverteidigung gegenseitig auf die Nerven
gehen.« Er funkelte Bleibtreu-Fèvre an, der
unbehaglich im Sessel rutschte und dann auf einmal
lächelte.
    »Es gibt eine Möglichkeit, ihren Verdacht zu
zerstreuen«, sagte er. Als er sich vorbeugte, glühten
seine Augen im Dämmerlicht. (Bloß ein Reflex der
Monitore!, beruhigte sich Donovan.) »Geben Sie’s zu,
Donovan! Geben Sie’s zu! Behaupten Sie, Sie seien
dafür verantwortlich! Prahlen Sie damit!«
    Donovan erwiderte seinen Blick voller Respekt. »Das ist
eine ausgezeichnete Idee«, sagte er. Während er
redete, tippte er Standard-Kommuniques, gab Eilmeldungen an
Nachrichtenagenturen heraus. »Und in der Zwischenzeit kann
ich die Gelegenheit dazu nutzen, die von mir entwickelten
Gegensysteme zu testen!« Er erhob sich triumphierend.
»Vielleicht funktionieren sie ja sogar… Mein Gott,
wenn wir dieses Ding auf der Stelle umbringen
könnten…«
    Er besaß zu große Erfahrung mit Computersystemen,
um daran zu glauben: nichts funktionierte beim ersten Mal. Doch
er wollte Bleibtreu-Fèvre einbinden. Er würde alle
Unterstützung brauchen, deren er habhaft werden konnte, und
soeben hatte ihn der Mann mit seinen Fähigkeiten
beeindruckt. Die Reaktionen auf die Bekennermeldungen des BLK
brandeten bereits wie schwere Seen gegen die Systeme der
Plattform an. Donovan wies die Mannschaft an, sich darum zu
kümmern, und zeigte Bleibtreu-Fèvre
anschließend das Ergebnis seiner Arbeit der letzten paar
Tage.
    »Das ist wirklich interessant«, erklärte er,
während sich sämtliche Monitore im Raum mit
Spinnennetzartigen Diagrammen überzogen. »Sie werden
sich vielleicht erinnern, dass ich Mohs eigene
Softwarekonstrukte, einen Fortsatz des Schwarzen Plans und die
neue Wesenheit alle an derselben Lokalität vorgefunden habe.
Bisweilen waren sie schwer voneinander zu unterscheiden. Nun, ich
habe daran gearbeitet, und hier sehen Sie, was ich herausgefunden
habe.« Mit einer Funktionstaste löste er eine Sequenz
aus, worauf sich die Diagramme so weit vereinfachten, dass sie
nurmehr ein paar tausend sich verzweigende Linien zeigten.
Bleibtreu-Fèvre betrachtete sie mit glasigem Blick.
»Gemeinsame Merkmale!«, fuhr Donovan fort. »Der
Programmierstil seines Vaters hat sich offenbar in Moh Kohns
Gehirn eingebrannt, wenngleich dieses wesentlich kleinere
Programme hervorbringt, darunter seine Datenjäger und so
weiter. Was nun den Uhrmacher betrifft, so scheint es sich dabei
um einen… Abkömmling des Schwarzen Plans zu
handeln…«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, Josh Kohn habe den Uhrmacher erschaffen?«
    Donovan schüttelte den Kopf und lachte wehmütig.
»Zusätzlich zu den Dissembler-Programmen und dem
Schwarzen Plan? Ich glaube, das hätte selbst seine
Fähigkeiten überstiegen… zumal vor zwanzig
Jahren. Nein, ich glaube, was immer sein Ursprung ist, er hat
gelernt, die… Schlupflöcher, die Josh Kohn in den
Dissembler-Code eingebaut hat, und die Möglichkeiten des
Plans zu nutzen.«
    Bleibtreu-Fèvres blasses Gesicht färbte sich grau,
als ob die Knochen hindurchschienen.
    »Und Sie haben spezifische Gegenmittel
entwickelt?«
    »Ja«, antwortete Donovan. Er konnte nicht
verhindern, dass ihm der Stolz anzuhören war. »Wir
können den Uhrmacher und den Schwarzen Plan und auch Kohns
kleine Programme zerstören – falls es darauf
überhaupt ankommt.«
    »Und der Dissembler-Code?«
    »Ah.« Er zögerte. »Daran habe ich noch
nicht gedacht.«
    »Ach ja, ha, ha, ha«, meinte
Bleibtreu-Fèvre trocken. »Das hieße wohl, das
Kind mit dem Bade ausschütten, oder?«
    Donovan tat den Einwand mit dem Gedanken ab, der Verlust von
Dissembler sei wohl ein kleiner Preis für die Rettung der
Welt, einerlei, ob die größte Bedrohung nun vom
Uhrmacher oder von der Weltraumverteidigung ausging. Er wechselte
die Anzeige und zuckte leicht zusammen, als er das derzeitige
Chaos sah – lahmgelegte Verkehrsleitsysteme,
Krankenhäuser, die ihre Notstromaggregate eingeschaltet
hatten, wildgewordene Märkte –, für das er die
Verantwortung übernommen hatte. Dann rief er

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