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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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durchschnittliche Posten seine Kalaschnikow und
wahrscheinlich auch noch die Adresse seiner Schwester
verkaufen.
    Jordan starrte auf die weiße Tür und entspannte
sich, wie er es bisweilen am Bildschirm tat. Alles schien
unwirklich. Er erinnerte sich an eine Erkenntnis, die ihm einmal
während eines hellsichtigen Traums bewusst geworden war: Wenn du glaubst, du kannst fliegen, dann träumst du. Er dachte eine Weile darüber nach, aber nein, er schwebte
nicht an die Decke…
    Was auch gut so war, denn er hatte die Hose
heruntergelassen.
    Als er das Büro betrat, schrien gerade alle
durcheinander.
    »Was geht hier vor?«, fragte er.
    Was zur Folge hatte, dass alle in Hörweite auf ihn
einbrüllten. Mrs. Lawson bahnte sich einen Weg durchs
Gewühl. Zu seiner Erleichterung wirkte sie erleichtert, als
sie ihn sah. Sie fasste ihn beim Ellbogen und zerrte ihn vor
seinen Monitor. Er starrte ihn an. Bunte Bänder
schlängelten sich darauf, Muster von geradezu hypnotischer
Komplexität tauchten kurzzeitig auf und veränderten
sich, bevor er sie würdigen konnte.
    »Das muss ein Terminalfehler sein«, sagte er.
»Entweder das, oder die Weltwirtschaft ist im A…,
zum Teufel gegangen!« Er rief die Fensteranzeigen auf.
»Hat da vielleicht ein Designer seine Palette mit unserem
System vernetzt?«
    »Hübscher Einfall«, meinte Mrs. Lawson.
»Sagen Sie das bloß nicht unseren Designern –
die sind jetzt schon außer sich.«
    Sie funkelte die Umstehenden an, worauf sich mehrere
Mitarbeiter verlegen verdrückten.
    »Die Techniker waren die ganze Zeit hier, und sie haben
uns versichert, mit der Hardware wäre alles in Ordnung. Ja,
wir haben es überprüft, und das ist auch nicht –
ha-ha – die Endkrise des Kapitalismus.«
    Ein Gedanke in Kleinbuchstaben kam Jordan in den Sinn.
    unsere sleeperviren haben 20 jahre überlebt
    Der Raum schwankte leicht. Beruhig dich.
    »Schon gut«, sagte er so laut, dass es auch die
anderen mitbekamen, so dass sie das trügerische Versprechen
weiterreichen konnten. »Ich habe eine Ahnung, was
dahinterstecken könnte. Ich muss bloß mal ein paar
Files überprüfen, Mrs. Lawson.«
    Er sah ihr in die Augen und nickte leicht.
    »Ist gut.« Sie schlug einen Ton und eine
Lautstärke an, die ihn an eine ehemalige Lehrerin
erinnerten. »Beschäftigt euch mit was anderem!«,
sagte sie zu den übrigen Anwesenden. »Studiert
notfalls ein Handbuch!«
    Sie schloss die Bürotür hinter ihnen.
    »Ist es hier sicher?«, fragte er prompt.
    »Wenn nicht, dann ist überhaupt nichts mehr
sicher.«
    »Haben Sie eine Kabelverbindung zu den
Sicherheitskräften? Zu den richtigen, meine ich…
äh… womit ich die Krieger nicht beleidigen
will…«
    »Keine Ursache.«
    Sie quittierte seine Bestürzung mit einem Lächeln.
Jordan fuhr eilig fort: »Könnten Sie mal
überprüfen, ob die Subversiven nicht etwa eine
Großoffensive gestartet haben?«
    Sie schwieg.
    »Hören Sie, ich will damit sagen, an ihrer…
äh… schwarzen Propaganda sei irgendetwas dran,
aber vielleicht verlegen sie sich jetzt auf
Sabotage…«
    Er verstummte, denn er hatte das Gefühl, bereits zu viel
gesagt zu haben.
    »Das wäre möglich. Wäre es vielleicht
denkbar, dass eher, sagen wir mal, lokale Kräfte
dahinterstecken? Irgendeine antichristliche Gruppe?«
    Mrs. Lawson nahm ein Telefon zur Hand und ging damit umher,
während sie sich im abgehackten Jargon der
Sicherheitsexperten unterhielt. (Herrgott noch mal, er hätte
niemals vermutet, dass sie ein Bulle war!)
    »… erbitte neuen Lagebericht, BC.
Überprüfen Sie die LANs… ja… Okay,
Zielspezifität ist negativ… habe verstanden, logge
mich aus.«
    Sie unterbrach die Verbindung.
    »Wir sind nicht die Einzigen. Einige unserer
Konkurrenten und ideologischen Gegner sind ebenfalls von
Systemabstürzen betroffen, die Kernstaaten und die
Firmennetze haben keine Probleme. Passt in keines der bekannten
Angriffsprofile, passt zu überhaupt nichts mit Ausnahme des
Themas, das ich heute Morgen angesprochen habe.«
    »Also, damit habe ich nicht gerechnet… jedenfalls
nicht so schnell.«
    Mrs. Lawson nickte heftig, als hörte sie ihm gar nicht
zu.
    »Das konnte man auch nicht von Ihnen erwarten. Sie sind
keine große Nummer, Jordan – Sie sind nicht mein
wichtigster Ideenlieferant. Ich möchte, dass Sie aufpassen,
ja, Sie sind begabt. Aber, um ehrlich zu sein, ich habe diese
Theorien bereits von den führenden Kriegern durchspielen
lassen.

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