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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Entdeckungen
berichtet?«
    »Ja«, antwortete Kohn. Er steckte die Zigarette
an, die Van ihm angeboten hatte. »Aber das erklärt
noch immer nicht diese Wesenheiten, diese
Uhrmacher-AIs.«
    Van legte die Handflächen aneinander und antwortete wie
ein Miniaturbogart mit Zigarette im Mund. »Wir müssen
mit unseren Schlussfolgerungen sehr vorsichtig sein«, sagte
er. »Diese Programme sind sozusagen Spin-offs, Replikate,
Spiegelbilder jedes einzelnen Aspekts des Plans.«
    Janis hörte, wie Kohn scharf einatmete.
    »Der Plan hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren
beträchtlich weiterentwickelt«, fuhr Van fort.
»Folglich dürfen wir davon ausgehen, dass seine
Hervorbringungen um viele Größenordnungen komplexer
sind als alles, was Josh Kohn ursprünglich beabsichtigt hat.
Gleichwohl handelt es sich in erster Linie um
Informationsbeschaffungssoftware mit einer speziellen
Aufgabe.« Er lächelte verkniffen. »Darunter
fällt unter anderem das Ausräumen der Datenbanken
meiner und vieler anderer Firmen. Was sie erfolgreich
bewerkstelligt haben.«
    »Wollen Sie damit sagen, die Programme wären
bloße Gopher?« Kohn klang geradezu
empört. »Da hatte ich einen ganz anderen Eindruck. Die denken, Mann.«
    Van stieß seufzend eine Rauchwolke aus. »Genosse
Kohn«, sagte er, »wir wollen doch bitte schön
objektiv bleiben. Ihre Erfahrung war subjektiv. Und von Drogen
beeinflusst. Das soll nicht heißen«, fuhr er hastig
fort, »sie sei notwendigerweise nichtig. Es könnte
sich durchaus so verhalten, wie Sie meinen. Ob Sie Recht
haben« – er zuckte die Achseln –, »das
wird sich zeigen, und zwar schon bald. Tatsache ist, es handelt
sich in einem sehr konkreten Sinn um künstliche Intelligenzen, und Sie sind gegenwärtig der Einzige,
der zu ihnen Zugang hat. Jetzt, da die Endoffensive anläuft,
ist es zwingend erforderlich, dass Sie Kontakt mit ihnen
aufnehmen und sie dazu bewegen, Zurückhaltung zu üben.
Werden Sie das tun?«
    Moh blickte Janis forschend an. Sie wusste nicht, welche
Antwort er ihrer Miene entnahm. Er wandte sich ab, blickte einen
Moment lang auf die Tischplatte.
    »Selbstverständlich«, sagte er.
»Wann?«
    »Jetzt gleich«, antwortete MacLennan und erhob
sich.
     
    Moh hatte seine Anweisungen. Während er versuchte, mit
den Uhrmacher-Wesenheiten in Kontakt zu treten, sollte Van mit
dem Armeerat Verbindung aufnehmen…
    »Und was ist mit mir?«, fragte Janis.
    Der hoch gewachsene Offizier verharrte stirnrunzelnd im
Eingang.
    »Och, Sie beschützen sie unter Einsatz Ihres
Lebens«, sagte er und entfernte sich über die Treppe.
Die Haustür fiel ins Schloss. Kurz darauf startete der
Helikopter.
    Van ging hinaus und kam mit mehreren TV-Monitoren zurück,
die er im Halbkreis auf Stühlen anordnete. Er warf Janis
eine Fernbedienung zu.
    »Zappen Sie ständig durch die
Nachrichtenkanäle«, sagte er. »Achten Sie bei
den Lokalsendern auf den Subtext, bis sie zu uns überlaufen.
Die harten Fakten entnehmen Sie bitten den weltweiten Sendern.
CNN ist in solchen Fällen recht verlässlich.«
    Janis nahm mit einer Tasse Kaffee in der Hand Platz und
blickte Moh an, der aus dem Fenster schaute. Van beugte sich
über das Terminal.
    »Sie sind ja sehr zuversichtlich, ein paar Lokalsender
einnehmen zu können«, meinte sie sarkastisch.
»Glauben Sie wirklich, in den ersten paar Stunden so viel
erreichen zu können?«
    Van machte ein überraschtes Gesicht.
    »Haben Sie denn nicht… Oh, tut mir Leid, das
haben wir Ihnen ja noch gar nicht erklärt. Wenn das System
entschieden hat, dass der Zeitpunkt zum Losschlagen gekommen ist,
bedeutet das, wir können die ländlichen Gebiete in den ersten Stunden einnehmen. Wir beabsichtigen, in den
Sechs-Uhr-Nachrichten aus London die Republik auszurufen. Falls
es zu Verzögerungen kommt, dann in den Zehn-Uhr-Nachrichten.
Sollten wir falsch liegen, oder das System hat einen Fehler
gemacht, dann…«
    Er breitete die Arme aus.
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass Sie sich geirrt
haben«, sagte Moh. »Vier gescheiterte Offensiven in
fünfzehn Jahren stimmen mich nicht gerade
zuversichtlich.«
    »Damals hatten wir noch nicht alle Fehler
ausgemerzt«, räumte Van ein. »Sagen wir, bei
diesen Aktionen ging es darum, die User-Akzeptanz zu
testen.«
    »Mit lebenden Menschen«, sagte Moh.
    Van presste die Lippen zusammen. »Ich gehe davon aus,
dass die Offensiven ohnehin stattgefunden hätten«,
entgegnete er. »Ohne

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