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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Rechnerunterstützung wären
die Verluste größer gewesen. Und bedenken Sie, das
System lernt aus seinen Fehlern.«
    »Das tut der Staat auch«, bemerkte Janis.
»Und falls Sie unterliegen – falls wir unterliegen –, dann besteht unsere einzige Hoffnung darin,
einen blutigen Bürgerkrieg zu gewinnen.«
    »Was glauben Sie eigentlich, was derzeit
stattfindet?«, fauchte Van. »Die Streitkräfte
der Hannoveraner erleiden ständig Verluste bei den so
genannten Unruhen. Bei den örtlichen Milizen handelt es sich
überwiegend um zynische Söldner ohne
Überzeugungen. Die besten der autonomen Gemeinwesen werden
das Ende eines Krieges aller gegen alle begrüßen. In
den größeren Städten finden häufig Streiks
und Demonstrationen statt. Das ist das gewalttätigste und
instabilste Land in ganz Europa. Man spricht viel vom NVK, aber
mit der ANR können wir, ehrlich gesagt, nicht
mithalten.«
    »Das hört man gern«, sagte Moh und nahm
wieder am Terminal Platz. »Das Einzige, weswegen wir uns
Sorgen machen müssen, ist, dass die Yanks eingreifen und uns
mit Bomben eindecken. Wieder einmal. Also, ich werde mich
bemühen, die elektronischen Anarchisten davon zu
überzeugen, den Kopf einzuziehen.«
    Van reichte ihm die Kabel des Gewehrs und die Brille. Moh nahm
sie mit der einen Hand entgegen, während sich die andere
bereits so geschickt bewegte wie die eines Webers.
    Farben erschienen auf dem Monitor.
    Van wandte sich den anderen Bildschirmen zu; die Lokalsender
brachten interessante Nachrichten, zumeist in Verkehrsmeldungen
versteckt.
     
    »Jesus hat geweint«, murmelte Cat, als sie sich
zusammen mit Jordan einen Weg über den verstopften Gehsteig
des Broadway bahnte. »Das halbe verdammte Land scheint zu
streiken.« Der Verkehr war zusammengebrochen, eine
Fernwirkung verstopfter Kreuzungen, die von Bussen blockiert
wurden, deren Fahrer sich gleichzeitig entschlossen hatten, ihr
Recht auf eine Frühstückspause wahrzunehmen. Mehrere
Bürogebäude wurden von Angestellten in weißen
Hemden und Krawatten bestreikt. Trotz des unaufhörlichen
Gehupes und der gebrüllten Parolen machte Norlonto einen
ruhigeren Eindruck als gewöhnlich.
    Jordan schaute die brave Kommunistin und loyale Tochter der
Revolution von der Seite an und grinste. In dem Kleid von
Modesty, das sie wie ein buntes Halstuch aus einem Ei
hervorgezaubert hatte, hätte sie als wohlerzogene junge Dame
aus Beulah City durchgehen können. Wenn man eines
außer Acht ließ…
    »Die Ausdrucksweise«, meinte er tadelnd.
»Ansonsten hältst du dich tadellos. Ich staune, wie du
dieses mühelose Gleiten bewerkstelligst.«
    »Mühelos, Blödsinn«, schimpfte Cat.
»Man muss die gottverdammten Unterröcke bei jedem
Schritt nach vorne befördern, und wenn ich nicht aufpasse,
schieße ich mir noch den Fuß ab.«
    Unter dem Kleid trug sie Jeans, zwei Waffen in Stiefelhalftern
und einen Munitionsgürtel.
    Jordan fasste sie beim Ellbogen und manövrierte sie
großtuerisch an einem Pennbruder vorbei, der im Eingang der
Hilf-den-Beladenen- Wohltätigkeitseinrichtung
zusammengebrochen war.
    »Die richtige Formulierung, meine Liebe, müsste
lauten: ›Meine Füße bereiten mir
Beschwerden.‹«
    Cat lachte. »Du solltest dich mal sehen.«
    »Setz mich ins Bild«, meinte Jordan und steckte
den Finger unter den Kragen, was aber auch nicht gegen das
Gefühl von Beengung half. Eine hektische Durchsuchung von
Mohs Kleiderschrank hatte ein fürchterliches Outfit aus den
Dreißigern zutage gefördert, einen Dreiteiler mit
Krawatte, den er wahrscheinlich bei dem Einstellungsgespräch
zum letzten respektablen Job getragen hatte, den er jemals zu
ergattern versucht hatte, eine Abweichung von seiner so genannten
geradlinigen Karriere vom Maurer über den
Gewerkschaftsfunktionär zum Söldner, die er
mittlerweile vergessen hatte. Jordan hatte darauf bestanden, Cats
Jacke und seine Jeans in einer Reisetasche mitzunehmen: was immer
er benötigte, um nach BC hineinzugelangen, er hatte nicht
die Absicht, in diesem Aufzug als Straßenredner aufzutreten
– er nahm an, dass dazu ein glaubwürdiges Auftreten
unbedingte Voraussetzung war. Selbst nach den zeitentrückten
Maßstäben von Beulah City wirkte er frisch
eingekleidet. Cat hingegen wirkte in Norlonto erstaunlicherweise
nicht fehl am Platz.
    Der Luftverkehr wurde von Alexandra Port umgeleitet, und am
Himmel wurde es allmählich eng: Luftschiffe auf der
untersten Ebene; dann

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