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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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näherte sich mit Cat dem Eingang des Gebäudes, in
dem er vor gerade erst zwei Wochen zum letzten Mal gearbeitet
hatte. Vor der Tür stand ein Krieger mit einer
Maschinenpistole. Das Gefühl, er könnte jeden Moment
durchsiebt werden, war neu für Jordan.
    »Was wünschen Sie, Sir?«
    »River Valley Distribution«, sagte Jordan und
reichte ihm eine eingeschweißte Geschäftskarte.
    »Und zu wem möchten Sie?«
    Jordan lächelte höflich. »Zu MacLaren &
Jones.« Wenn er seine ehemaligen Geschäftspartner
richtig einschätzte, würden sie sich höchstens von
durch die Fensterscheiben fliegenden Granaten von ihren
Schreibtischen vertreiben lassen.
    Der Krieger zog die Karte durch ein Lesegerät und sah auf
einen Monitor. Jordan hätte beinahe den Atem angehalten. Der
vom SILK.ROOT-Programm überbehaltene Status seiner Tarnfirma
als anerkannter Lieferant war alles, worauf er gegenwärtig
zurückgreifen konnte.
    Der Wachposten nickte und gab ihm die Karte zurück.
»Die Treppe hoch und dann rechts.«
    Er machte ihnen Platz. Jordan hielt Cat die Tür auf. Sie
stieg erstaunlich flink die Treppe hoch und ließ sich von
Jordan zu den Büros geleiten. Der große Arbeitsraum
war nahezu menschenleer, die meisten Monitore waren tot.
    Debbie Jones, die damals, als Jordan noch ihr Partner gewesen
war, immer abends gearbeitet hatte, stand an dem Schreibtisch,
den sie sich miteinander geteilt hatten. Sie blickte zur
Tür, offenbar erstaunt darüber, dass sie Besuch
bekamen. Auf dem Kursmonitor fand gerade ein Schlachtfest
statt.
    »Jordan! Ich habe gar nicht mehr daran geglaubt, dass
wir uns noch mal wiedersehen!« Sie klang halb erfreut, halb
ablehnend. Jordan hatte sie immer für ein nettes
Mädchen gehalten, intelligent, aber konventionell; ein
nichtssagendes ovales Gesicht, glattes langes Haar, ein glattes
langes Kleid. Ihr Blick huschte zu Cat und dann wieder zu Jordan;
in ihren Augen dämmerte ein Anflug von Begreifen, was er
verstörend vertraut fand. »Was machst du jetzt
so?«
    »Weißt du, weshalb ich fortgegangen
bin?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, will ich
es auch gar nicht wissen.« Ein weiterer Blick auf Cat.
»Das war ziemlich unbedacht von dir. Obwohl ich sagen muss,
dass wir bei der Rückgabe deiner Geschäftsanteile nicht
schlecht gefahren sind.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Jordan.
»Tut mir Leid, falls ich euch Unannehmlichkeiten verursacht
haben sollte.« Er hätte gern gewusst, ob ihr bekannt
war, dass er Beulah City verlassen hatte. Falls nicht, hätte
dies bedeutet, dass Mrs. Lawson mehr an Vertuschung denn an
Aufklärung gelegen war.
    »Eigentlich«, fuhr er mit einem verlegenen
Lachen fort, »bin ich nicht wegen euch gekommen. Ich muss
etwas mit Mrs. Lawson klären. Sicherheitsfragen, verstehst
du?«
    Debbie runzelte die Stirn. »Ich begreife
nicht…«
    Jordan blickte an ihr vorbei. »Hey, was macht denn da
der Dow Jones?«
    Debbie blickte über die Schulter. »Ach, diese
Ratten!« Sie setzte sich und begann hektisch zu tippen. In
den dreißig Sekunden, da sie abgelenkt war, näherte
sich Jordan energischen Schritts Mrs. Lawsons Büro.
    »Wo sind die alle?«, fragte Cat und blickte sich
um.
    »Wer weiß, vielleicht streiken sie ja.«
    »Ha, ha.«
    Er klopfte an Mrs. Lawsons Tür.
    »Herein.«
    Jordan schaute Cat an. »Nach Ihnen.«
    Cat öffnete die Tür und schwebte hindurch. Jordan
blieb etwas zurück, dann trat auch er ins Zimmer und schloss
hinter sich die Tür. Mrs. Lawson stand hinter ihrem
Schreibtisch aus Kiefernholz, die Hände auf den Kopf gelegt.
Sie hatte nur Augen für Cats Derringer; in ihrer Miene
spiegelte sich Bestürzung.
    Dann hob sie den Blick und sah Jordan. Die Bestürzung
machte Entsetzen Platz. Sie öffnete den Mund…
    Cat hob die linke Hand. Mrs. Lawson presste die Lippen
zusammen.
    Jordan kletterte über den Schreibtisch zum Terminal,
wobei er darauf achtete, dass er Cat nicht das Schussfeld
verdeckte. Er gab den Code ein und drückte die
Enter-Taste.
     
    Die Gespenster und das animalische Bewusstsein des Gewehrs
waren nicht mehr da. Er war allein und blickte wie ein Gott auf
das Land nieder. Es war mehr als eine Landkarte, mehr als ein
Blick aus einer phantastischen, wolkenlosen Höhe. Ein
Blinzeln, und schon war er näher dran. Er sah schwer
bewaffnete Kolonnen und konnte selbst einzelne Panzer
heranzoomen. Er sah die herabschwebende Seide, den aufsteigenden
Qualm, und fasste ein

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