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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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und seinen Intentionen,
wir müssen uns die Freiheit selbst erstreiten!
     
    Er kannte den Text nicht, erkannte aber die Melodie
erschauernd wieder; er hatte sie im Hintergrundlärm von
historischen Aufzeichnungen anderer Demonstrationen auf anderen
Plätzen, in anderen Städten gehört – in
Seoul und São Paulo, in Moskau, Johannesburg und Berlin.
Anschließend waren Tränengasgranaten explodiert, die
Gewehre hatten gesprochen und die Kugeln gesungen.
     
Wir ziehen in den letzten Showdown,
es geht um den Himmel und die Straßen auf Erden.
Habt ihr Angst vor dem letzten Countdown?
Es sind bessere Welten im Werden!  
Deshalb sammelt euch, Genossen!
Möge der letzte Kampf…
     
    Etwas war geschehen. Ein Laut des Erstaunens, ein
Flüstern, ein Gerücht pflanzte sich in sichtbaren
Schockwellen durch die Menge fort. Cat verstummte und richtete
sich auf, eine Hand ans Ohr gelegt. Sie zog seinen Kopf an den
winzigen Lautsprecher heran. Er hörte die Nachricht vom
Wendepunkt des Jahrhunderts, während ihn ihr Haar im Gesicht
kitzelte.
    Amerika befand sich im Generalstreik.
    Cat schaute so triumphierend drein, als habe sie den Coup
selbst bewirkt. »Wir haben gewusst, dass es dazu kommen
würde!«, sagte sie. »›Der Westen wird
sich wieder erheben‹ – erinnerst du dich? Die
amerikanischen Arbeiter haben die Imperialisten endlich zur
Hölle geschickt! Yeah, Mann! Scheiße noch eins!«
Sie sprang auf, legte die Hände an den Mund und schrie:
»US! UN! Vergesst nicht, der Westen wird sich wieder
erheben! Vive la quatrième
internationale!«
    Ein paar Meter weiter beugte sich ein alter Mann aus dem
Kontingent aus Beulah City zurück, blickte zu den
Nachrichtenjägern auf und schüttelte die Fäuste.
»›Setze dich in die Stille, gehe in die Finsternis,
du Tochter der Chaldäer; denn du sollst nicht mehr
heißen ,Herrin über Königreiche’. Lass
hertreten und dir helfen die Meister des Himmelslaufs und die
Sterngucker, die nach den Monaten rechnen, was über dich
kommen werde!‹«
    Er schritt durch die Menge und stieß unablässig
Verwünschungen aus.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Cat. Jordan
musste über die Freude und Verwirrung in ihrem Gesicht
grinsen.
    »Babylon ist gefallen«, sagte er.
     
    »Heißt das, wir haben gewonnen?«, fragte
Janis, als das gefährliche Schießen in die Luft
aufgehört hatte. Die vier Männer, die sich mit ihr den
Vordersitz teilten, riefen alle »Ja!« oder
»Nein!«, dann lachten sie. Kaum war die Neuigkeit
durchgekommen, hatte man sie angewiesen, den Bunker zu verlassen.
Der kleine Konvoi hatte sie an der Strathcarron-Kreuzung
aufgenommen (das Gewehr auf dem Boden, eine Hand auf dem Kopf,
mit dem Daumen winkend). Sie fuhren in einem Tempo nach
Süden, das sie veranlasste, in die weite Ferne oder in die
Gesichter ihrer Begleiter zu blicken – überallhin,
bloß nicht auf die Straße.
    »Das ist deine Interpretation«, sagte der Mann,
der zwischen ihr und der Tür saß. Donald Patel hatte
einen ähnlichen Akzent wie MacLennan, der überhaupt
nicht zu seinen zarten, dunklen Gesichtszügen passte.
»Das bedeutet jedenfalls, dass die Amerikaner nicht
eingreifen werden. Dort drüben werden sie eine ganze Weile
nicht mehr die rote Glut der Raketen sehen.«
Neuerliches Gelächter.
    Eine halbe Stunde später wurde gemeldet, die Regierung
Seiner Majestät habe beschlossen, den Kampf gegen den
Terrorismus aus dem Exil fortzusetzen. Eine andere Stimme gab
bekannt, die Vereinte Republik sei wiederhergestellt und eine
Übergangsregierung gebildet worden. Die Bitte der
hannoveranischen Bodentruppen, über ein Ende der
Feindseligkeiten zu verhandeln, wurde höflich, aber
entschieden abgelehnt; man forderte die Kapitulation.
    Während der Laster schwankend auf Glasgow zufuhr und der
Verkehr ständig zunahm, wurde Janis klar, dass der Jubel
über den Sieg der Republik nicht der von demobilisierten
Soldaten war. Die meisten Menschen auf der Straße waren
soeben mobilisiert worden. Sie zogen in den Krieg. Und sie
war nicht bereit, ihnen zum Abschied zuzuwinken und mit dem
Nachtflug nach Heathrow zu entschwinden.
    An der Bushaltestelle der Buchanan Street hielt der Konvoi an.
Sie stiegen aus und wurden zu einem großen Zelt dirigiert,
wo sie registriert und abermals vereidigt wurde. Dann musste sie
sich ausziehen und duschen und bekam ein Abzeichen. Jetzt war sie
eine Soldatin.
    Der Gegner wurde ihr vom Politoffizier ihrer

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