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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Einheit
beschrieben: »Wir machen uns weniger Sorgen wegen der
verbliebenen hannoveranischen Streitkräfte, sondern um den
Freistaatenpöbel, der unter ihrem Schutz gediehen ist. Es
geht um die Öko-Terroristen, die kultorientierten
Ministaaten, die Hinterhofseparatisten und die
Sandkastensozialisten, welche die Republik schon einmal verraten
haben. Um die falsche Linke, die lieber ihre eigenen kleinen
Königreiche gepflegt hat, als ihren Platz in einer
Demokratie zu verteidigen. Sie alle hatten sich mit dem
Restaurationsabkommen arrangiert und bloß heißen Wind
von sich gegeben, während unsere Leute wie gejagte Tiere ihr
Leben fristeten. Jetzt kommen sie aus ihren Schlupflöchern
hervor, um sich ein größeres Stück vom Kuchen zu
sichern. Sie glauben, die Republik sei schwächer als das
Königreich. Unsere Aufgabe ist es, sie eines Besseren zu
belehren. Sie können ihr Leben auch weiterhin so
führen, wie sie es für richtig halten, und ihre
Gemeinwesen organisieren, wie es ihnen passt, aber sie
dürfen andere Leute nicht gewaltsam fernhalten und ihr
Gebiet nicht mit Waffengewalt vergrößern. Sie
dürfen ihre Waffen sogar behalten, doch auf der Straße
haben wir das Sagen.«
    Also geht es gegen alle möglichen Sorten von Spinnern und
Verrückten, dachte sie. Das war ihr Krieg.

 
19
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Dissembler
     
     
    Den heißen Herbst und den bitterkalten Winter über
kämpfte sie im Hochmoor und auf den Straßen der
Städte, in ausgeschlachteten Raffinerien und aufgegebenen
Autobahnraststätten. Hektische Tage wechselten sich mit
kalter Stille ab, aus denen der Rauch brennender Dörfer
steil in den fahlblauen Himmel stieg. Sie robbte durch Schlamm
und Wasser, durch Dickicht und Stacheldraht.
    Was draußen in den Welt vorging, erfuhr sie aus
Fernsehen und Radio. Jetzt, da Dissembler ausgefallen war, waren
sämtliche Programme, die damit liefen, darunter vor allem
DoorWays™, nutzlos. Die Folgen für die Kommunikation
waren verheerend und nicht ganz unwillkommen; vor allem
Behörden- und Militärrechner waren betroffen. Die
Türken und die Russen bekämpften einander
unentschlossen an der bulgarischen Grenze; die Sinowjets (die
Bezeichnung hatte sich durchgesetzt und war anglisiert worden)
erreichten Ulan Bator; eine Gruppe von Asteroidenbergleuten rief
die Republik von New South Yorkshire aus. Die US-Regierung zog
sich als Reaktion auf die Streiks und Aufstände aus den UN
zurück und berief eine verfassungsgebende Versammlung ein.
Mehrere Einzelstaaten spalteten sich schon vorher ab, was die
Kommentatoren zu der Bemerkung veranlasste, die USA verwandelten
sich allmählich in die zweite Ehemalige Union: die EU2. Die
UN-Kampfsatelliten, die unter einem unnachgiebigen Boykott der
Weltraumarbeiter zu leiden hatten, bedrohten ausgewählte
Ziele mit Laserwaffen. Eine der lunaren Magnapultanlagen erteilte
ihnen eine kleine Lektion in Orbitalmechanik, und damit war die
Gefahr beseitigt.
    Und das war das Ende der Vereinten Nationen. Ohne die
Unterstützung der USA konnte es keine US/UN mehr geben. Die
Weltraumverteidigung mutierte zur Erdverteidigung, ihre Waffen
wandten sich nach außen, um fortan nur noch natürliche
Gefahren abzuwehren. Die Yanks wurden wieder Amerikaner und
machten sich begeistert daran, zu untersuchen, zu säubern,
zu denunzieren und auszusagen.
    Eines Tages sah Janis auf einem flimmernden Fernseher in einem
leeren Laden Jordans Gesicht: ein Interviewausschnitt, der in
Sekunden vorbei war. Sie verspürte jähe
Schuldgefühle, und am Abend setzte sie sich hin und schrieb
ihm einen Brief. Er wusste bestimmt schon, dass Moh tot war; mit
derlei Dingen nahm es die ANR genau. Obwohl sie es noch nie
versucht hatte, wusste sie, dass sie die Einzelheiten von Mohs
Tod niemandem erzählen konnte. Daher blieb ihr nicht viel zu
berichten, doch anschließend fühlte sie sich
besser.
    Sie fand neue Freunde und verlor ein paar alte.
    Die Republik machte sich schneller Feinde, als sie sie
vernichten konnte.
     
    Mein Gott, dachte sie, hier stinkt es aber.
    Es war ein Dorf mit ein paar Dutzend Einwohnern, in einem
grünen Tal im Lake District gelegen. Die Generatoren wurden
mit erbeuteten Solarzellen und Methan betrieben – Furzgas
sagten ihre Kameraden dazu. Die Hütten bestanden aus
Teerpappe, verrostetem Eisen und Tierhäuten. Die Menschen
lebten vom Ackerbau, von der Jagd und vom Diebstahl und wuschen
sich nicht.
    Das Gewehr in die Hüfte gestemmt,

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