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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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unversöhnliche
Gesicht Moh Kohns an.
    »Sie sind tot!« Die Worte kamen aus Donovans Mund
und wurden verstärkt zu ihm zurückgeworfen.
    »Ja, Moh Kohn ist tot, Donovan.« Janis wusste
nicht, hatte sie das gesagt oder das Avatar.
    Donovan kratzte an einem Databoard. Die Monitoranzeigen
flackerten, und ein sengender Schmerz durchbohrte Janis’
Schädel, ein rotglühendes Migräneschwert. Sie
taumelte inmitten roten Nebels.
    An einer Stelle lichtete sich der Nebel, ein grauer Flecken
wie das Innere eines Gehirns. Sie konzentrierte sich darauf und
dachte an die Formen der Moleküle, die Chemie des
Gedächtnisses, die Gleichungen des Begehrens, das Werk des
Neuropsychologen Luria, an die Gesetzmäßigkeit der
Zahlen…
    Und dann war sie hindurch, und alles war wieder klar, die
kühlen grauen Linien auf den Monitoren zeichneten ihre Worte
nach. »Sie haben Viren, ich aber bin immun dagegen, und ich
lebe, während Sie…«
    Sämtliche Greifarme bewegten sich, die Ketten schwangen,
und die Manipulatoren packten zu.
    »… tot sind.«
     
    Sie streiften einige Sekunden lang durch die Ölplattform,
während das Avatar die Programme ausfindig machte, ihre
Geheimnisse in sich aufnahm. Janis war sicher, dass es ihre
Entscheidung gewesen war, die Alarmsysteme auszulösen und
den Start der Dämonenprogramme, die sie
zurückließen, um eine Stunde zu verzögern.
    Sie flüchteten durch die Fettröhre, den schmalen
Kanal, und dann waren sie draußen und flogen wieder. Die
felsigen Hügel wurden grün, in den Stadtvierteln wurde
es nacheinander hell, immer schneller, bis das Licht die ganze
Erde umfasste. Es wunderte sie nicht, dass sie durch die Erde
hindurchsehen konnte.
    Und dann saß sie wieder am Schreibtisch, wo sie
natürlich die ganze Zeit über gesessen hatte. Das
Avatar schaute sie an, kein blasser Umriss mehr, sondern ein Bild
mit satten Farben, in seiner Gegenwärtigkeit schockierender
als das Bild, das sie normalerweise in der Brille sah.
    Es lächelte.
    Er lächelte, und sie lächelte zurück.
    Als sie die Brille abnahm, verschwand das Bild nicht –
es verweilte auf dem Monitor. Sie schloss die Augen und
schüttelte den Kopf, dann blickte sie wieder das
spöttische Lächeln an. Das Gesicht verschwand, und an
seine Stelle trat ein Bild, das sie seit Monaten nicht mehr
gesehen hatte, das vertraute Logo von DoorWays™ –
jedoch in leicht veränderter Form: darunter stand in kleiner
Schrift:
     
    Dissembler 2.0
Neue Version
     
    Von einem Moment auf den anderen wurde alles anders.
    Jordan hatte den Medienraum dieser Tage mehr oder minder
für sich. Das Telepräsenz-Exoskelett, mit dem Mary auf
der ganzen Welt tätig war, hing leer und unbenutzt an der
Wand. Auf den Datenhandschuhen lagerte sich Staub ab, und das
VR-Gerät war nur noch für Textverarbeitung zu
gebrauchen. Jordan verfasste damit gerade einen Artikel für
eine Zeitung in Beulah City. Ungeachtet der neuen Pressefreiheit
war es schwer, diese Menschen davon zu überzeugen, dass
Toleranz keine Schwäche war und Pluralismus nicht Chaos
bedeutete; er versuchte, seine Argumente in einer
verständlichen Sprache vorzubringen. ›Die Bekehrung
Ninives‹ wollte er den Artikel nennen, in Anspielung auf
eine wenig beachtete Passage des Buches Jona.
    Es war eine heikle Aufgabe, denn einerseits musste er deutlich
machen, dass er selbst kein Gläubiger war, anderseits
rüberbringen, dass er sich nicht über anderer Leute
Überzeugungen lustig machte, sondern glaube, in der
Geschichte sei ein tieferer Sinn versteckt…
Allmählich schien ihm so, als sei der ganze Ansatz falsch,
und er täte besser daran, ihnen gleich mit Milton und
Voltaire zu kommen und sich einen Teufel um die Konsequenzen zu
scheren.
    »Du bist jetzt ein Revolutionär«, hatte Cat
zu ihm gesagt, und sie hatte Recht gehabt. Alles war
komplizierter und strittiger, als er je erwartet hatte. Wir sind
ein Volk. Ein Volk mit siebzig Millionen Ansichten.
Außerdem gab es noch Tausende andere Völker, die alle
von den gleichen Flutwellen mitgerissen wurden, welche die
irdischen Reiche hinweggeschwemmt hatten. Tausende Völker
und Milliarden Ansichten. Jede einzelne Splittergruppe der
Opposition hatte sich seit dem Sieg der Republik mindestens
einmal wegen Meinungsverschiedenheiten darüber, was man mit
diesem Sieg anfangen solle, gespalten.
    Auch die Weltraumbewegung hatte sich gespalten. Die Spaltung
entsprang keinem rein ideologischen Zwist.

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