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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Beide Seiten
verwendeten die gleiche Sprache. Der Streitpunkt war wirklich
heikel: ging die größte Gefahr von den Freistaaten und
Barbaren aus, die ihre Einflusssphären verteidigten, oder
von der Republik, die versuchte, einen minimalen Gesetzesrahmen
durchzusetzen? Wilde sprach sich dafür aus, die Republik zu
unterstützen, ihre Ansprüche aber zu dämpfen.
Diese Position bereitete Jordan Unbehagen, kam seinen eigenen
Ansichten aber am nächsten, wenngleich er gegenüber
Leuten wie den Ältesten, den Geistlichen und den
Kriegeroffizieren von Beulah City lieber eine härtere
Gangart angeschlagen hätte. »Stellt sie an die
eingerissenen Wände«, hatte er einmal geschrieben.
    Seine Artikel und Argumente hatten ihm einen gewissen Ruhm
eingebracht, und sein Gespür für die Märkte hatte
ihn auch in den chaotischen Wirren des Bürgerkriegs nicht im
Stich gelassen. Er verdiente seinen Lebensunterhalt; und Cat
– deren Fähigkeiten von der Revolution in
höchstem Maße gefordert worden waren – hatte
sich darauf gestürzt, die Verteidigung zu organisieren,
Kontakte zwischen den Milizen, den Schutzsöldnern und den
neuen Autoritäten zu knüpfen. Hin und wieder nahm sie
aktiv an den Kämpfen teil; um in Übung zu bleiben, wie
sie ihm sagte, und um ihre Glaubwürdigkeit zu wahren. Dann
hätte er am liebsten gebetet, wenn auch nur zur
Göttin.
    Im Moment aber kämpfte Cat nicht. Sie war mit dem Kochen
an der Reihe. Er hoffte, sie wäre bald fertig.
     
    Das Teleskelett bewegte sich; die Arme reckten, die Finger
krümmten sich. Jordan schreckte zusammen. Dann fasste er
sich wieder und beäugte misstrauisch das Gerät. Mit
einem hörbaren Knacken entspannte es sich wieder.
    Wahrscheinlich eine Überspannung. Als Jordan auf den
Monitor blickte, stellte er fest, dass sein mühsam
verfasster Artikel gelöscht war. Mit offenem Mund
beobachtete er, wie das Fenster schrumpfte, während an den
Rändern Menüs auftauchten und sich DoorWays™
öffnete…
    Er klickte sich eifrig durch die Optionen, bis er sich
überzeugt hatte, dass alles vorhanden war. Als er das
veränderte Logo bemerkte, lächelte er. Eine neue
Version, in der Tat. Wenn es stimmte, was man sich darüber
erzählte, wie Josh Kohn Dissembler entwickelt hatte, mussten
sie einen wahren Könner darangesetzt haben. Soviel Jordan
wusste, galt es allgemein als unmöglich, das Programm im
üblichen Sinn zu warten oder zu dokumentieren.
    Bevor er losstürzte und allen die frohe Kunde
überbrachte, hielt er es für geraten, in der Mailbox
nachzusehen. Eine Nachricht von der Armee der Neuen Republik war
eingetroffen, adressiert an das Kollektiv. Dort hatte sie seit
dem Tag des Aufstands gewartet – seit dem Tag, als der
Dissembler-Code zusammengebrochen war.
    Er öffnete die Nachricht.
     
    An C Duvalier betr. J Brown
    2 Tage @ 200 B-m/Tag
    BETRAG 400 B-m
    BEZAHLT
    Datum wie gen.
     
    Eine Weile rührte er sich nicht; er hatte das
Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er erinnerte sich an
ihre geheimnisvollen Bemerkungen, an die Neigung ihres Kopfes,
wenn sie ihn langsam schüttelte, an ihre geflüsterte
Ermahnung, es nicht wieder zu tun, sich nicht wieder in den
Schwarzen Plan einzuhacken. Er erinnerte sich an das Gewicht der
Waffe in ihrer Jackentasche.
    Er wusste, dass sie jetzt in gewisser Weise eine
Emissärin der ANR war. Das hatte sie so gut wie selbst
gesagt. Er aber hatte geglaubt, ihr Handeln entspringe vor allem
ihrer Überzeugung. Wenn er es sich recht überlegte, war
das tatsächlich der Fall gewesen. Aber sie war hergekommen,
um einen Job zu erledigen, einen Job, für den sie bezahlt
worden war, und bei diesem Job war es um ihn gegangen. Sie hatte
ihn davon abhalten sollen, sich weiterhin auf höchst
riskante Weise in die Angelegenheiten des Schwarzen Plans
einzumischen, sie hatte ihn in die richtige Richtung gelenkt, und
er hatte gezielt und gefeuert. Vielleicht war sogar ihr
Eindringen in Beulah City Teil des Plans gewesen… des
großen Plans, verbesserte er sich voller Bitterkeit.
    Ach Gott, vielleicht hatte sich der Schwarze Planer vor allem
deshalb an ihn gewandt, weil er ihn dazu bringen wollte, BC zu
verlassen, damit er gegebenenfalls dort eindringen konnte! Nein,
das war allzu paranoid.
    Seit dem Tag, als der Dissembler-Code unter einem – so
wurde gemunkelt – verzweifelten Angriff der Spinner, die
ihren letzten Bolzen verschossen hatten, zusammengebrochen war,
hatte man nichts

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