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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Schweiß.
    »Irgendwas gefunden?«
    Kohn betrachtete düster den kleinen Stapel von
Prozessoren: mattes Funkeln, scharfe Ränder – ein
Haufen Narrengold. »Terabytes«, sagte er.
»Größtenteils passive Speicherdaten. Obendrein
verschlüsselt. Verdammt.«
    Er setzte die Prozessoren nacheinander wieder ein und rammte
das letzte Element wie ein Magazin ins Fach. Es blinkte, als die
Systeme sich anmeldeten; Laufwerke surrten und verstummten
wieder. Das Gewehr war einsatzbereit.
    »Können Sie sich noch darauf verlassen?«,
fragte Janis.
    »Aber klar doch«, sagte er. »Das macht mir
keine Sorgen. Die AK-Software kann man nicht ruinieren. Wurde
schon versucht. Scheiß-unmöglich. Nee, ich will Ihnen
verraten, was mir Kopfschmerzen bereitet. Nämlich wer sich
sonst noch drauf verlassen kann.«
    Seufzend pflanzte sie die Ellbogen auf den Tisch, stützte
den Kopf auf die Hände. »Damit ich Sie richtig
verstehe«, sagte sie. »Was auch immer dort passiert
ist, jemand oder etwas hat Unmengen von Daten in den Speicher
Ihres Gewehrs geladen, und Sie glauben, es würde die
gewehreigene Software dazu benutzen, diese zu
schützen?«
    Er sah das Funkeln in ihren Augen, die Röte auf ihren
Wangen, und wusste, es hatte nichts mit ihnen beiden zu tun: es
war lediglich Ausdruck der wilden Erregung, wie sie mit dem
Einkreisen einer Hypothese einherging.
    »Das klingt vernünftig«, sagte er
bewundernd.
    »Und nicht bloß die Software«, fuhr sie
fort. »Es beschützt sie mit dem Gewehr und unter
Einsatz…«
    Ihre Zähne blitzten kurz auf: Hab’s
kapiert.
    »Ja«, sagte er. Er hatte es ebenfalls begriffen.
»Und unter Einsatz meines Lebens.«
    Er richtete sich schwerfällig auf. Es war besser, diesen
Blick, diese wissenschaftliche und abwägende Musterung aus
der Höhe über sich ergehen zu lassen.
    Er zuckte die Achseln und streckte sich. »Was ist neu
daran?«, fragte er. »Zum Teufel damit. Ich hab
Hunger.«
     
    Als sie den langgestreckten Raum betraten, saßen ein
Dutzend junger Erwachsener und ein paar Kinder um den Tisch
herum, unterhielten sich und aßen. Vom Geruch und dem
Anblick des Hühnerkormas mit Reis lief Janis das Wasser im
Mund zusammen.
    Alle verstummten und sahen sie an.
    »Janis Taine«, verkündete Kohn. »Ein
Gast. Eine Person, die unseren Schutz in Anspruch nimmt. Und eine
prima Frau.« Er legte ihr den Arm um die Schulter.
»Kommen Sie, setzen Sie sich.«
    Nach einer Weile rückte man auseinander. Kaum dass Janis
Platz genommen hatte, standen auch schon ein gehäufter
Teller und ein Glas Wein vor ihr. Sie aß, nickte und
lächelte zwischendurch, während Kohn die anderen
vorstellte: Stone, ein großer Mann mit der Figur und den
Händen eines Bauarbeiters; Mary Abid, der das häusliche
Leben im Vergleich zu den Erzählungen ihres Großvaters
zu friedlich vorgekommen war; Alasdair Hamilton, ein
Sprengstoffexperte von den Hebriden mit bedächtiger
Redeweise; Dafyd ap Huws, ein ehemaliger ANR-Kader… Einem
so beruhigend gefährlichen Haufen netter Leute war sie noch
nie begegnet.
    Keiner stellte ihr Fragen oder erwähnte auch nur ihren
Anruf vom Nachmittag (offenbar verstieß das gegen ihre
Etikette), daher erzählte sie auch nichts von sich. Hin und
wieder sah sie Moh von der Seite an, der bloß verlegen
zurückgrinste, wenn er ihrem Blick begegnete. Er wirkte
müde, als befinde sich sein Körper im Ausnahmezustand;
wenn er sich unbeobachtet wähnte, wirkte er erbittert. Nach
der Mahlzeit brach er ein paar Piece entzwei und baute mit der
gleichen mechanischen Geschicklichkeit, die er auch beim
Zusammensetzen des Gewehrs an den Tag gelegt hatte, einen
großen Joint. Sie lehnte ab, worauf er den Joint an Stone
weiterreichte.
    Stone inhalierte den Rauch, stieß ihn durch die Nase aus
und sagte: »Okay, Moh, wir warten.«
    Eines der Kinder räumte das Geschirr ab. Janis wandte
sich von dem verwunderten Blick ab, den ihr »Danke«
ihr einbrachte, und bemerkte, wie sich jähes Schweigen auf
den Tisch herabsenkte. Moh steckte sich eine Zigarette an und
kippelte auf dem Stuhl zurück.
    »Genossen«, sagte er, »wir sitzen tief in
der Scheiße.« Er schaukelte vor, stützte die
Ellbogen auf den Tisch und sah einem nach dem anderen in die
Augen. »Zunächst zu Janis. Sie ist Wissenschaftlerin.
Sie ist vor der Stasis geflüchtet, oder wer auch immer ein
paar Dämonen in ihr Laborsystem eingeschleust hat. Und ich
passe auf sie auf, ja, und wir werden

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