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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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auch von hier wieder
verschwinden, aber ich möchte, dass ihr das im Kopf
behaltet. Mehr möchte ich nicht dazu sagen, also stellt auch
keine Fragen.
    Zum nächsten kleinen Problem, und jetzt wird’s
interessant. Gestern Abend habe ich Cat angeschossen. Sie ist
okay, keine Angst. Aber sie war mit einem Bombenlegerteam der
Spinner im Einsatz. Habe sie überredet, sich ins Krankenhaus
fahren zu lassen, und es sieht ganz so aus, als ob das
Linksbündnis nach all dem Gerede über ein Bündnis
mit den Grünen und so weiter jetzt mal zur Abwechslung
Nägel mit Köpfen machen würde. Da steht was ins
Haus. Und zwar bald. In Wochen oder in Tagen. Dazu noch die ANR.
Cat meinte, die verheimlichten was – ihr wisst ja, wie sie
ist. Ich vermute, es ist bloß eine Frage der Zeit,
bis sie zu einer Übereinkunft gelangen.
    Ihr braucht mir nicht extra zu sagen, dass uns das in eine
ziemlich haarige Lage bringt.« Er lachte leise.
»Haarige Lage, ha, das ist gut.« Er stand jetzt, die
Fäuste auf den Tisch gestützt. »Was ich wissen
will, ist Folgendes: Warum, zum Teufel, haben wir nichts davon
gewusst?«
    Er setzte sich wieder, wandte sich an Janis und setzte wie
beiläufig hinzu: »Das Felix-Dserschinskij- Kollektiv, du meine Güte.«
    Anschließend wurde es laut.
     
    Wenn Moh gehofft hatte, mit einem Streit über einen
Rückschlag an der Aufklärungsfront ablenken zu
können, so wurde er enttäuscht. Die meisten beteuerten,
sie hätten alle Gerüchte, die ihnen zu Ohren gekommen
waren, auch ins System eingespeist, von dem sie eben als
Gerüchte bewertet worden seien.
    Was sie wirklich bewegte, war die nicht von der Hand zu
weisende Möglichkeit, dass sie wie Moh irgendwann auf
Menschen schießen könnten, die auf Grund ihrer
politischen Zugehörigkeit und ihrer persönlichen
Bindungen auf derselben Seite standen wie sie. Ein Großteil
der hitzigen Diskussion ging an Janis vorbei, gleichwohl aber
bemerkte sie, dass eine Polarisierung stattfand: Moh, Dafyd und
Stone vertraten die Ansicht, dadurch ändere sich nichts,
während Mary und Alasdair dafür plädierten, alle
Aufträge abzulehnen, die sie mit den Linken in Konflikt
bringen könnten. Die anderen neigten dem einen oder anderen
Standpunkt zu. Zu Janis’ Verwunderung und Erleichterung
trug Moh nur wenig zur Debatte bei, abgesehen von einem
gelegentlichen sarkastischen Lachen oder einem trockenen Kichern,
wenn Bemerkungen fielen wie: »Was diese Genossen noch nicht
begriffen haben…«
    Moh aber brachte die Diskussion mit einem Hüsteln und
einem leichten Achselzucken zum Abschluss.
    Er erhob sich erneut. »Okay«, sagte er, »wir
können im Moment nicht abstimmen, da zu viele von uns im
Einsatz sind. Ich schlage Folgendes vor: als Kooperative halten
wir bestehende Verträge ein. Die Mitglieder, denen es
Probleme bereitet, eine bestimmte Einrichtung zu schützen,
bitten um Freistellung. Wer einen Auftrag annimmt und
anschließend aussteigt, gilt als Selbständiger und
übernimmt die volle Verantwortung. Außerdem sollten
wir das Problem in die richtige Perspektive rücken, okay?
Wir setzen seit jeher ein Minimum an Gewalt ein.«
    Er legte eine Pause ein, als müsse er sich über
einen Gedanken klar werden, dann fuhr er fort: »Ich habe
ein reines Gewissen. Und noch etwas: sollten die vereinzelten
Sabotageakte und Überfälle tatsächlich in eine
Großoffensive münden, dann sind alle Vereinbarungen
hinfällig. Das steht im Kleingedruckten unserer
Verträge. Sind alle damit einverstanden?«
    Das waren sie, wenngleich Alasdair als Letzter und auch nur
widerwillig sein Einverständnis bekundete.
    »Und wenn die ANR nun tatsächlich eine Offensive
startet?«, fragte Dafyd. Alle lachten. Dafyd wirkte
verletzt, Moh beugte sich zu ihm hinüber und legte ihm die
Hand auf die Schulter.
    »Wenn es dazu kommt, Mann«, sagte er, »tun
wir genau das, was im Vertrag steht; wir unterstützen voll
und ganz die staatlichen Behörden!«
    Während Janis in die lachenden Gesichter blickte, die
sich auf Grund der Bemerkung sichtlich entspannt hatten,
überlegte sie, was diese wohl bedeutete. Nicht
wortwörtlich, sondern auf der Ebene des Doppelsinns –
Moh oder jemand anderem hatte es große Freude bereitet,
diese Klausel ins Kleingedruckte einzuschmuggeln. Trotz ihrer
gegenteiligen Ansichten und ungeachtet ihres offenkundigen
Zynismus und ihrer Skepsis bezüglich der ANR gingen sie
offenbar davon aus, dass diese gerechte

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