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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Ziele verfolgte.
    Und das galt auch für sie: jetzt, wo sie darüber
nachdachte, wurde ihr bewusst, dass dies für die meisten
Menschen, die sie kannte, eine Grundvoraussetzung darstellte.
Lange bevor die Republikaner an die Macht gekommen waren, hatten
sie den britischen Staat, das alte Establishment, als
›Hannoveranerregime‹ bezeichnet, und dieser
Spottname wurde auch jetzt noch, lange nach dem Sturz der
Republik, von jedermann für das wiederhergestellte
Königreich verwendet. Nur wenige nahmen den Anspruch der
ANR, die rechtmäßige Regierung zu stellen, ernst, aber
gleichfalls nur wenige taten ihn auch vollständig ab. In den
weit übers Land verstreuten kontrollierten Zonen und in der
Vorstellung der Menschen existierte die Republik noch immer. Sie
verfügte über die Hegemonie. So viel hatte sie bereits
erreicht.
    Stone unterbrach die mittlerweile eher zwanglosen
Unterhaltungen mit der Bemerkung, einige Leute müssten nun
an die Arbeit gehen. Auf einmal kramten alle nach ihren Waffen,
und kurz darauf war Janis mit Moh und Mary Abid allein.
    »Zeit für die Nachrichten«, sagte Mary. Janis
blickte sich nach einem Fernseher um.
    Mary lächelte. »Wir senden unsere eigenen
Nachrichten«, sagte sie.
    Sie räumte in dem Durcheinander von elektronischen
Geräten ein Plätzchen frei und verwandelte sich auf
einmal in eine professionelle Nachrichtensprecherin, die
verwackelte, mit Kopfkameras aufgenommene Agenturmeldungen von
demonstrierenden, in Straßenkämpfe verwickelten, sich
auf Weltraumplattformen gewerkschaftlich organisierenden oder
gefährliche industrielle Prozesse auskundschaftenden
Genossen zusammenstellte… Janis, die alles auf einem
Monitor beobachtete, war unwillkürlich beeindruckt. Die
meisten Schutzorganisationen sendeten Berichte über ihre
Aktivitäten und verwendeten sie als Krimiunterhaltung und
zur Eigenwerbung; diese Gruppe aber wollte offenbar politisch
Einfluss nehmen.
    »Wie viele Abonnenten haben Sie?«, fragte Janis,
als Mary fertig war.
    Mary schüttelte ihr Haar aus, das sie sich vor der Kamera
zurückgebunden hatte. »Ein paar hundert«,
antwortete sie. »Es bringt nicht viel ein, es sei denn,
einer der größeren Oppositionssender übernimmt
einen unserer Beiträge. Das tun viele Gruppen, sie tauschen
ständig Stories und Ideen und so aus, übers Netz.
Für Leute, die nicht alles sichten, sich aber auch nicht auf
die üblichen Filter verlassen wollen.«
    »Die ganzen Anti-UN-Gruppen bedienen sich
untereinander«, meinte Moh. »Das ist die globale
Verschwörung der Paranoiker. Die Letzte
Internationale.«
    Mary warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Janis ist in Ordnung«, sagte Moh, unvermittelt
wieder ernst geworden. Mary musterte ihn skeptisch, dann wandte
sie sich mit einem Lächeln, das ihre Verlegenheit nicht zu
verbergen vermochte, an Janis.
    »Nichts für ungut, ja?«, sagte sie. Janis,
die das Gefühl hatte, irgendetwas sei ihr entgangen, nickte.
Bevor sie eine Frage stellen konnte, sagte Moh: »Na
schön, dann sollten wir uns mal anschauen, was die
Gegenseite zu berichten hat.«
    Die großen Nachrichtenfilter waren sich dieses eine Mal
über den Aufmacher einig: türkische Truppen hatten in
Sofia auf Demonstranten geschossen. Die Russen hatten
erklärt, sie teilten mit den Bulgaren ein
›christliches und orthodoxes Erbe‹ (die
Berichterstatter debattierten ernsthaft, ob damit das orthodoxe
Christentum oder der orthodoxe Kommunismus gemeint sei) und
würden derlei Übergriffe auf keinen Fall dulden. Der
Präsident von Kurdistan wurde beim Besteigen einer
KLM-Tupolew nach Moskau gezeigt, wo er sich
routinemäßig mit dem Präsidenten der ehemaligen
Union beraten wollte.
    Mary formte mit den Fingern hämisch das O-Zeichen und
ging hinaus.
    Die Meldungen über die Softwarestörungen, die
mittlerweile den Spinnern zugeschrieben wurden, kamen weit hinter
der Warnung der US/UN an die Adresse einer japanischen
Autofirma.
    »Kein Wort über unbekannte AIs oder einen
Durchbruch bei Gedächtnisdrogen«, sagte Moh und
stellte den Monitor aus. »Ich hab’s gewusst. Die
kapitalistischen Medien vertuschen alles!«
    »In euren alternativen Medien hab ich auch nichts davon
gesehen«, bemerkte Janis.
    »Schön für uns.«
    »Ja… Wollen Sie Ihren… Genossen denn gar
nichts davon sagen?«
    Moh kratzte sich am Kopf. »Eigentlich nicht.«
    »Nicht sehr genossenschaftlich, oder?«
    »Aber ja doch. Es fiele mir schwer,

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