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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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erschaffen.«
    »Das hat er gesagt?«
    »So in etwa. Mit weniger Worten. Ich schlag’s
für Sie nach.«
    »Ja, tun Sie das. Die natürliche Umwelt des
Menschen ist künstlich – ja, das gefällt mir. Wir
müssen uns diese Option offenhalten, genau wie die
Beringstraße…«
    »Zwischen Sibirien und Alaska!«
    Sibirien wurde kommunistisch regiert, Alaska von den
Libertariern. Wilde grinste ihn an.
    »Genau.«
    Beim Mittagessen schaute Kohn sich in der lauten Mensa um,
stellte seine Besorgnisse hinsichtlich eventueller
Überwachungsmaßnahmen zurück und sagte:
»Wir haben immer noch ein Problem. Was sollen wir wegen der
Typen an der Laborbaustelle nun eigentlich
unternehmen?«
    Wilde zuckte die Achseln. »Nicht viel. Die Miliz wird
die nicht anrühren, und die unabhängigen Agenturen
werden sich ebenfalls nicht einmischen.«
    »Aha«, meinte Kohn. »Ich glaube, Sie haben
da eben den Finger auf eine…«
    Wilde vollendete an seiner Stelle den Satz: »…
auf eine Marktlücke gelegt!«
     
    Am Abend waren die grünen Streikposten noch immer vor der
Baustelle postiert.
    »Was war das?« Der Typ, der Kohn belästigt
hatte, wandte sich auf ein Geräusch hin um. Jemand
drückte ihm eine Gewehrmündung an die Wange.
Überall waren gedämpfte Geräusche zu
vernehmen.
    »Dein schlimmster Albtraum«, sagte eine Stimme aus
der Dunkelheit, aus etwa einem Meter Abstand. »Ein Jude mit
einer AK-47 und Format.«

 
7
----
Das überladene Gewehr
     
     
DAS BRITISCHE VOLK
GEDENKT
DES GLORREICHEN SIEGES ÜBER
DIE DEUTSCHEN FASCHISTISCHEN BARBAREN!
     
    Der in metergroßen Lettern an die Giebelseite des Hauses
gepinselte Spruch und die dazugehörige Wandmalerei (ein
Sowjetsoldat, der über dem zerstörten Reichstag eine
rote Fahne hisste) waren die einzigen Merkmale, welche das
Hauptquartier des Felix-Dserschinskij-
Arbeiterverteidigungskollektivs von den anderen
vierstöckigen Gebäuden in der Straße in
unmittelbarer Nähe des Muswell Hill Broadway
unterschied.
    »Das hat einer der Jungs aus der Gegend angefertigt, als
wir gerade nicht aufgepasst haben«, sagte Kohn.
»Nicht unbedingt internationalistisch, aber ein Faustschlag
ins Gesicht unserer Hannoveranerfreunde.«
    Janis war ausgestiegen. Sie schaute nach oben. Ein Luftschiff
– Wolke und Sternbild in einem – flog dicht über
sie hinweg und näherte sich langsam dem Wald der
Befestigungsmasten am nahen Horizont, wo ein verschachteltes,
überladenes Gebäude aufragte, gekrönt von riesigen
holografischen Gestalten, die in einer stalinistischen
Lichtskulptur nach dem Himmel griffen. Als Wolken die blasse
Septembersonne verdeckten, wurden sie von Minute zu Minute
heller.
    Eine niedrige Mauer und eine Gartenhälfte. Kohn
öffnete die Tür.
    »Nach Ihnen, Lady«, sagte er.
    Sie trat ein. Kohn ließ die Taschen in der Diele stehen
und geleitete sie in einen langgestreckten Raum. Am anderen Ende
lag die Küche. In der Nähe der Tür gab es Sofas,
Sessel und einen ramponierten Tisch, und es lagen allerhand
Waffen und elektronische Ausrüstung herum. Der Raum war
früher offenbar zweigeteilt gewesen; er wirkte provisorisch,
unfertig: die alten Sessel und Sofas hatte man mit bunten
Tagesdecken und Kissen verschönert, der Tisch wies Kerben
und Flecken auf, die getünchten Wände waren mit
Plakaten und Kinderzeichnungen bepflastert. Die entlang der einen
Wand aufgestellte Kücheneinrichtung war wahrscheinlich schon
von mehreren Vorbesitzern als Sperrgut auf die Straße
gestellt worden; um den Herd herum waren Regale mit einer
kunterbunten Mischung aus Büchern und Gläsern mit
Kräutern angebracht. Erhellt wurde der Raum von gedimmten
Leuchtstreifen, die das ganze Spektrum abdeckten: ein
Zwielichteffekt. Bloß die Waffen und die Computer, die
Kameras, Bildschirme und Kommunikationsgeräte funkelten wie
neu.
    »Die meisten Genossen kommen erst in ein paar Stunden
zurück«, sagte Moh. »In der Zwischenzeit sollten
wir ein bisschen hacken und herumschnüffeln. Wie
wär’s erst mal mit einem Kaffee?«
    Janis berührte eines der Gewehre. »Dafür
könnte ich jemanden umbringen«, sagte sie.
    Während Moh sich an der Küchenzeile zu schaffen
machte, durchstöberte Janis die Hardware, bis sie ein
Telefon entdeckt hatte.
    »Kann man von hier aus telefonieren, ohne abgehört
zu werden?«, fragte sie.
    Moh blickte sie erstaunt an, dann winkte er ab.
    »Hier sind Sie im Weltraum«, erinnerte er sie.
»Hier können Sie überall

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