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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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bekam; und als sie auf ihn
hinuntersah, stellte sie lächelnd fest, dass er einfach so
eingeschlafen war.

 
10
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Der Übergangsprogrammierer
     
     
    Moh erwachte jäh aus einem Traum voller Geschrei und
Kampf, aus einem Traum vom Fallen.
    Neben ihm regte sich Janis und murmelte etwas, dann zog sie
die Decke hoch, so dass nur noch der rote Haarschopf von ihr zu
sehen war, der wie der Schweif eines Eichhörnchens auf dem
Kissen lag. Moh verschränkte die Hände hinter dem Kopf
und blickte an die Decke, während sich seine bloßen
Schultern an die Kälte gewöhnten.
    Behutsam, so als erkunde er mit der Zunge einen lockeren Zahn,
konzentrierte er sich auf den Rand seines Bewusstseins. Das Neue
war noch immer da, das Gefühl, statt Durcheinander herrsche
Ordnung und an die Stelle des Bodens sei der Himmel getreten. Er
konnte sich noch immer über die Felskante beugen und in den
bodenlosen Abgrund seiner Vergangenheit blicken. Allerdings wurde
ihm dabei nicht mehr schwindlig vor Angst. Er konnte sich davon
abwenden und vertrauensvoll am Abgrund entlanggehen.
    Er hatte das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Bei dem
Gedanken lächelte er, blieb liegen und dachte weiter nach.
Was auch immer in seinem Kopf vorgehen mochte, ganz gleich, ob es
auf die Drogen oder die Begegnung mit der Wesenheit oder auf eine
Wechselwirkung zwischen beidem zurückzuführen war, es
war real und dauerhaft. Es schüchterte ihn ein und
ärgerte ihn. Es war für ihn immer eine Frage des
Stolzes, nicht des Prinzips gewesen, weder zu fixen noch Pflaster
zu nehmen; smarte Drogen hatte er nie angerührt. (Bloß
dumme, überlegte er reumütig. Was immer sonst noch in
seinem Schädel vor sich ging, es tat weh.)
    Er musste sich entscheiden, wie viel er Jordan sagen wollte.
Er verspürte einen Anflug von Bedauern, weil er Stone nicht
eingeweiht hatte: ein guter Genosse, sein bester Kumpel,
jahrelange Zusammenarbeit… gleichwohl sprach alles
dafür, ihn aus der Sache herauszuhalten. Sollte irgendetwas
schiefgehen (Tod, Wahnsinn, halt so was), dann bräuchte das
Kollektiv jemanden, der von alledem nicht betroffen war.
    Nicht dass er eine klare Vorstellung von einer positiven
Entwicklung gehabt hätte. Trotz des geheimnisvollen
Downloads in den Speicher seines Gewehrs war er sich keineswegs
sicher, dass dem Phänomen, dem er begegnet war, eine
objektive Realität zukam. Das Netz hatte eine ganze
Subkultur von Menschen hervorgebracht, die behaupteten, Kontakt
mit unabhängigen, über Eigenbewusstsein
verfügenden AIs zu haben, die ihnen unerhört wichtige
Botschaften übermittelten und sie zu gewalttätigen oder
bizarren Handlungen anstifteten… Phantasievorstellungen
von AIs als Nachfolgern der Engel und Aliens der Vergangenheit.
Währenddessen rückte der wahre Durchbruch, das
unbestreitbare Erscheinen wahrhaft anderer Intelligenzen, in
immer weitere Ferne – offen blieb, ob dies auf die
inhärenten Schwierigkeiten des Unterfangens, auf die von der
Stasis auferlegten Beschränkungen, auf gewaltsamere, eher
hardwareorientierte Interventionen der Weltraumverteidigung oder
auf die unablässige Sabotage der Spinner
zurückzuführen war.
    Die Spinner – Herrgott noch mal, die hatte er
ganz vergessen gehabt! Er musste Kontakt mit Cat aufnehmen, ihr
seinen Besuch ankündigen, sie bitten, sich nicht vom Fleck
zu rühren, oder ein Treffen verabreden.
    Am vergangenen Abend hatte er zu viel Alkohol, Hasch,
Adrenalin oder was auch immer im Blut gehabt, um noch klar denken
zu können. Er hätte gleich daran denken sollen. Die
Drogen waren keine Entschuldigung. Woran hatte er stattdessen
gedacht?
    Die Hauptablenkung, der eigentliche Grund, weshalb er nicht
klar hatte denken können, wälzte sich gerade auf die
Seite und wachte auf. Nach einer Weile machte Janis’
Verwirrung einem verwirrend selbstzufriedenen Lächeln
Platz.
    »Hi.«
    »Guten Morgen.«
    »Du frierst doch bestimmt. Kuschel dich an.« Sie
deckte ihn zu und zog ihn an sich, küsste, herzte und
stupste ihn mit der Nase an, und als er gerade wieder in Fahrt
kam, sagte sie: »Ach Gott, ich könnte einen Kaffee
vertragen.«
    Moh löste sich widerstrebend von ihr. »Bin gleich
wieder da.« Er wälzte sich aus dem Bett und
schlüpfte in den wärmsten Bademantel, den er
besaß. Er schlich die Treppe hinunter und machte Kaffee.
Jordan schlief noch auf dem Sofa. Moh ging in den Medienraum
hinüber und rief beim Hillingdon Hospital

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