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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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hinter den Schwingtüren Gärten befinden. Hier taucht die
Linie Etoile -Nation, Richtung Nation, an die Oberfläche. Nur eine Treppe auf jeder Seite trennt die Station Passy von
begrünten Abhängen, Wald, Sträuchern und leider auch vielem Müll. Unbebautes
Gelände eben, von dem ich vorhin schon sprach.
    Die Schienen, die über die Seine
führen, glänzten in der Frühlingssonne. Von der Rue de L’Alboni aus kann man auf sie hinunterblicken. Auf der anderen Seite der Seine sah ich
die graue Station Bir-Hakeim , früher Grenelle . Genauso grau, aber von einem leuchtend sauberen
Grau, erhob sich der Eiffelturm. In der Sonne, unter dem wolkenlosen Himmel,
machte er sich besonders gut. Und in den Bäumen des Square d’Alboni zwitscherten die Vögel...
    Sportlich elegant sprang Yves Bénech
die Treppe hinunter. Schwungvoll, wie er sich gab, hätte er beinahe eine
Blondine umgerannt. Entgegen seiner Gewohnheit drehte er sich nicht nach ihr
um. Dabei blinzelte die Kleine verführerisch in die Sonne. Aber vielleicht
hatte Célestin jetzt was anderes vor.
    Auf der anderen Seite der Metrolinie
blieb er stehen. Ich beobachtete ihn, geschützt durch einen der riesigen
Eisenpfeiler. Wieder holte er sein Notizbuch vor und steckte seine Nase hinein.
Dann rückte er seine Krawatte zurecht und ging auf ein nüchtern vornehmes Haus
zu. Die Fenster der zweiten Etage befanden sich auf Höhe der Metrolinie. Er
läutete, wechselte ein paar Worte mit dem, der die Tür öffnete, und verschwand
in der Villa.
    Ich ging an dem Haus vorbei und merkte
mir die Nummer. Dann steuerte ich das nächstbeste Bistro an. Gut, daß es davon
so viele gibt, so konnte ich wenigstens nicht verdursten. Immer von einem
Bistro ins andere. Zusammen mit einem Erfrischungsgetränk ließ ich mir das
Telefonbuch bringen, das nach Straßen geordnet ist. In dem Haus, das mich
interessierte, wohnten Baron und Baronin d’Aurimont .
Vielleicht zukünftige Klienten für mich. Ich zahlte und ging. Im Augenblick
reichten mir diese Informationen. Vor mir wollte jemand die Avenue de New York
überqueren und drückte auf den Ampelknopf für Fußgänger. Er bekam sein Grün,
die Autos ihr Rot. Direkt vor mir mußte ein freies Taxi halten. Ich stieg ein
und ließ mich zu meiner Agentur fahren, wo ich den gepackten Koffer abholte.
Ein anderes Taxi brachte mich zurück zum Hôtel de l’Assomption .
    Ich packte gerade in meinem Zimmer den
Koffer aus, als es an der Tür klopfte. Ich öffnete. Vor mir stand das
Zimmermädchen und lächelte mich an.
    „Ich habe mit M’sieur Bénech gesprochen. Er ist sehr nett. Hab ihm Ihre Situation erklärt. Er wird
Ihnen bestimmt helfen. Gegen zehn kommt er zurück. Dann will er bei Ihnen
reinschauen.“
    „Sehr schön“, sagte ich. „Vielen
Dank.“
    „Keine Ursache, M’sieur .“
    Als sie wieder gegangen war, fuhr ich
fort, meine Klamotten auszupacken. Ich fand meinen Revolver, eingewickelt in
ein durchsichtiges Spitzenhöschen. Hélène! Liebe Hélène! Du hast aber auch
Ideen... Um eine alte Schachtel in einem alten Kasten von La Muette zu besuchen, hatte ich’s nicht für nötig gehalten,
meine Kanone mitzunehmen. Ich rollte den Slip zu einem Knäuel zusammen und
stopfte ihn zwischen meine Wäsche. Als Glücksbringer brauchte ich keinen Slip.
In ein paar Stunden würde die Sache ausgestanden sein. Dachte ich so. Trotzdem
steckte ich die Waffe ein. Falls das Zimmermädchen in meinen Klamotten
rumschnüffeln sollte und einen Ballermann finden würde, würde sie sich bestimmt
furchtbar erschrecken.

Der Chauffeur macht Dummheiten
     
    Um neun Uhr wurde es dunkel. Einen so
schönen Tag wie heute hatte Paris schon seit langem nicht mehr erlebt. Zu schön,
um so zu bleiben. Mit der Nacht zogen dunkle Wolken auf und beschleunigten die
Dunkelheit.
    Ich lag auf dem Bett, Pfeife im Mund,
vor mir die Abendausgaben der Zeitungen. Durch das offene Fenster drangen nur
wenige Geräusche an mein Ohr. Zum Beispiel ein paar Takte leiser Musik, was
mich nicht störte. Nur wenige Autos fuhren vorbei.
    Ein unregelmäßiges Quietschen kam von
der verlassenen Baustelle: Der riesige Hebelarm des Krans wurde vom Wind hin-
und herbewegt . Wenn ich nicht auf Yves Bénech
gewartet hätte, wäre ich eingeschlafen; so schlapp fühlte ich mich. Wie
angekündigt, klopfte er um zehn an die Tür. Ich hatte gar nicht mehr mit ihm
gerechnet. Warum, weiß ich nicht. Als er klopfte, ging ein Regenschauer auf
Paris nieder. Der Grund für Célestins Pünktlichkeit war

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