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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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gewöhnlichen Gesicht. Aber gar nicht
unangenehm. Doch, ganz nett, der Laden. Wenn noch etwas an der Fassade
rumgepinselt würde...
    „Bringen Sie Monsieur auf Zimmer Nr.
25“, sagte der Chef und gab dem Mädchen den entsprechenden Schlüssel.
    Einen Aufzug gab es nicht. Ich ging
hinter dem Mädchen nach oben. Schöne Beine hatte sie auch, aber die billigen
Strümpfe verdarben alles.
    „Da wären wir, M’sieur “,
sagte sie, als wir in der dritten Etage angekommen waren.
    Sie öffnete die Tür zum Zimmer Nr. 2 5
und trat zur Seite, um mich vorgehen zu lassen. Die Bude war sehr gemütlich.
Für das, was ich vorhatte, und für die kurze Zeit, die ich voraussichtlich hier
wohnen würde... Von einer nahen Baustelle drangen nicht grade gedämpfte
Geräusche herauf, aber das störte mich nicht. Schlafen konnte ich am Ende des
Monats.
    Baustellen gibt’s übrigens jede Menge
zwischen dem Trocadero und der Porte de Saint- Cloud . Frag mich, worüber sich Abbé Pierre beklagt! Früher
war dieses Viertel berühmt wegen seiner schmucken Stadtvillen; aber bald wird
es mit Wolkenkratzern zugepflastert sein. Und Grünflächen kann man dann nur
noch in Billardsälen bewundern. Auch die unbebauten Flächen werden
verschwinden. Na ja, mir soll’s egal sein.
    Das Dienstmädchen mit den hübschen
Beinen und den häßlichen Strümpfen sang Loblieder auf das Zimmer, seinen
Komfort (eigenes Badezimmer, Telefon am Bett), führte mir den Kleiderschrank
vor usw. usw. Dann lehnte sie sich aus dem Fenster, um den Fensterladen zu
befestigen.
    „Und sehen Sie, welchen Ausblick Sie
haben!“ schwärmte sie. Von dort, wo ich stand, hatte ich vor allem einen
wunderschönen Ausblick auf den Ansatz ihrer Schenkel. Ich ging zum Fenster und
sah der Kleinen über die Schulter. Hinter dem André- Rondenay -Stadion,
auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes, begann der Pont de Grenelle mit der Freiheitsstatue. Dahinter entdeckte ich
die Fabriken des linken Seineufers. Von der Baustelle sah man nur den dürren
Arm eines Baukrans.
    „Gefällt’s Ihnen, M’sieur ?“
fragte das Mädchen und trat wieder ins Zimmer zurück.
    „Es wird reichen“, sagte ich, weniger
begeistert als ein Wischlappen.
    Die Gegend war eher düster, trotz des
Sonnenscheins. Ich angelte einen Fünfhunderter aus der Tasche.
    „Ich komme aus der Provinz“, erklärte ich.
„Hab wenig Übung mit Trinkgeldern. Hier haben Sie erst mal was für den Anfang.“
    Ich gab ihr den Schein.
    „Oh, M’sieur .
Vielen Dank, M’sieur ...“
    Im Gegensatz zu dem Mann aus der
Provinz kannte sie sich mit Trinkgeldern aus. Elegant ließ sie den Schein verschwinden.
„Brauchen Sie im Moment noch etwas, M’sieur ?“
    „Ja“, antwortete ich lachend. „Einen
Chef, der doppelt soviel bezahlt wie die andern. Und
der ans Bett gefesselt ist, damit ich ihn nicht den ganzen Tag rumkutschieren
muß. Haben Sie zufällig so was in Ihrem Bekanntenkreis?“
    Sie machte kugelrunde Augen. Stand ihr
nicht schlecht.
    „Ich bin nämlich Chauffeur, müssen Sie
wissen. Kein Taxichauffeur. Privatchauffeur. Und ich suche Arbeit.“
    „Ach so, verstehe. Bedaure, M’sieur , aber da kenn ich mich nicht aus. Aber...“
    Die fünfhundert Francs begannen zu
wirken.
    „Aber?“ hakte ich nach.
    „Vielleicht kann M’sieur Bénech...“
    Sie spielte mit dem Träger ihrer
Schürze.
    „... M’sieur Bénech ist ein Kollege von Ihnen. Auch Chauffeur. Unter Kollegen hilft man sich
doch, oder? Nur... Der steht im Moment auch auf dem Schlauch, wie Sie...“
    „Na ja, vielleicht kann er mir ‘n Tip geben.“
    „Genau.“
    Ihre Augen leuchteten.
    „ M’sieur Bénech ist nämlich sehr nett.“
    „Ein Freund von Ihnen?“
    „Ein Mieter. Hat sein festes Zimmer
hier. Kostet zwar, aber das Hotel ist praktisch sein Zuhause.“
    „Wie schön. Hören Sie! Ich würde ihn
gerne kennenlernen,
    meinen Kollegen und Nachbarn. Welche
Zimmernummer…?“
    „Neunundzwanzig. Am Ende des Flures.“
    „Auf derselben Etage?“
    „Ja.“
    „Sozusagen die Chauffeursetage ,
hm?“ sagte ich lachend. „Stimmt! Man könnte meinen, das wär Absicht.“
    „Tja, dann werd ich ihm mal einen kurzen Besuch abstatten. Obwohl... äh... Wär vielleicht
besser, wenn sie mich ihm vorstellen. Geht das?“
    „Natürlich.“
    „Jetzt sofort?“
    „Nein. Er ist weggegangen. Bei dem
Wetter...“
    „Wann kommt er wohl zurück?“
    „Tja... Wenn er zurückkommt.“
    „Vielen Dank. Und jetzt gehen Sie
schnell wieder nach unten. Sonst kommt

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