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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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Alboni . Ich dachte, die Fledermaus...“
    „Fledermaus?“
    Er war so platt, daß er nur noch das
Echo spielen konnte. Mit ‘ner Fledermaus konnte er aber nun wirklich nichts anfangen.
    „Der fette Glatzkopf aus dem Bistro an
der Chaussée de La Muette “,
erklärte ich. „Die Fledermaus eben. Hab ihn schon unter ,F’ in meine Kartei eintragen lassen. Also: Ich dachte, die dicke Fledermaus von
der Vermittlung für Vollzeitarbeit — Kost, Logis, Wäsche usw. — hatte sie auf
der Liste. Die Baronin, meine ich. Auf der rosa Liste, oder auf der gelben. Rosa wie’n Nachthemd, oder gelb wie’n Hahnrei. Die Liste mit den
guten Adressen. Vornehme Freudenhäuser, wo die Chefinnen bebumst werden.“
    Er stand auf, offensichtlich
entschlossen, mich rauszuwerfen. Ziemlich frech, der Junge. Schlauer, als ich
gedacht hatte. Oder aber... Ich blieb sitzen. Er baute sich in voller Größe vor
mir auf.
    „Hör mal gut zu, Alter“, sagte er.
„Was die dicke Fledermaus — wie du ihn nennst — und ihren Kram angeht, da haben
sich Leute wie du schön rauszuhalten. Vielleicht dreht er ja krumme Dinger.
Aber keine gesetzwidrigen. Außerdem sind ihm Leute wie du scheißegal.“
    „Dann sind wir schon drei. Du siehst,
ich kann bis drei zählen. Weiter.“
    „Ich…“
    „Ja, ja, ich weiß. Dir sind so Leute
auch scheißegal.“
    „Schnauze!“ knurrte er böse. „Verdammt
noch mal! Spuck endlich aus, was du auf dem Herzen hast. Und dann verpiß dich. Richtige Flics sind
schon schlimm genug, aber Privatflics ...! Nicht
wählerisch in den Methoden, mit denen sie sich ihre Brötchen verdienen, hm? Mit
mir nicht, mein Lieber! Das sag ich dir gleich. Wenn ich meine Chefinnen bumse,
geht das andere Leute ‘n Scheißdreck an. Und wenn du mich erpressen willst,
hast du dich in der Tür geirrt.“
    „Reg dich ab“, sagte ich ruhig. „Wir
benehmen uns wie zwei Hornochsen. Was meinst du, wie egal mir das ist, wenn du
die gnädige Frau aufs Kreuz legst! Von mir aus kannst du auch mit dem gnädigen
Herrn schlafen, falls dir das Spaß macht. Wollte dir nur klarmachen, daß ich
Bescheid weiß. Kommen wir zur Sache: Was hälst du von
hundert Riesen? Hundert dicke, fette Riesen für dich!“
    „Hundert Riesen?“
    „Um mal so richtig den dicken Willi zu
spielen!“
    „Kapier ich nicht.“
    „Und ob du kapierst. Setz dich! Du
machst mich ganz schwindlig.“
    Er setzte sich wieder auf die
Bettkante und sah mich mit großen Augen an.
    „Ich erklär’s dir, Célestin. Du willst die Klunker doch wohl nicht als Souvenirs behalten,
oder? So sentimental bist du bestimmt nicht. Also, du wirst Madame Ailot schön
brav den Schmuck wiedergeben. Sie wird alles vergessen. Schwamm drüber. Und
obendrein kassierst du noch hundert Riesen. So hast du dir das doch wohl
vorgestellt, stimmt’s? Eine kleine Transaktion, als Entschädigung nach der Scheidung.
Ruhegehalt, Alimente... Nenn es, wie du willst. Eine kleine Gaunerei unter
Freunden, völlig gefahr- und risikolos.“
    Ich holte tief Luft. Er auch. So etwa
‘ne halbe Minute. Dann goß er Gin nach. Wieder ‘ne halbe Minute. Draußen
schüttete es immer noch aus Kannen. Bénech räusperte sich.
    „Hm...“, machte er. „Schmuck? Welcher
Schmuck?“
    „Welcher Schmuck? Natürlich der, den
du Mutter Ailot geklaut hast, du alter Gauner. Hör zu, Bruder Yves. Ich werd dir mal was verraten. Vielleicht bist du ‘n ganz
Schlauer. Aber davon hab ich schon jede Menge kennengelernt in meiner Laufbahn.
Und grade die, die ganz Schlauen, waren hinterher meistens die Dummen. Du hast
die Wahl. Mir soll’s egal sein. Scheißegal sogar. Aber wenn du auf die
Hunderttausend nicht eingehst, bist du geliefert.“
    Er lächelte.
    „Immer nur lächeln!“ fuhr ich fort.
„Ich weiß, was du denkst, daß die Ailot keinen Skandal will und deshalb die
Schnauze hält, stimmt’s? Ja, denkste ! Mutter Ailot
wird mit Sicherheit ihre Meinung ändern, wenn du den Harten spielst. Im Moment
will sie die Sache noch gerne vertuschen, wenn’s geht. Solltest du ausnutzen!
Hundert Riesen sind nicht schlecht, finde ich.“
    Sah so aus, als hörte er zu. Aber
weder mir noch dem Regen. Vielleicht der Stimme seines Gewissens, vielleicht
der des gesunden Menschenverstandes. Er fluchte, schlug sich mit der rechten
Faust in die linke Hand. Noch ein Fluch, dann sagte er :
    „ Werd’s mir
überlegen.“
    „Überleg dir’s gut. Hundert Riesen
sind nicht schlecht“, wiederholte ich.
    So langsam hatte ich die Schnauze
voll, mit

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