Das stille Gold der alten Dame
gehen zusammen weiter, und der Spaziergang endet
an der Treppe, Passage des Eaux . Brutaler Sturz
meinerseits. Freie Bahn seinerseits. Er rennt zu Suzanne, schleppt sie
hierher... und sie knallt ihn ab. Warum, weiß ich nicht.“
„Wir brauchen die Kleine nur zu
fragen“, sagte Faroux. „Ganz einfach! Bénech ist tot. Wir kennen seine
Mörderin. Sie waren sogar Zeuge des Verbrechens, sozusagen. Möchte wissen,
warum wir uns deswegen den Kopf zerbrechen.“
„Vielleicht hoffen Sie, daß ich mich
verplappere“, sagte ich grinsend. „Ich erzähl Ihnen jetzt schon zum dritten Mal
die Geschichte. Einmal am Telefon, einmal da drin im Haus und jetzt nochmal,
hier auf der Bank. Meinen Sie, ich verschweige Ihnen was?“
Keine Antwort. Mit einem wütenden
Fußtritt beförderte ich einen Kieselstein in Richtung Bassin. Knapp daneben.
„Ich bin ein anständiger Bürger. Ich
hätte die Leiche in die Seine schmeißen sollen oder im Keller einmauern...“
Jetzt schoß Faroux einen Stein auf
unsere Zielscheibe. Mit einem ,Platsch’ verschwand der
Stein im Wasser.
„Ist sie denn so hübsch?“ fragte Faroux.
„Scheiße.“
„Sehr hübsch also. Haben Sie sich die
Waffe angesehen?“
„Oberflächlich.“
„Was halten Sie davon?“
„Sie meinen die Spuren vom
Schalldämpfer, hm?“
„Ja.“
„Was soll ich davon halten? Außer, daß
das Ding bestimmt nicht Suzanne gehört. Weder Suzanne noch der Familie Ailot.“
„Bénech also?“
„Schon eher. Würde ihn in ganz anderem
Licht erscheinen lassen. Ich hab nichts gegen Chauffeure, die dem Klassenkampf
nichts abgewinnen können und fleißig kollaborieren und fraternisieren. Aber komische
Vögel sind das schon. Bénech jedenfalls. Sehr gut möglich, daß unter seinen
schillernden Bekannten einer war, für den eine Kanone mit ‘nem Schalldämpfer
zur Grundausrüstung gehört. Und dazu würde auch das Rauschgift passen. Suzanne
war vollgepumpt damit. Vielleicht hat er’s ihr besorgt. Vielleicht konnte er
sie nur so rumkriegen. Und heute nacht ist es schiefgegangen. Überdosis, sozusagen. Und jetzt: die einfache Version!
Möglicherweise wollte Bénech den Schmuck auf die klassische Art an den Mann bringen.
Hatte vielleicht schon mit Spezialisten Kontakt aufgenommen. Sie haben doch die
Kriminalgeschichte des Arrondissements studiert, wie Sie eben gesagt haben. Ist
Ihnen was Entsprechendes aufgefallen?“
„Nein. Klar, wenn die sich nur Frauen
vornehmen, die keine Anzeige erstatten...“ Er schüttelte sich. „Aber wir
kümmern uns schon wieder um ungelegte Eier. Vielleicht werden ja die Ehemänner
die Diebstähle bemerken und Anzeige erstatten. Dann reden wir weiter. Sagen
Sie... Wann sind Sie mit Ihrer Klientin hier aufgetaucht?“
„So gegen drei.“
„Sie haben sich aber viel Zeit
gelassen, um die Polizei zu informieren. Das ändert nichts an den Fakten. Ich
sag’s nur so...“
„Madame Ailot ist meine Klientin. Ich
konnte sie nicht einfach im Stich lassen.“
„Und dann mußten Sie noch das Pro und
Contra abwägen, hm? Überlegen, wie man die Sache vertuschen könnte, hm? Indem
man die Leiche verschwinden läßt oder so, hm? Den Gedanken haben Sie doch eben
selbst geäußert, oder hab ich mich verhört?“
„Nein, sie haben sich nicht verhört.
Sie verhören mich. Wie gesagt, als anständiger Bürger hab ich den
Gedanken fallengelassen. Genausowenig hab ich mich
von Madame Ailot bestechen lassen.“
„Sie hat versucht ...?“ fragte
Faroux entrüstet.
„Herrgott nochmal! Suzanne ist ihre
Nichte. Meinen Sie, es wird ihr Spaß machen, die Kleine unter Mordanklage vor
Gericht wiederzusehen?“
„Natürlich nicht. Egal, Burma. Madame
Ailot wird Sie so bald wohl nicht mehr engagieren. Eine große Hilfe waren Sie
ihr nicht. Erst finden Sie den Schmuck nicht, und dann sind Sie noch Zeuge
eines Mordes, den ihre Nichte begeht.“
„Zeuge stimmt nicht ganz. Ich hab den
Schuß gehört, bin ins Haus gestürzt und hab Suzanne so angetroffen, wie ich’s
Ihnen erzählt habe.“
„Den Schuß?“ fragte Faroux nach.
„Ja, natürlich, den Schuß! Oder ist er
durchs blanke Schwert umgekommen?“
Der Kommissar schüttelte den Kopf.
„Nein, Burma. Aus dem Revolver sind
zwei Schüsse abgegeben worden. Auf dem Teppich liegen zwei Hülsen. Eine Kugel
steckt in Bénechs Artischockenherz, die andere im Türrahmen.“
Ich schnippte mit den Fingern.
„Ach ja, natürlich!“ rief ich. „Es
sind zwei Schüsse gefallen. Nur, der eine war so unwichtig,
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