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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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beschäftigt
bin, ist noch nicht erledigt. Ich suche gestohlenen Schmuck. Und solange ich
suche, bleib ich hier.“
    „In Ordnung, gut“, sagte er etwas
zahmer. „Wollte Sie was fragen, Burma. Es geht um dieses Mädchen, Suzanne.“
    „Nur zu.“
    „Wir haben schon mal darüber
gesprochen... Sie hat doch auf Sie geschossen, stimmt’s?“
    „Ich dachte, das wär keine Frage
mehr.“
    „Eigentlich nicht, aber Sie lügen sich
manchmal was zusammen... Also: Hat die Kleine auf Sie geschossen?“
    „Wollen Sie mir ‘ne goldene Brücke
bauen, oder was?“
    „Sie sollen nur offen auf meine Frage
antworten, wenn sich’s machen läßt.“
    „Sie hat auf mich geschossen, ja.“
    „Danke.“
    „Bleiben sie noch ‘n Moment dran. Ich
les grade die Zeitungen. Sie hat also gestanden?“
    „Überrascht Sie das?“
    „Nein, aber ich würd gern Näheres
erfahren.“
    „Hören Sie“, seufzte Faroux. „Sie
sorgen doch immer dafür, daß ich Arbeit habe. Kennen Sie nicht zufällig einen
harten Burschen, besonders zäh und bösartig, einen Mörder oder sonstigen
Fleischhändler, bei dem ich mich abreagieren könnte? Einer, der versucht, mir
zu antworten, und das auch noch fertigbringt? So was würd ich mir mal wünschen.
Manchmal kotzt mich mein Beruf an. So’n Kind zu
bearbeiten wie diese Suzanne, ist nicht grade lustig, kann ich Ihnen sagen!“
    „War sie so schwierig?“
    „Tun Sie nicht so, als würden Sie’s
nicht begreifen.“
    „Ich würd’s noch viel besser begreifen, wenn Sie mir was erzählen würden.“
    Durch den Ärger gesprächig geworden,
berichtete mir mein Freund haarklein über das Verhör. Suzanne hatte gestanden,
ohne zu gestehen, indem sie gestanden hatte. Dem Kommissar tat die Kleine leid,
aber was sollte er tun? Das sei nicht lustig gewesen, versicherte er mir
nochmals. Er wußte nicht, ob sie die Drogen eigenhändig genommen oder ob man
sie dazu gezwungen hatte. Erstaunlich war jedenfalls, daß sie nicht daran
krepiert war. Noch beim Verhör wirkte die Schweinerei nach. In manchen Augenblicken
schien Suzanne kilometerweit weg. Sie gestand, auf Yves Bénech geschossen zu
haben, bestritt aber zu wissen, warum. Der Chauffeur war ihr Liebhaber gewesen.
Seit wann? Sie wußte es nicht mehr. Sie wußte nur, daß er ihr Liebhaber gewesen
war.
    „Das hat sie uns hundertmal gesagt“,
knurrte Faroux. „Frag mich so langsam, ob das überhaupt stimmt. Man könnte den
Eindruck kriegen, sie wollte sich damit brüsten.“
    „Ist sie von einem Arzt untersucht
worden?“
    „Sie meinen... diesbezüglich?“
    „Ja.“
    „Nun, sie ist keine Jungfrau mehr, wenn Sie’s genau wissen wollen. Wie sie in die Rue Berton
gekommen ist, weiß sie nicht. Bénech hat sie aus ihrem Zimmer geholt. Aber sie
behauptet, sich an nichts erinnern zu können. Zu guter Letzt ist sie uns auch
noch zusammengeklappt: Nervenzusammenbruch. Kein Getue, da geh ich jede Wette
ein. Hat geheult und geschrien, das habe ja so kommen müssen, sie habe ihre
Mutter getötet usw. Na ja, wir konnten das Verhör nicht fortsetzen. Einerseits
war ich ganz froh. Im Moment wird sie im Hospital gepflegt. In zwei oder drei
Tagen können wir weitermachen. Wir oder der Untersuchungsrichter. So sieht’s
aus. Abwarten und Tee trinken.“
    „Alles in allem: Sie haben noch kein
vollständiges Geständnis, und das macht Sie nervös?“
    „Vollständige Geständnisse kriegt man
nie sofort. Vor allem, wenn einer besser im Bett aufgehoben wär als auf dem
Stuhl. Nervös ist übrigens nicht der richtige Ausdruck. Hab nur ‘n Horror vor
solchen Geschichten, in denen Kinder von zwanzig Lenzen die Hauptrolle spielen,
ob nun als Opfer oder als Täter. Davon abgesehen, hat die Kleine wirklich ‘ne
Schraube locker. Und wie alle, die ‘ne mehr oder weniger lockere Schraube
haben, ist sie auch noch durchtrieben. Sie weiß, daß sie nicht ganz normal ist,
und nutzt das aus. Auch ‘ne Art von Verteidigung. Ein fröhliches Verwirrspiel.
Man weiß nie, wie weit man ihr glauben kann. Können Sie sich vorstellen, warum
ich Sie nochmals gefragt habe, ob sie einen Schuß auf Sie abgegeben hat? Weil
sie’s rundheraus leugnet.“
    „Ach was!“
    „Wir können nicht darüber hinwegsehen,
Burma. Das Mädchen hat auf Sie geschossen. Das ist eine harte Tatsache.“
    „Ja. Möchte nur wissen, warum sie’s
abstreitet.“
    „Vielleicht weil sie bescheuerter ist,
als wir meinen... oder schlauer. Niemand hat gesehen, daß sie auf Bénech
geschossen hat. Sie haben nur den

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