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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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Schuß gehört. Aber das gesteht sie.
Daß sie auf Sie geschossen hat, haben Sie gehört und gesehen. Aber das
leugnet sie hartnäckig. Sie stiftet Verwirrung. Frag mich, ob sie durch diese
Taktik jemand anderen decken will.“
    „Und ich frag mich, wen sie denn
decken sollte?“
    „Ich will’s gar nicht mehr wissen. War
nur so’ ne Idee.“
    Mir kam ein Verdacht. Ein Verdacht in
Form eines Schnurrbarts, eines dünnen Schnurrbarts à la Charlie Chaplin.
    „Sie sollten ihre Bekannten ab
klappern“, schlug ich vor.
    „Ja, meinen Sie denn vielleicht, wir
müßten uns nur um diesen einen einzigen Fall kümmern?“ schnauzte Faroux. „In
Paris wird überall geklaut und getötet. So viele sind wir nun auch wieder
nicht. Wir müssen abwarten, bis die Kleine wieder vernehmungsfähig ist.
Hoffentlich dreht sie in der Zwischenzeit nicht völlig durch. Ausgeschlossen
ist das nicht...“
    „An Ihrer Stelle würd ich mich
trotzdem um die Bekannten kümmern“, beharrte ich. „Dabei werden Sie bestimmt ‘n
paar schräge Vögel kennenlernen.“
    „Moment mal, Burma!“ rief mein Freund.
Immer auf der Lauer! „Was soll das heißen? Sie sagen das in so ‘nem komischen
Ton. Haben Sie mir noch irgendwas verheimlicht, hm? Was Wichtiges, zu allem Überfluß ?“
    „Ich hab Ihnen überhaupt nichts
verheimlicht. Nur so ‘ne Idee. Sie kennen das ja... Werd’s Ihnen näher erklären, wenn Sie mir etwas mehr über die Tatwaffe erzählen.
Dieser Revolver geht mir nicht aus dem Kopf. Kein Damenpistölchen ,
das Ding. Und dann die Spuren des Schalldämpfers... Das gibt mir zu denken.
Erzählen Sie mir ‘n bißchen über den Revolver, hm? Schließlich ist damit auf
mich geschossen worden, oder? Ich hab ein Recht darauf, mehr darüber zu
erfahren.“
    „Na gut. Es handelt sich um eine M.A.S. spezial . Nichts Besonderes. Mit ihr ist mehrmals
geschossen worden. Im Magazin war nur noch eine Kugel. Eine weitere steckte im
Lauf. Mit der, die Bénech sich gefangen hat, und der, die für Sie bestimmt war,
macht das vier. Sieben passen insgesamt rein. Also ist vorher schon dreimal mit
der Waffe geschossen worden.“
    „Hoffentlich nicht in der Rue
Berton...“
    „Da haben wir nur die zwei Hülsen und
zwei Löcher gefunden: im Türrahmen und in Bénech. Wann und wo mit dem Revolver
sonst noch rumgeballert wurde, weiß ich nicht.“
    „Vielleicht haben Sie ja in Ihrem
Archiv noch eine Kugel, die in irgendeiner Leiche gefunden wurde und mit der
Sie bisher noch nichts anfangen konnten...“
    „Alles schon untersucht“, lachte
Faroux, „routinemäßig. Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen.“
    „Ergebnis?“
    „Bis jetzt noch keins.“
    „Und was ist mit Fingerabdrücken auf
der Tatwaffe?“
    „Nur die des Mädchens, nicht sehr
deutlich. Sie hätten den Revolver liegenlassen sollen, Burma...“
    „Ja... Und dann die Spuren des
Schalldämpfers... Das bestätigt mich in meinen Annahmen. Stinkt nach
Berufsverbrechern, Faroux! Meiner Klientin gehört die Waffe doch nicht, oder?“
    „Wir haben sie Madame Ailot gezeigt,
dann ihrem Sohn und den Hausangestellten. Alle haben das Ding zum ersten Mal
gesehen. Und keiner von ihnen konnte uns sagen, ob Bénech eine Kanone besessen
hat. Der Herr des Hauses, Monsieur Ailot, zur Zeit auf
Reisen, besitzt eine. Aber das ist natürlich nicht die Tatwaffe.“
    „Ich glaube, um die Familie Ailot
brauchen wir uns nicht zu kümmern“, sagte ich. „Außer der Verwandtschaft mit
Suzanne und dem geklauten Schmuck hat sie nichts mit der Sache zu tun. Die
Geschichte heißt wohl: Der Chauffeur und das Mädchen und die Gangster. A propos Gangster: Wissen Sie, was mir heute nacht passiert ist?“
    „Ach! Ihnen ist was passiert?“
    „Ich hatte Besuch. Ein gewisser Roger Lozère — natürlich ein falscher Name. Würd den Kerl gerne
wiedersehen. Dabei könnten Sie mir helfen. Ich nehme an, daß er schon mal Gast
bei Ihnen war. Zuhälter oder so was Ähnliches. Übrigens... Hatte Bénech schon
mal mit Ihnen zu tun?“
    „Nein.“
    „Na gut. Also, dieser Lozère ...“
    Ich schilderte unser gemütliches
Beisammensein, garniert mit meinen Schlußfolgerungen — wenn man das Schlußfolgerungen nennen konnte.
    „Wenn Sie ihn zu fassen kriegen“,
sagte ich, „dann finde ich den Schmuck ruckzuck wieder, glaub ich. Und auch die
Geheimnisse um den Mord in der Rue Berton werden sich lüften.“
    „Wie sieht er denn aus, Ihr Judoka?“
wollte der Kommissar wissen.
    Ich beschrieb meinen Besuch vom
Vorabend,

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