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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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Und?“
    „Würd Ihnen gerne ‘n paar Fragen
stellen. Das gibt bestimmt ‘n prima Artikel. Am besten, wir setzen uns...“,
schlug er mit einer weitausholenden Geste vor. „Ich hab Ihnen nämlich auch was
zu erzählen...“
    „Bei mir im Zimmer sind wir
ungestörter.“
    „Äh...ja... Ich hab nicht gewagt... „
    Wir gingen hinauf. Mit dem Rücken zur
Tür, schloß ich — hinter dem Rücken des jungen Mannes — von innen ab. Ganz
lautlos ging es nicht, aber wenn er was gemerkt haben sollte, ließ er sich
zumindest nichts anmerken. Ich steckte den Schlüssel ein, schob meinem Besucher
einen Stuhl hin und setzte mich aufs Bett. „Schießen Sie los“, ermunterte ich
ihn.
    „Ich würde gerne wissen, welche Rolle
Sie in dieser Sache gespielt haben. Ich wär der erste, der drüber berichtet.
Weder im Crépu noch im Radio wurde man schlau
daraus.“
    „Sie sind schon der dritte, der mir
diese Frage stellt.“
    „Dann scheint’s ja interessant zu
sein, nicht wahr?“
    „Sehr interessant.“
    „Haben Sie den anderen schon was
verraten?“
    „Nein.“
    „Und mir?“
    „Kaum. Aber vielleicht haben Sie mir
was zu erzählen...“
    Er hob seine weiße Hand, die
feingliedrige, weibliche Hand. „Nur mit Gegenleistung“, sagte er. „Stimmt, ich
weiß was... oder besser: ahne was. Ob das für Sie interessant ist, weiß ich
nicht. Jedenfalls hätten wir ‘n Gesprächsthema. Aber zuerst möchte ich wissen,
welche Rolle Sie gespielt haben. Sind Sie ein Freund von Madame Ailot? Oder von
ihrer Nichte, dieser armen Suzanne?“
    „Das weiß ich selbst nicht.“
    „Keine Antwort ist auch ‘ne Antwort.“
    „Sagen wir, Madame Ailot ist meine
Klientin. Leute, die mit einem Privatflic zu tun
haben, sind im allgemeinen immer Klienten.“
    „Und warum hat sie Sie engagiert?“
    „Um ihren Schmuck wiederzukriegen.“
    Mein Gegenüber lachte. Sagt man schor)
mal die Wahrheit... „Spaß beiseite, Ernst auf den Tisch. Man hat ihn ihr
geklaut, und sie will ihn wiederhaben.“
    „Das stand in keiner Zeitung“, sagte
er, immer noch lachend. „Wir haben es auch niemandem auf die Nase gebunden. Ist
nämlich reine Privatangelegenheit, verstehen Sie? Hat mit dem Mord an dem
Chauffeur nicht das geringste zu tun.“
    „Nett von Ihnen, daß Sie bei mir ‘ne
Ausnahme machen.“
    „Von wegen!“ lachte ich. „Ich erzähl das nur, damit die Unterhaltung weitergeht... Wehe, wenn Sie
das schreiben! Meine Klienten engagieren mich nicht, damit hinterher die
Spatzen die vertraulichen Informationen von den Dächern pfeifen. Wenn Sie mir
allerdings was Interessantes zu sagen haben, könnte ich meine Meinung ändern.
Also: was haben Sie mir zu sagen?“
    Er runzelte die Stirn und ging in die
Defensive:
    „Tja... äh... Nichts! Absolut nichts!
Wollte nur mit Ihnen ins Gespräch kommen. Sonst hätten Sie mich sofort vor die
Tür gesetzt.“
    „Ein Trick also, hm?“
    „Ja.“
    „Und ich dachte, das hätte was mit dem
Mord zu tun. Mit dem armen Mädchen vielleicht...“
    Jetzt zeigte er doch Reaktion. Als
hätte ich seine Gedanken erraten! Schmutzige Gedanken, die man nicht gerne
äußert.
    „Nein“, sagte er dann und stand auf.
„Ich muß jetzt gehen. Hätte ich gewußt, daß Sie so unfair sind, wär ich gar
nicht hergekommen. Sie haben mir nur Blech erzählt, und das auch noch
wohlüberlegt. Gefällt mir gar nicht: die Tür abzuschließen, als wollten sie
mich einsperren...“
    „Oh, so böse war das gar nicht
gemeint. Und was das Einsperren angeht... Sie kennen sich da wohl aus, was? Ich
meine jetzt nicht die Redaktion des Parisien Libéré ... So hieß doch Ihr Blatt, oder?“
    „Ja.“
    „Wie wär’s mit Libéré ?“ lachte ich. „Der Befreite, zum Beispiel aus dem Zentralgefängnis? Oder das Echo von Fresnes-lès-Rungis ?“
    Anstatt soviel Geist zu verspritzen, hätte ich besser weiter den Blödmann spielen oder ihm
meine Kanone unter die Nase halten sollen. Roger Lozère gehörte nicht zu den Leuten, denen man mit solchen Späßen Angst einjagen kann.
Als er sich durchschaut sah, fackelte er nicht lange. Ohne Vorwarnung ging er
zur Attacke über. Aber das hatte ich kommen sehen. Ich setzte einen rechten
Schwinger an... der ins Leere schwang. Diese verdammten Japaner! Man könnte
glatt zum Rassisten werden. Die gelbe Gefahr. Warum haben diese Asiaten auch
solche Schweinereien erfunden wie Judo und Jiu-Jitsu? Und wenn man dann keine
Atombombe zur Hand hat... Ich hatte gedacht, ich könnte mit diesem
Fliegengewicht im

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