Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
Laute«, die heute zum Standardrepertoire des Qi Gong gezählt werden. Bei dieser Technik verbindet man bestimmte Laute (wie Schhhh, Haaaa, Huuu usw.), die mit den verschiedenen Funktionskreisen der Körperorgane assoziiert werden, mit speziellen Körperhaltungen. [32]
Die Zeit der großen Entwicklungen auf dem Gebiet der chinesischen Inneren Alchimie endete mit der Ära der Sechs Dynastien (Ende des 6. Jh.). Nach einer Zeit der Degeneration, in der die Innere Alchimie mehr oder weniger zum esoterischen Hokuspokus verkam, begann sich um die Jahrtausendwende ein neuer, weniger symbolträchtiger Stil zu etablieren. In der Qing-Dynastie schließlich (die Mitte des 17. Jh. begann und Anfang des 20. Jh. endete) wurden unzählige Kommentare und kritische Erläuterungen zu taoistischen Texten verfasst, in denen die esoterische Symbolik in eine entmythologisierte und psychologisierte Sprache umgesetzt wurde.
Die verschiedenen Techniken der Inneren Alchimie wurden vor allem in den taoistischen und buddhistischen Klöstern, zu einem nicht geringen Teil aber auch innerhalb von Familientraditionen weitergegeben. Die beiden Traditionen der Inneren Kunst befruchteten sich gegenseitig; auf der taoistischen Seite flossen Elemente des indischen Yoga ein, und die buddhistische Energiearbeit, die hauptsächlich auf dem indischen Yoga basierte, wurde wiederum durch Elemente aus dem Daoyin und Yangshen bereichert. Dadurch ergaben sich unterschiedliche Formen in den beiden Stilarten, die jedoch so verwandt miteinander sind, dass sie einander ergänzen können.
Die Konzeption des Qi
Das Schriftzeichen, das heute im Allgemeinen für das Qi des Qi Gong verwendet wird, trägt vielfältige Bedeutungen in sich. Es besteht aus den Zeichen für »Reis« (unten) und »fliegen«, »flüchtig« (oben), bezogen auf den Dampf über dem kochenden Reis. Weitere konkrete Bedeutungen sind Verdunstung, Nebel, Wolken und Rauch. Die Zielrichtung dieser Andeutung erstreckt sich von genießbar gemachter (verwandelter) Nahrung über Atem, Kommunikation, Ausbreitung, Beeinflussung bis zu Verwandlung von Grobem zu Feinstem. Das klassische Zeichen besteht aus den Zeichen für »Feuer« (unten) und Verneinung (Wu) (oben), abstrakt etwa das sich Bewegende, das Form hat (unten), und Nicht-Form (oben), mit der Bedeutung von Transformation von Form zu Nicht-Form.
Abb. 1:
Das chinesische Schriftzeichen für Qi; links die neue, rechts die alte Form
Die Übersetzung von Qi mit »Energie« ist eigentlich nicht zulässig, obwohl es heute üblich ist, es einfach als »Lebensenergie« oder »vitale Energie« zu bezeichnen. Die Bedeutung des Begriffs reicht jedoch viel weiter und ist von der traditionellen chinesischen Weltanschauung und Philosophie nicht zu trennen. Danach gibt es zum Beispiel das »Qi des Himmels«, womit sowohl jene Qualität des universalen Qi gemeint ist, mit der wir im Qi Gong unser individuelles Qi anreichern können, als auch die verschiedenen Zustände des Wetters; das »Qi des Menschen« ist nicht nur seine Lebenskraft, sondern bezieht sich auch auf seine Emotionen (oder »psychischen Energien«), auf moralische Stärke, auf Inspiration.
Das Qi bewegt sich im Menschen auf bestimmten Bahnen – in den »Meridianen«, auf die sich das Akupunktursystem bezieht, und in zusätzlichen »Kanälen«, die in der Qi-Gong-Praxis verwendet werden. Diese Bahnen mit ihren »Punkten« (sozusagen energetische Stationen) sind, was ihren Verlauf und ihren Durchmesser betrifft, nicht völlig festgelegt, sondern variieren im Detail von Individuum zu Individuum.
Gemäß dem Prinzip der wechselseitigen Spiegelung von Mikrokosmos und Makrokosmos gibt es innerhalb der Qi-Konzeption die »Drachenadern«, die Himmel und Erde durchziehen.
Es wird gelehrt, dass an bestimmten Orten Drachenadern existieren, unsichtbare Linien, die vom Himmel in die Berge und über die Erde laufen. Sie ähneln in ihrer Funktion den Energiekanälen im menschlichen Körper, die eine so bedeutende Rolle in der Akupunktur und anderen östlichen Disziplinen spielen … In diesen Drachenadern fließt Yang-Qi (kosmische Lebenskraft) hinab, um sich mit Yin-Qi zu vermischen. Für das normale Auge sind sie unsichtbar, nur in der Lehre des Yin und Yang geschulte Menschen können sie entdecken. In der chinesischen Landschaftsmalerei findet diese Vorstellung deutlich erkennbar ihren Ausdruck. [33]
In Verbindung mit der Vorstellung von den Drachenadern entstand Feng Shui (»Wissenschaft
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