Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

die Menstruation wieder ein. Diese Übung soll auch vorbeugend gegen Knotenbildung in den Brüsten und gegen Brustkrebs wirken.
    • Das Kreisen in umgekehrter Richtung stimuliert das Wachstum der Brüste.
    Zweiter Übungsteil
    • Die Muskulatur von Vagina und After wird angespannt und der Dammpunkt »hochgezogen«. Die Kontraktion wird so lange beibehalten, wie es ohne große Anstrengung möglich ist, und dies beliebig oft wiederholt (mindestens neunmal).

    Eine andere Version verbindet diesen zweiten Übungsteil mit dem Atmen (die Übung löst den Reflex zur Gegenbauchatmung aus): mit dem Einatem kontrahieren, mit dem Ausatem loslassen. Allgemein dient der zweite Teil der Hirschübung auch zur Vorbeugung gegen Hämorrhoiden und verhindert das Erschlaffen der Schließmuskeln. [145]  
    Vom Standpunkt des Stillen Qi Gong können solche körperlichen Übungen die Innere Kunst ergänzen. Sie betonen eher das Außen (die Spannung) und weniger das Innen (das Pflegen und Nähren). Grundsätzlich haben der Kleine und der Große Kreislauf eine zentrale Bedeutung sowohl für den Körper als auch für den Geist. Werden bestimmte körperliche Übungen mit einer speziellen heilenden Zielsetzung hinzugefügt, sind die Impulse, die diese Übungen geben, entsprechend wirkungsvoller.
    Übung zum »Hüten des Jing«
    Die Voraussetzung für diese Übung ist eine gute Vertrautheit mit den Hirschübungen. Sie wird beim Geschlechtsverkehr eingesetzt:

    • Die Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur und das »Emporziehen« des Jing wird in dem Augenblick eingesetzt, in dem die Erregung fast ihren Höhepunkt erreicht hat und der Orgasmus ausgelöst wird (bzw. beim Mann sehr kurz vor der Ejakulation – die nicht identisch mit dem Orgasmus sein muss). Das in diesem Moment freigesetzte Jing wird vom Dammpunkt aus in das Untere Dantian hochgezogen und dort eingesammelt.

    Es gibt kompliziertere Formen dieser Übung, die nur für fortgeschrittene Praktizierende geeignet sind. Natürlich gilt auch für die einfache Übung, dass man sich nicht einfach ohne Unterweisung durch einen authentischen Lehrer darauf einlassen sollte.
    Praktizierenden des Stillen Qi Gong, die keinen Zugang zu Unterweisungen in der »wechselseitigen Kultivierung« haben, wird empfohlen, ihre sexuellen Aktivitäten einzuschränken, wenn sie einigermaßen schnelle Erfolge erzielen wollen (die Empfehlung lautet, höchstens einmal im Monat Geschlechtsverkehr zu haben, im Übrigen aufflammende sexuelle Energie aus dem Dammpunkt in das Untere Dantian hochzuziehen). Diese Einschränkung gilt vor allem für die ersten Monate der Praxis. Es sei, so heißt es, im anderen Fall ein sehr schwieriges und langwieriges Unterfangen, den Kleinen Kreislauf zu öffnen.
    Der weibliche Weg
    Der Legende nach reichen die Überlieferungen von der weiblichen Seite der Inneren Kunst in fernste Vorzeit zurück. Thomas Cleary vermutet, dass die Lehre von den Fünf Manifestationen auf eine prähistorische Schamanin zurückgeht [146]   ; ein erster geschichtlicher Hinweis findet sich in Erzählungen über die »Königinmutter des Westens«, die 110 v.Chr. den kriegerischen Kaiser Wu in die Schranken gewiesen haben soll. Viele Geschichten erzählen von weiblichen »Unsterblichen« (Erleuchteten), die in Zeiten der Not erschienen und das Prinzip des Mitgefühls manifestierten. »Das Tor des geheimnisvollen Weiblichen ist die Wurzel von Himmel und Erde«, sagt Laozi, und das Weibliche hat im Taoismus stets einen hohen Stellenwert behalten. Cleary schreibt:
Bekannt ist, dass Symbole wie das Geheimnisvolle Weibliche und Mutter Erde als wesentliche pragmatische Aspekte grundlegend für den Taoismus sind. Weiterhin heißt es, dass die praktische Umsetzung des im Geheimnisvollen Weiblichen und in Mutter Erde Symbolisierten zwar für alle Praktizierenden beiderlei Geschlechts eine unabdingbare Voraussetzung sei, die Frauen aber eine besondere Begabung dafür besäßen. Deshalb sagt man, Frauen falle es – auch unter den harten Bedingungen einer patriarchalen Gesellschaftsform – besonders leicht, die Essenz des Taoismus zu verwirklichen. [147]  
    Eine Besonderheit in der Lehre der Inneren Alchimie für Frauen ist die Methode »Den Drachen unterbrechen«, das heißt, die Menstruation unterbinden. Diese Möglichkeit, so heißt es, gäbe den Frauen den Vorteil, das alchimistische Werk schneller vollbringen zu können als Männer. Deshalb besagt auch die klassische Empfehlung für junge Frauen, in