Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
aber etwas geringer zu Menschen mit chronischen Erkrankungen. Der Abstand zu Empfängern mit großer Qi-Sensitivität sollte größer sein als zu solchen mit weniger ausgeprägter Empfänglichkeit. Hat der Heilende selbst ein starkes Qi, kann der Abstand größer sein; bei schwächerem Qi ist ein geringerer Abstand zu wählen.
Bei der Behandlung mit Qi geht es immer um Stärkung oder Minderung. Energiearme Bereiche müssen gestärkt werden, überfüllte Bereiche müssen gemindert werden. Strömt das Qi in Verlaufsrichtung der Meridiane, ist dies Stärkung, geht es gegen die Meridiane, bedeutet dies Minderung. Wer gezielt mit Wai Qi heilen will, muss deshalb eine Kenntnis der Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin haben.
Die Behandlungsdauer kann fünf Minuten bis zu einer Stunde betragen. In der klinischen Praxis dauert eine Behandlung durchschnittlich zwanzig bis dreißig Minuten. Zehn Behandlungen, entweder einmal oder zweimal täglich oder in bestimmten Fällen auch in größeren Abständen, sind das übliche.
In der chinesischen Praxis wird das Heilen mit Wai Qi durch Massagen, Akupunktur, Elektroakupunktur und Kräuterheilmitteln ergänzt, außerdem durch das Einnehmen von Wasser, das mit Wai Qi aufgeladen ist und als Informationsträger dient. Grundsätzlich sind laut Meister Li verschiedene Ebenen des Heilens zu unterscheiden. Die unterste Ebene ist das Heilen mit (Kräuter-)Medizin; eine höhere Ebene des Heilens ist das Abgeben von Qi durch die Hände, und an höchster Stelle steht das Senden von Qi mit dem Blick oder, bei größeren Entfernungen, allein mit dem Gedanken (durch das Obere Dantian). Auf dieser höchsten Ebene wird mit vollkommen reinem Qi gearbeitet; deshalb wird eine stärkere und schnellere Heilwirkung erzielt.
Wenn es sich um eine Verletzung oder Schmerzen handelt, empfiehlt Meister Zhi-Chang Li, das »kranke Qi« mit einer pflückenden Bewegung »herauszuholen«. In der Vorstellung wird trübes Qi aus dem Körper gezogen. Mit einer entsprechenden Geste wird dieses verunreinigte Qi weggeschleudert; in der Vorstellung wirft man es weit hinaus ins Universum. Danach wird der verletzte oder erkrankte Bereich mit heilendem Qi bestrahlt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auf diese Weise Schmerzen gelindert und der Heilprozess von Wunden beschleunigt werden kann.
Die behandelnde Person sollte den Qi-Verlust beim Heilen ausgleichen, indem sie nicht nur regelmäßig Qi Gong praktiziert, sondern auch während des Heilens Qi durch die Körperatmung ergänzt. Weitere wirkungsvolle Übungen zur Stärkung des Qi, das »Sammeln des Qi vom Himmel und von der Erde«, das »Sammeln von Licht« und das »Sammeln des Qi von Blumen und Bäumen« [159] sind im Folgenden beschrieben.
Sammeln des Himmels-Qi (Yang-Stärkung)
Yang-Schwäche äußert sich in einem allgemein niedrigen Energieniveau des Körpers, in mangelnder Antriebskraft, Müdigkeit und Neigung zu Depression.
Diese Übung, die das Yang stärkt, wird im Allgemeinen im Stehen ausgeführt; man kann aber auch sitzen, vorausgesetzt, der Rücken ist gut aufgerichtet:
Die Beine sind schulterbreit auseinandergestellt, die Zehen ergreifen kurz den Boden.
Nach den drei vorbereitenden Übungen wird die Aufmerksamkeit auf den Scheitelpunkt gerichtet. In der Vorstellung öffnet sich der Scheitelpunkt wie ein Trichter, um das Qi aus der strahlenden Weite des Himmels aufzunehmen. Das einströmende Qi wird im mittleren Kanal hinab in das Untere Dantian gelenkt.
Man kann zur Unterstützung den Atem einsetzen (wobei der Atem sehr leicht und sehr sanft sein soll): Mit dem Einatmen verbindet sich die Vorstellung, das Qi in den Scheitelpunkt einzusaugen; mit dem Ausatmen sinkt das Qi in das Untere Dantian ab. So kann man fünf oder zehn Minuten lang oder auch länger üben.
Sammeln des Erd-Qi (Yin-Stärkung)
Yin-Schwäche ist mangelnde »Erdung« – wenig grundlegendes Vertrauen, Neigung zu Ängsten, geistige Unruhe, Unfähigkeit zur Entspannung. Diese Übung stärkt das Yin:
Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Punkte »Sprudelnde Quelle« ( Yongquan, sieheS. 148) an den Fußsohlen. In der Vorstellung wird das Qi aus den Tiefen der Erde durch die Quellpunkte und das Innere der Beine hoch in das Untere Dantian gezogen.
Wird der Atem zur Unterstützung eingesetzt, verbindet man mit dem Einatmen das Hochziehen des Erd-Qi, und während des Ausatmens wird das Qi im Unteren Dantian eingesammelt.
Nach Beendigung der Übung
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