Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
lässt sich die Aufmerksamkeit für drei bis neun Atemzüge lang im Unteren Dantian nieder. Dabei kann man die Hände mit den Laogong-Punkten übereinander auf den Unterbauch legen (Frauen legen die linke auf die rechte Hand, Männer die rechte auf die linke Hand).
Sammeln des Lichts
Diese Übung kann man tags oder nachts praktizieren und entweder das Licht der Sonne oder das Licht des Mondes und der Sterne aufnehmen. Man kann sie im Stehen, Sitzen oder Liegen ausführen. Wie immer wird die Übung kurz mit den drei vorbereitenden Übungen eingeleitet:
In der Vorstellung dringt das Licht der Sonne oder des Mondes durch die geschlossenen Augen in den Körper ein und sinkt in das Untere Dantian. Von dort aus verbreitet es sich im ganzen Körper, bis er von Licht erfüllt ist.
Nach etwa zehn bis fünfzehn Minuten wird mit einer Kontraktion des Dammpunkts das Qi eingesammelt. Es zieht sich zu einer »goldenen Pille« zusammen, die alle inneren Organe und Systeme bestrahlt und erhellt.
Zum Abschluss wird jede Vorstellung losgelassen und drei Atemzüge lang die Aufmerksamkeit auf das Untere Dantian gerichtet.
Es heißt, dass man nach dieser Übung 100 Tage lang keinen Geschlechtsverkehr haben sollte.
Sammeln des Qi von Blumen und Bäumen
Vor den entsprechenden (voll erblühten, natürlich nicht abgeschnittenen) Blumen oder dem (gesunden, nicht zu jungen, nicht zu alten) Baum wird mit leicht geöffneten Armen und Händen eine entspannte Haltung im Abstand von etwa 20 cm eingenommen.
Wenn sich ein Gefühl der Berührung mit dem Qi, das von den Blumen oder dem Baum ausgestrahlt wird, einstellt, wird dieses Qi mit Körperatmung aufgenommen und im Unteren Dantian eingesammelt.
Es ist möglich, dass man den Abstand ein wenig verändern muss, bis sich dieses Gefühl einstellt. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, den Abstand zunächst gering zu halten.
Vierter Teil Erläuterungen zum buddhistischen Qi Gong
»Indem man den Geist (Sem) und die Energien (Lung) in den vier Rädern (Chakra) der Kanäle vervollkommnet, vervollkommnet man die siebenunddreißig Aspekte der Erleuchtung und erweckt die Tugenden der zehn Stufen.« [160]
Longchen Rabjam
Qi Gong und Meditation
Selbstheilung von Körper und Geist
Es ist nicht ganz einfach, dem Stillen Qi Gong als System der Selbstheilung und -kultivierung aus unserer westlichen Sicht den richtigen Platz einzuräumen. Manche chinesische Autoren bezeichnen die inneren Übungen als »Meditation«, andere als »Tao-Yoga« oder »Energiearbeit«. Wie wir sahen, geht das Stille Qi Gong über das hinaus, was wir im Allgemeinen unter Energiearbeit verstehen; andererseits kann man es jedoch auch nicht einfach als »Meditation« bezeichnen, denn das würde zu Erwartungen verführen, die von Qi Gong allein nicht zu erfüllen sind (etwa, dass man durch Qi-Gong-Übungen »Erleuchtung« erlangen könne).
Im chinesischen wie im tibetischen System der ganzheitlichen Kultivierung sind die Methoden der Arbeit mit jener »bestimmten Art feinstofflicher Lebensenergie«, von der Namkhai Norbu spricht, eng mit den Methoden der geistigen Befreiung (von dualistischen Denkmustern) verknüpft. Sie scheinen einander zu ergänzen wie Yin und Yang, und ebenso, wie man diese beiden polaren Kräfte zwar gesondert beschreiben, aber nicht voneinander isolieren kann, lassen sich im chinesischen und im tantrischen tibetischen System die Methoden und Ziele der Inneren Kunst und der Meditation zwar gesondert darstellen, aber man kann sie nicht willkürlich voneinander trennen.
Das moderne Verständnis des Qi Gong scheint allerdings zum großen Teil auf solch einer Trennung zu beruhen. Wollte man Qi Gong, wie es zumeist (noch) üblich ist, auf seine medizinischen Aspekte reduzieren und als eine Art höheres Fitnesstraining interpretieren, wäre das etwa so, als würde jemand, der nichts vom Fliegen weiß, ein Düsenflugzeug als ein etwas merkwürdiges Fahrzeug auf drei Rädern betrachten.
Die Innere Kunst Chinas setzte ursprünglich bei den körperlichen Gegebenheiten an, um eine gute Basis für die geistige Entwicklung zu schaffen. Das Ineinandergreifen der beiden komplementären Methoden Energiearbeit und Meditation wird in der Erklärung des Wuji -Diagramms deutlich, in dem der Prozess der Transformation durch die Innere Alchimie (die »Rückkehr zum Tao«) in der Form übereinander angeordneter Kreise dargestellt ist.
Der unterste Kreis ist das »Geheimnisvolle Tor« oder der Geist des Tales. »Tor«
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