Das Stockholm Oktavo
sich tuschelnd. Als sie gerade umdrehen und wieder gehen wollten, erblickten sie einen schneidigen Burschen, der von der Trädgårdsgatan zum Laden dahergeschlendert kam. Die Damen gaben ein zischendes Geräusch von sich, als sie ihre Schals und Röcke glatt strichen, ihre Fächer herausholten und einen wahren Zyklon herbeizuwirbeln begannen.
»Das ist Herr Nordén«, sagte die Ältere ehrfürchtig. »Ist er nicht ein Bild von einem Kavalier?«
Ich musste zugeben, dass er aussah wie ein Modeplakat, wie er in seinem kastanienbraunen Umhang und den hohen schwarzen Stiefeln zielgerichtet die Straße heraufkam. Er verbeugte sich und lüpfte den Hut, entblößte dabei aber keine Perücke und keine Lockenfrisur, sondern schönes dunkelbraunes Haar, das er nach der neuen, revolutionären Mode schulterlang trug. Dadurch fühlte sich mein Kopf, der voller Locken und Puder war, an, als würde ein totes Tier auf ihm liegen, und ich nahm mir fest vor, mit meinem Friseur zu sprechen, um meine Erscheinung als Sekretär des Staates so gut wie möglich auf den neuesten Stand der Mode zu bringen.
»Monsieur Nordén, ich bewundere Ihr Geschäft und Ihre Arbeiten. Ich habe gerade einen Kauf bei Ihrer Gattin getätigt und möchte nun die Transaktion zum Abschluss bringen.« Ich wollte ihm die Hand reichen, aber die ältere der beiden Damen pflanzte sich zwischen uns auf, bevor er noch etwas sagen konnte.
»Es ist mir eine Ehre, Sie zu treffen, mein Herr. Ich bin Frau Plomgren, und das ist meine Tochter, Fräulein Anna Maria Plomgren. Wir kommen von der Kostümbildnerei der Oper, um ein paar Fächer zu kaufen.«
Nordén küsste ihnen die Hand mit großer Geste und äußerte sich bewundernd über ihren bunten Putz. Natürlich rangierte ein neues Geschäft vor bereits eingenommenem Geld, also bot Nordén seinen Arm an, und Mutter Plomgren gab ihrer Tochter einen kleinen Schubs, damit sie ihn nahm. Ich verspürte einen Stich der Eifersucht, der aber sogleich durch Selbstvertrauen ersetzt wurde: Ich hatte mein Oktavo, und die Verbindungen zur Uzanne und diesem Zustrom an Damen verlieh mir Oberwasser. »Ich habe einen Brief für Sie abgegeben, Monsieur«, rief ich aus, allerdings eher, um Anna Maria auf mich aufmerksam zu machen.
Sie verharrte kurz und sah mich an, bevor sie in den Laden geleitet wurde – auch ihre Augen waren blau! Ich hörte ungeduldiges Schnauben, drehte mich um und sah, dass Mutter Plomgren darauf wartete, dass ich ihr den Arm reichte, aber als ich es tat, flog die Ladentür auf, und Margot kam mit einem Päckchen in der Hand heraus.
»Secrétaire!«
, rief sie. »Ihre Vorfreude hat Sie durcheinandergebracht, oder diese liebreizenden Damen führen Sie in Versuchung.« Ich drehte mich ein bisschen zu schnell um und ließ Mutter Plomgren los, die fast auf die Straße fiel. Margot reichte mir die dunkelblaue Schachtel und wedelte im Scherz mit dem Zeigefinger. »Ihre Freundin wäre bitter enttäuscht gewesen. Aber vielleicht bin ich auch überängstlich. Ein Zollbeamter wie Sie würde doch den wahren Gewinn niemals liegen lassen.«
Ich errötete, verbeugte und bedankte mich und entschuldigte mich für meine Dummheit. Die Fächerschachtel steckte ich in meinen Beutel und reichte Margot die Banknote. Sie stopfte sie diskret in ihr Mieder und begrüßte dann auf Französisch Mutter Plomgren, die überrumpelt war, den Kopf schüttelte und missvergnügt die Lippen schürzte.
»Sie werden das Geschäft zauberhaft finden«, sagte ich zu ihr. »Und Madame Nordéns Schwedisch ist ausgezeichnet, aber Sie könnten ihr dabei helfen, die Stockholmer Aussprache zu verbessern. Ich hörte, Sie erwähnten die Oper, was zweifellos bedeutet, dass Sie rhetorisch begabt sind.« Ich verbeugte mich und sah zu, wie Mutter Plomgren, deren Stolz wiederhergestellt war, von Margot in den Laden geleitet wurde.
Nun war es fast drei Uhr. Ich hatte meinen Termin mit meinem Vorgesetzten verpasst, und meine Kollegen saßen jetzt sicherlich beim Kaffee, also ging ich über die Brücke, vorbei an einer lärmenden Menschenmenge vor den Palasttoren, bog in die Västerlånggatan zur
Schwarzen Katze
ein und fragte mich, welche Entschuldigung ich vorbringen könnte.
Einer der drei anwesenden Sekretäre klagte über die teuren Angewohnheiten seiner Frau, die immer mit der neuesten Mode gehen wollte. »Zumindest so lange, bis sie aufgegangen ist.« Er beschrieb mit den Händen eine Kugel über seinem stattlichen Bauch, alle lachten. Ich sagte ihm, dass
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