Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
Vom Netzwerk:
eines unserer Kunstwerke tot in einer Hand liegt. Vielleicht wollen Sie meinem Bruder und seiner Gattin Ihre Kunst demonstrieren?«
    Mutter Plomgren gurrte zustimmend. Christian nahm einen Fächer aus der Kommode und reichte ihn Anna Maria. »Das ist Diana – wegen der Schnelligkeit.«
    Anna Maria öffnete ihn langsam, sie betrachtete das Heft der Deckstäbe und das Pergamentblatt mit Spitzeneinlagen. Eine Jagdszene war darauf dargestellt, eine Bogenschützin zielte. Anna Maria schloss den Fächer zur Hälfte, dann zu einem Viertel und zu einem Achtel. Ihr Publikum wartete darauf, dass sie ihn ganz zuschnappen ließ, stattdessen aber öffnete sie ihn mit einem seufzenden Luftzug ganz – wie ein Vogel, der seine Flügel ausbreitet. Anna Maria fächelte mit schwindelerregendem Tempo, sodass die Lampen im Wind blakten. Dann hielt sie inne und reichte Margot den Fächer. »Spitze ist eine unglückliche Wahl für Jägerinnen«, sagte sie, »aber Diana kann jeden Hirsch erlegen, selbst wenn sie von Fangnetzen umgeben ist.«
    Mutter Plomgren und Lars applaudierten, aber Christian blickte an die Decke.
    »Wer ist Ihre Lehrerin?«, fragte er schließlich.
    »Ich habe es mir selbst beigebracht.«
    »Die Oper«, berichtigte Mutter Plomgren, sie setzte sich mit einem Plumps und nahm sich ein Petit Four.
    »Hier in der Stadt gibt es eine renommierte Lehrerin: Madame Uzanne«, fuhr Christian fort und starrte den Kronleuchter an. »Ich soll Mitte Dezember einen Vortrag in ihrem Haus halten.«
    »Ich habe genau dasselbe gedacht wie du, Christian!« Lars stand neben seinem Bruder und blickte ebenfalls den Kronleuchter an. »Ich könnte mir vorstellen, dass Madame Uzanne sehr interessiert wäre an jemandem mit Fräulein Plomgrens Fertigkeiten. Vielleicht kann Fräulein Plomgren deinem Vortrag eine gewisse Dramatik verleihen, sodass er noch mehr junge Damen anzieht.«
    Margot sah Lars zweifelnd an.
    »Wir haben nicht dasselbe gedacht«, sagte Christian verdutzt. »Ich werde über die Geometrie des Fächers sprechen und wollte Fräulein Plomgren nach ihren diesbezüglichen Ansichten fragen.«
    »Pah!« Mutter Plomgren wedelte mit der Hand und fegte diesen Plan hinweg. »Junge Mädchen wollen Venus, nicht Apollo!«
    »Vielleicht kann Fräulein Plomgren dich ja in dieser Eigenschaft begleiten«, schlug Lars vor.
    Mutter Plomgren riss die Augen auf, als hätten diese Worte die Türen zur Zukunft geöffnet. »Ja!«, sagte sie leise. »Mein Pfläumchen wäre eine wundervolle Bereicherung. Sie wird alles tun, was Sie sagen.«
    Anna Maria wandte sich an Lars. »Wenn es dem Atelier Nordén von Nutzen wäre …«
    Margot sah die beiden aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich weiß nicht, ob es der Etikette dieser Einladung entspricht. Nur Christian ist eingeladen.«
    »Künstler werden in der Stadt genauso unterstützt wie in Paris, Madame Nordén«, wusste Anna Maria. »Eine Gefolgschaft ist willkommen, wenn sie nicht gar erwartet wird. Wir haben hier
égalité
ohne blutige Unruhen.«
    »Stimmt das, Christian?«, fragte Margot.
    »Glauben Sie ihr, Frau Nordén. Mein Pfläumchen kennt die Gepflogenheiten der Stadt hervorragend«, sagte Mutter Plomgren und runzelte die Stirn. »Oh, aber dann müssen wir einen Schlitten besorgen, meine Liebe.«
    »Selbstverständlich reisen die Damen mit uns«, sagte Lars.
    »Sie gehen auch hin?«, fragte Margot ihren Schwager.
    »Natürlich! Und meine Schwägerin wird Ihnen Gesellschaft leisten«, sagte Lars zu Mutter Plomgren.
    »Ich hatte nicht vor, dorthin zu gehen.« Margot warf ihrem Mann einen panischen Blick zu.
    Christian zuckte lächelnd mit den Schultern, als hätte er einen niedrigen Wetteinsatz verloren, der ihm nun einen größeren Gewinn einbringen konnte.
    »Madame Uzanne wird das nicht gefallen«, murmelte Margot kopfschüttelnd. »Und mir gefällt das auch nicht.«
    »Warum denn nicht?« Lars schob für Anna Maria einen Stuhl heran. »Bring mir eine Tasse, Margot. Die Damen und ich müssen besser miteinander bekannt werden.«

Kapitel 24

Eine angenommene Einladung
    Quellen: E. L., M. F. L.
    Meister Fredrik legte schnell die Papiere beiseite, die er in der Hand hatte, und kam um sein Pult herum, um mir die Hand zu schütteln. »Madame wird sich sehr freuen, dass Sie bei ihrer Unterrichtsstunde zugegen sein werden.«
    »Worte können meine Dankbarkeit nicht ausdrücken, Meister Fredrik«, sagte ich. »Ich habe das Gefühl, dieser Besuch wird weitreichende Folgen für mich haben.«
    »Für

Weitere Kostenlose Bücher