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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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großer Künstler ist und die Damen der Königlichen Oper ihm applaudieren.«
    »Und was ist mit dem hässlichen Bruder des Künstlers? Bekommt er für seine galante Auslieferung auch frenetischen Applaus?«
    Anna Maria und ihre Mutter klatschten pflichtschuldig, dann drehte sich Frau Plomgren wieder zu den Fächern um. »Bringen wir diese süßen Mädchen nun zu Bett, wo sie sicher und geborgen sind.« Sie nahm den dritten Fächer und ließ ihn geschickt zuschnappen. Alle drei legte sie in ihre Schachteln und wickelte den Karton in ein Tuch.
    »Wissen Sie, Herr Nordén, später werden wir sie noch einmal ausgiebig begutachten, und wenn sie neu eingestellt werden müssen, bringen wir sie persönlich zu Ihnen«, sagte Anna Maria zu Lars, ein Lächeln auf den Lippen, das die Kopie des Lächelns ihrer Mutter war, nur jünger, feuchter und sehr, sehr viel röter.
    »Von hier zu unserem Geschäft ist es ein erquicklicher Spaziergang. Es wäre uns eine Ehre, Sie empfangen zu dürfen.«
    »Dann nächsten Montag zum Tee!«, platzte Mutter Plomgren heraus.
    Lars verbeugte sich vor den beiden Damen und ging, doch in der Tür blieb er stehen und drehte sich für einen letzten Blick noch einmal um.
    »Der zweite Akt, mein Pfläumchen, und was für ein schöner!«, sagte Mutter Plomgren und stupste ihre Tochter in die Rippen.

Kapitel 23

En garde
    Quellen: M. Nordén, L. Nordén, Mutter Plomgren (beschwipst)
    Die Damen Plomgren gingen die Regeringsgatan hinauf, sie hielten sich gegenseitig an den Ärmeln fest und tasteten sich an den Hausmauern entlang, während sie verzweifelt versuchten, über das Glatteis zu navigieren, das sich in der Nacht gebildet hatte. In den Schaufenstern von Nordéns Laden beschienen Kerzen die ausgestellten rotgoldenen Fächer, die mit kleinen Federn in den Falten verziert waren. Mutter Plomgren drückte den Arm ihrer Tochter. »Der frisst dir aus der Hand. Sei bloß nett zu ihm!«
    »Sind meine Lippen zu rot?«, fragte Anna Maria. »Ich will nicht aussehen wie ein Hure.«
    »Du siehst zum Anbeißen aus, mein Pfläumchen, köstlich, daran ist nichts Schlechtes. Und du riechst auch gut. Maiglöckchen. Sehr unschuldig!«, fügte Mutter Plomgren hinzu und klopfte leise an die Glasscheibe in der Ladentür. Lars hieß sie mit Verbeugungen und blumigen Grüßen sowie mit Zitronen- und Gebäckduft in der warmen Luft des Ladens willkommen. Er bat sie herein, nahm ihnen Umschlagtücher und Hüte ab und klopfte den Schnee ab. Zu dieser Stunde war der gestreifte Raum düster, die Decke in Dämmerlicht getaucht. Die Lampen flackerten im Luftzug, Schatten tanzten über die Wände, als sich eine Innentür leise öffnete und wieder schloss – und da standen Margot und Christian mit beladenen Teetabletts in den Händen.
    »Sie sind schon hier?«, fragte Christian.
    »Oh, er will damit natürlich sagen, dass Sie in unserem Geschäft herzlich willkommen sind, meine Damen, und wir entschuldigen uns, dass wir in unseren Vorbereitungen für Ihren Besuch säumig waren. Wir sind entzückt!«, sagte Margot auf Französisch.
    Das Lächeln war auf den Gesichtern der Plomgren-Damen erstarrt.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir schwedisch sprächen, meine Damen? Meine Gattin braucht Übung, nicht wahr, meine Liebe?«, sagte Christian, stellte das Teetablett ab und wischte sich die Hände an der Hose ab. »Wie meine Gattin schon sagte, wir entschuldigen uns, dass wir noch nicht so weit sind.« Er ging zu Mutter Plomgren, küsste ihr die Hand und stellte sich vor.
    »Dann sind Sie der Meister?«, fragte sie.
    »Ja, ja, und das ist Madame Nordén«, sagte Christian. »Wir haben einige Zeit in Frankreich gelebt und sind uns nicht immer sicher, wie man sich hier am besten verhält und die besten Worte wählt. Ich hoffe, wir haben Sie nicht gekränkt.«
    »O nein, wir arbeiten in der Oper und sind an die empörendsten Verhaltensweisen und Worte gewöhnt, nicht wahr, mein Pfläumchen?«, sagte Mutter Plomgren fröhlich.
    »Wir bewundern Ihre Fächer sehr, Herr Nordén«, sagte Anna Maria. »Wir wollten mit eigenen Augen die Quelle ihres Zaubers entdecken.« Christian und Lars verneigten sich bei diesem Kompliment, sehr zu Margots Schrecken, die einen Tropfen Sahne verkleckerte, als sie die Teetassen füllte.
    Lars nahm Anna Marias Hand. »Ich habe meinem Bruder bereits von Ihrem Zauber erzählt, Fräulein Plomgren. Wir sehen nicht oft, dass unsere Fächer mit solcher Fingerfertigkeit bewegt werden, und es schmerzt, wenn

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