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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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wundervollen Abend in allen Einzelheiten erinnern. Ihre Gesellschaft hat mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Ich danke Ihnen und wünsche eine gute Nacht.«
    »Sie müssen nächste Woche wiederkommen, und danach jede Woche!«, ermunterte mich Margot.
    Ich verließ die beiden und ging über die Brücke zurück in die Innenstadt. Ohne nachzudenken, bog ich in die Gråmunkegränd ein und wollte zu Madame Sparv, aber die Türen waren verschlossen, alle Fenster dunkel.

Kapitel 28

Gestörter Schlaf
    Quellen: verschiedene Apotheker, J. Blom, Luisa G., M. F. L.
    Seit dem Raub der Kassiopeia waren die Träume der Uzanne von Chaos erfüllt, das Gespenst einer Nation am Boden, überrannt von Unwissenden und Nichtadligen, verfolgte sie. Nachdem der Sommer in den Herbst übergegangen war, konnte sie nicht mehr schlafen, und die Glut ihres Patriotismus entflammte spät in der Nacht bei langen, erhitzten Selbstgesprächen vor dem Spiegel ihres Frisiertischs. Sie war überzeugt, dass sie handeln musste, wenn das Land wieder gesunden sollte. Als die Novemberstürme am schlimmsten brausten, rüstete sie sich zum Waffengang auf höchster Ebene: Herzog Karl kam in ihr Bett. Nun beanspruchte auch er ihre Nächte, und ihre wachsende Erschöpfung wurde zum Hindernis. Sie musste in Höchstform sein, sie brauchte Schlaf. Im Dezember schließlich verließ sie sich auf ihre neue Protegée.
    »Fräulein Blom!«, rief die Uzanne in der Nacht nach der ersten Unterrichtsstunde. »Das Pulver!«
    Johanna eilte in das dunkle Boudoir, in dem nur die Nachtlampen brannten. Der heulende Wind ließ die Fensterläden klappern. Sie brachte einen blauen Tontiegel, dessen Inhalt das ausgeklügelte Ergebnis wochenlanger Arbeit war. Johanna hatte nie zuvor ein Schlafmittel hergestellt, hatte aber ihrem Vater beim Mischen von Hypnotika zugesehen und wusste, welche Zutaten wirkungsvoll waren. An Sylten, der roten Tigerkatze der alten Köchin, hatte sie verschiedene Mixturen ausprobiert, indem sie je eine Prise in seine Richtung geblasen hatte. Das Pulver hing kurz an Syltens Schnauze und an seinen Tasthaaren, bevor es verflog. Bei der vierten Probe fiel Sylten nach wenigen Minuten hinter dem Brennholzkasten in tiefen Schlaf. Nachdem ein neuer Laib Brot von Mäusen angefressen worden war, fiel der Köchin auf, dass der Kater den ganzen Tag seiner Pflicht nicht nachgekommen war, und wollte ihn aufscheuchen, aber er war nicht wach zu kriegen, er war schlaff wie ein nasses Kissen und kam erst nach zwei weiteren Tagen wieder vollständig zu sich. Beim nächsten Test wachte er bereits nach acht Stunden wieder auf, pünktlich zum Frühstück.
    Johanna wusste jedoch, dass eine Katze ein unzureichendes Versuchsobjekt war. In ihrem Zimmer gab sie einen Teelöffel des feinkörnigen Pulvers auf ihre Handfläche. Als sie sich darüberbeugte und tief einatmete, hüllte Jasminduft ihr Gesicht ein. Nach ein, zwei Minuten lockerte sich ihre angespannte Rückenmuskulatur, ihr Blick wurde glasig, und die Daunendecke auf ihrem Bett schien sie zu rufen. Als sie wieder erwachte, war es noch tief in der Nacht, und sie war so ruhig wie seit ihrer Kindheit in Gävle nicht mehr, bevor der Tod ihre Brüder geholt und der religiöse Eifer ihrer Mutter begonnen hatte.
    Einige Wochen lang fragte Johanna die Dienerschaft, wer ihr Pulver ausprobieren wolle. Sie notierte sich die jeweiligen Ingredienzien und Mengen, die verabreichten Dosen, Größe und Gewicht der Testperson, Dauer und Tiefe ihres Schlafs. Sie veränderte die Rezeptur so lange, bis alle mehr davon wollten. Luisa sagte, es sei wie der kostbare Geschmack von Orangen – wenn man einmal davon gegessen hatte, sehnte man sich schon nach dem nächsten Schnitz. Die Sehnsucht der Uzanne wurde jede Nacht gestillt – so gut hatte sie seit den gesegneten Nächten vor Henriks Verhaftung nicht mehr geschlafen. Sie wies Luisa ein Zimmer im dritten Stock zu, damit fortan Johanna auf der breiten gepolsterten Bank an ihrem Fußende schlafen und ihr nach Bedarf das Pulver verabreichen konnte.
    »Stellen Sie den Tiegel auf das Nachttischchen, Fräulein Blom, für den Fall, dass ich in der Nacht aufwache«, sagte sie und sah zu, wie Johanna die Kissen mit dem jasminduftenden Puder bestäubte. »Oder mir der regelmäßige Besucher in meinem Bett mehr Ärger als Freude bereiten sollte. Er ist jähzornig und kurz angebunden, und sein Anhängsel noch kürzer.«
    Johanna hatte die vornehme Kutsche eintreffen und wegfahren sehen. Herzog Karl,

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