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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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hätte, wäre er mir nicht aufgefallen, Madame. Er hatte bei Monsieur Nordén zu tun.«
    »Ich würde gern mehr über diesen Sekretär erfahren. Aber Sie müssen die Informationen diskret einholen.«
    »Ich kann mich unsichtbar machen, wenn Madame wünschen.«
    »Für alle außer für mich.« Die Uzanne sah ihre beiden Gesichter im Spiegel an. »Sie sehen sehr damenhaft aus, Johanna. Beim Vortrag kam ich auf den Gedanken, Ihre Hochzeit zu arrangieren.«
    »Ich … ich fühle mich zu diesem Schritt noch nicht bereit«, sagte Johanna und war nun darum bemüht, regelmäßig weiterzubrüsten und ein ausdrucksloses Gesicht zu machen. »Ich muss noch so viel lernen.«
    »Sie müssen lernen, dass strategische Verbindungen grundlegend sind. Wir werden dazu die Einwilligung Ihrer Eltern brauchen.«
    Johanna legte die Bürste auf den Frisiertisch, schweigend flocht sie das dunkle Haar der Uzanne und fasste den Zopf mit einem Band zusammen. »Was auch immer Madame entscheiden, es wird sie mit maßloser Freude erfüllen. Ich werde ihnen diesbezüglich schreiben.«
    Die Uzanne stand auf und küsste Johanna leicht auf die Stirn. »Ich auch.«
    Hinter ihrem Rücken rang Johanna mit den Händen, damit sie nicht zitterten. »Darf ich fragen, wen Madame für mich im Auge haben?«
    »Fragen dürfen Sie, aber ich werde es Ihnen noch nicht verraten. Bis es so weit ist, dürfen Sie sich darauf freuen, dass Ihre Schwester bis zu Ihrem Debüt auf Gullenborg weilen wird.«
    »Ich habe keine Schwester«, sagte Johanna leise.
    Die Uzanne schlüpfte ins Bett, ein Wölkchen duftenden Puders umhüllte ihren Kopf, als sie in die Kissen sank. »Ich meine damit Fräulein Plomgren. Sie wird nun jede Woche hier sein, um die jungen Damen zu unterrichten, und ich finde sie ziemlich … faszinierend. Sie könnten einiges von ihr lernen.

Kapitel 29

Das Stockholm Oktavo
    Quellen: E. L., Madame S.
    Normalerweise war der Dezember für mich ein trübsinniger Monat, die Dunkelheit war am tiefsten, die falsche Freude auf die Feiertage und die langen Wintermonate standen noch bevor. Die schwarzen Wasser des Norrström rauschten unter dem Eis wie die Styx, und die Hügel der Innenstadt waren fast nicht passierbar. Durch den geringen Verkehr in den Häfen und die leeren, kalten Lagerhäuser wurde mein Arbeitsaufkommen beim Amt kleiner. Doch als sich das Jahr 1791 dem Ende zuneigte, verliehen mir die acht Personen, die nun ins Spiel kommen sollten, einen echten Schub von Kraft und Spannung. Meister Fredrik hatte seine Kenntnis der Gästeliste der Uzanne großzügig mit mir geteilt, und ich war dabei, verschiedene Referenzschreiben an ein paar wenige Ausgewählte zu verfassen. Ich könnte Margot um Hilfe bei der Wahl der Personen bitten – wegen ihres Vogelgesichts war ich mir sicher, dass sie mein Gechwätziger war. Ich brauchte einen Kurier, der meine Briefe austrug; der kleine Murbeck konnte es tatsächlich sein, sofern seine Mutter, mein Betrüger, nicht dazwischenfunkte. Ich hatte auch vor, die Plomgrens einzuspannen, bei denen ich echte, obschon in Anbetracht des fehlenden Vermögens und Titels höchst unbrauchbare Wärme spürte. Anna Maria passte perfekt auf den Gefangenen unter meinen Acht, und ich malte mir aus, der Held zu sein, der sie befreite. Vielleicht wäre aber auch ihr Vater mein Gewinn und würde mir seine Tochter zur Frau geben. Dessen ungeachtet war Anna Maria schön und ehrgeizig und könnte am Arm meines Gefährten hoch hinauskommen.
    Und dann war da Johanna, deren Rätsel gelöst werden wollte. Im Geiste sah ich oft ihr blasses Gesicht, und wenn sie tatsächlich eine Tochter aus adligem Hause war, würde sich mein Werben womöglich lohnen. Wenn nicht, dann hatte sie etwas zu verbergen, und wir hätten etwas zu verhandeln. Aus Erfahrung wusste ich, dass solch pikante Häppchen, richtig eingesetzt, ein Festmahl ergeben konnten. Mir kam plötzlich in den Sinn, dass bei einem derartigen Sachverhalt Johanna anstelle von Margot die Position des Geschwätzigen einnehmen könnte – die Karte zeigte eine junge Frau, umworben von zwei Männern. Vielleicht war ich einer von ihnen.
    Diese Gedanken wirbelten mir durch den Kopf, während ich eines Dezembernachmittags vom Zollamt die Svartmangatan hinauf und über den Stortorget schlenderte. Und da sah ich Madame Sparv hastig vorübereilen, während ihr dunkelbraunes Tuch hinter ihr herflatterte. Ich folgte ihr an den Marktständen vorbei und den Trångsund, die enge Gasse vor der Nikolaikirche,

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