Das Stonehenge-Monstrum
wurde.«
»Bildest du dir das nicht ein?«
»Das ist möglich.«
»Und wie kommt so etwas?«
»Vielleicht deshalb, weil ich auch an Glastonbury denke, das englische Jerusalem.«
»Aber mit Avalon haben wir heute nichts zu tun.«
»Wer kann das schon sagen«, erwiderte ich orakelhaft und schaute schräg nach rechts.
Wir befanden uns in einer ziemlich guten Position, denn der Weg hatte einen leichten Anstieg hinter sich und lief auf einer bestimmten Höhe weiter. Mir eröffnete sich ein herrlicher Blick nicht allein über das Land hinweg, sondern weit in die Natur hinein, bis in die Ferne, wo das wuchtige Monument der Steine aus dem Grund hervorwuchs. Stonehenge.
Mich erfaßte schon ein Kribbeln, als ich dieses Bild sah, denn die sich leicht senkende Sonne schickte ihre Strahlen gegen das graue Gemäuer und auch in die Lücken zwischen den Steinen hinein. Sie sorgte damit für ein ungewöhnliches Licht, das nicht strahlend hell war, sondern einen gewissen düsteren Schimmer bekommen hatte, wahrscheinlich wegen der grauen Schatten, die von den Steinen weg auf den Boden fielen.
Auch Suko hatte die Kultstätte entdeckt. »Fahren wir direkt dorthin, oder halten wir irgendwo?«
»Ich könnte einen Schluck vertragen.«
»Okay, dann stürzen wir uns in den Rummel.«
Und den gab es leider auch, denn zahlreiche Zuschauer, Wanderer und Touristen hatten nahe der Steine ihre Lager aufgebaut. Sie alle ärgerten sich darüber, daß die unmittelbare Umgebung der Kultstätte seit zwei Jahren abgesperrt worden war. Niemand sollte die inneren Kreise betreten, es war einfach zuviel zerstört worden. Ob die Leute sich daran hielten, wußte ich nicht. Jedenfalls glich die Umgebung ihrer Zelte manchmal einem Mini-Jahrmarkt.
Buden, Zelte, Wohnwagen. Autos und Motorräder. Dazwischen bewegten sich die unterschiedlichsten Typen. Von der Familie mit Kindern bis hin zum bärtigen Esoteriker im Gewand eines Druiden, der auf dem Boden saß und seinen Blick auf die Steine richtete, um in Ruhe meditieren zu können. Er ließ sich auch durch nichts stören, was ich schon bewundernswert fand. Als Suko den Wagen abschloß und mich über das dunkle Dach hinweg anschaute, da lächelte er wissend. »Du hast doch nicht angehalten, um einen Schluck zu trinken.«
»Nicht nur.«
Er kam zu mir. »Warum dann?«
Ich zeigte ihm ein schiefes Grinsen. »Kannst du dir das nicht alles denken?«
»Ja, natürlich, kann ich. Du willst dich umschauen, ob du einige von unseren nächtlichen Freunden findest.«
»Das ist es.«
»So denke ich auch.«
Wir hatten am Rande dieses in die Natur gestellten Dorfes geparkt. Sogar fahrbare Toiletten waren vorhanden. Gewisse Leute hatten immer einen Riecher für ›Geschäfte‹.
Es gab Stände, wo wir essen und trinken konnten. An den meisten jedoch wurde irgendwelcher Kram verkauft. Steinsplitter von den Menhiren als Andenken, die angeblich positive Kräfte ausströmten und den Menschen Gesundheit und Glück versprachen.
Wer dies alles glaubte, dem war nicht zu helfen, und doch gab es genügend Kunden.
Wir gingen weiter bis zu einem runden Stand, wo Getränke verkauft wurden. Natürlich auch Bier, bei dieser Witterung herrlich. Da ließ ich den angebotenen Met gern stehen.
Natürlich waren wir nicht allein. Die unterschiedlichsten Typen standen hier und tranken. Männer und Frauen, manchmal auch Kinder. Sie alle waren zusammengekommen, um sich von der Faszination dieser Gegend anstecken zu lassen.
Das Bier war kalt, ohne Schaum und schmeckte mir nicht besonders, denn ich hatte immerhin die herrlichen Pilssorten kennengelernt, aber die bekam ich hier nicht. Auch Suko trank ein Bier. Wir standen uns gegenüber. Um uns herum erlebten wir den Wirrwarr zahlreicher Stimmen wie ein fernes Brausen. Unsere Füße standen auf einem Grasboden, der schon ziemlich zertrampelt aussah. Da würde sich kein Halm mehr erholen.
»Siehst du jemand, der dir bekannt vorkommt?«
Suko schüttelte den Kopf. »Bis jetzt noch nicht. Ich kann mir auch kaum vorstellen, daß wir einen der Sternenjünger hier finden. Ich denke, daß sie sich längst zwischen den Steinen bewegen, denn dort ist doch ihre Welt.«
»Trotz der Absperrung?«
»Wer achtet schon darauf, wenn es für ihn um lebenswichtige Dinge geht.«
»Das stimmt auch.«
Eine Frau kam. Sie trug ein langes Kleid, eigentlich mehr eine Kutte aus grobem Leinen. Ihr blondes Haar wuchs lang, war ohne eine natürliche Krause. Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht. Die Haut war
Weitere Kostenlose Bücher