Das Stonehenge-Monstrum
Kreis?«
»Ja.«
»Nein, nein und nein!« Sie sprach entschieden dagegen. »Das traue ich mich nicht. Es ist zu gefährlich, wie du dir denken kannst. Dort lauert das Böse.«
»Da hast du recht.«
Randi umfaßte ihren Krug mit beiden Händen und führte ihn zum Mund. Bevor sie trank, glitten ihre Blicke über den Rand hinweg, als suchten sie irgend etwas, das ihre Meinung über die vergangene Nacht bestätigen konnte.
Ich zündete mir eine Zigarette an und bekam dafür einen mißbilligenden Blick zugeworfen. Randi sagte aber nichts, dafür wurde sie von einem bestimmten Vorgang abgelenkt.
Auch ich sah, was da geschehen war.
Drei junge Männer näherten sich dem Bierstand an der gegenüberliegenden Seite. Sie unterschieden sich kaum von den anderen, trugen Jeans und lockere Hemden.
Was hatte Randi gestört? Was hatte mich gestört? Ich wußte es. Diese drei gehörten zu den Sternenjüngern, und Randi spürte ihren negativen Einfluß. »Sie sind böse«, flüsterte sie, »so verdammt böse…«
***
Suko war es ganz recht, daß sich sein Freund John Sinclair mit der jungen Frau unterhielt, so wurde er nicht abgelenkt und konnte sich auf die Umgebung des Getränkestandes konzentrieren.
Das war auch nötig, denn seit einigen Minuten hatte er den Eindruck, beobachtet zu werden. Er stand unter einer Augenkontrolle, was ihm überhaupt nicht gefiel, so daß er sich ziemlich unwohl fühlte und des öfteren ein Schauer über seine Arme rann.
Nebenbei bekam er mit, daß die junge Frau Randi hieß, aber auch das war ihm egal.
Er suchte einen Unbekannten.
Dabei verhielt sich Suko so, daß er nicht auffiel. Trank hin und wieder einen kleinen Schluck von der Bierbrühe oder tat auch nur so, als würde er trinken, und dabei drehte er sich sehr langsam in die andere Richtung, weg von John Sinclair.
Das Gefühl steigerte sich.
Da war jemand, der es auf ihn abgesehen hatte. Lauernde Blicke, eine kalte Kontrolle, der Hauch des Bösen, der ihm entgegenwehte, und natürlich dachte Suko an die vergangene Nacht.
Sie war sehr dunkel gewesen. Man hatte ihn in die Falle gelockt und überwältigt, aber er hatte sich trotz der schlechten Sichtverhältnisse einige Gesichter seiner Feinde merken können. Wenn der eine oder andere hier auftauchte, würde er sich wieder an ihn erinnern, das stand fest.
Noch sah er kein bekanntes Gesicht. Erwartete… Zeit verging. Das Gefühl nicht.
Immer mehr Durstige näherten sich dem Stand oder holten einfach nur Getränke, um mit ihnen zu ihrer Gruppe zurückzugehen. Suko lauschte den Gesprächen, die sich zwangsläufig um Stonehenge drehten und auch um die Erfahrungen, die viele der Pilger gemacht hatten. Stonehenge war in, aber nicht das Monster, denn davon sprach niemand.
Suko schaute über die Menschen hinweg. Er drehte sich nach links und blickte an einem Zelt vorbei.
Neben dem Eingang stand ein blasser junger Mann. Ziemlich groß, aber auch dürr. Er rauchte eine Zigarette, hielt sie in der hohlen Hand und schaute hin und wieder zu Suko rüber.
Das war er!
Das mußte er sein – oder?
Suko tauchte wieder ein in den Tunnel der Erinnerungen, dachte an die vergangene Nacht und vergegenwärtigte sich die Gesichter der Typen, die noch in seiner Erinnerung ihren festen Platz gefunden hatten. Gehörte der Dürre dazu?
Es war sehr dunkel gewesen, und blasse Gesichter hatten sie eigentlich alle gehabt.
War er dabeigewesen, war er es nicht?
Suko wollte es genau wissen. Er war gespannt, wie der Knabe reagierte, wenn er sich in Bewegung setzte und geradewegs auf ihn zuging. Da mußte er dann etwas tun, falls Sukos Verdacht stimmte. Der Dürre wurde nervös. Er warf den Glimmstengel zu Boden und trat die Glut aus.
Suko blieb vor ihm stehen.
Er starrte ihm ins Gesicht.
Der Knabe wollte seinen Blick senken. Suko ließ ihn, denn er hatte ihn erkannt.
Der Mann gehörte zu den Sternenjüngern. Er war sogar einmal auf das Podest geklettert, um auf John Sinclair einzuknüppeln. Hart, brutal und zielgenau.
Jetzt sah er aus wie jemand, der sich in ein Mauseloch verkriechen wollte. Da keines vorhanden war und er sich auch nicht kleinmachen konnte, versuchte er, sich an Sukos rechter Seite vorbeizudrücken und außen am Zelt entlangzugehen.
Ein Irrtum.
Blitzschnell griff Suko zu. Zuerst erwischte er ihn an der Schulter, zog ihn zurück, ließ ihn dabei los und umklammerte einen Moment später das rechte Handgelenk so fest, daß der Dürre zusammenzuckte und leicht in die Knie ging.
»Du bleibst
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