Das Stonehenge - Ritual
heißt Nathaniel Chase. Er ist als alleiniger Bewohner eingetragen.«
»Er
war
der alleinige Bewohner. Der Mann, der ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ist sein Sohn. Ich habe erst vor ein paar Stunden mit ihm gesprochen. Er war nur deswegen in der Gegend, weil ich ihn angerufen und über den Tod seines Vaters informiert hatte.«
»Der arme Kerl. Keine tolle Nacht für ihn, was?« Erst jetzt fällt bei Bentley der Groschen. »War das der Professor, der sich erschossen hat?«
»Genau der.«
»Jedenfalls waren zwei Beamte vor Ort, Robin Featherby und Alan Jones. Jones wird gerade wegen einer Halsverletzung behandelt, und Featherby hat mich gebeten, Sie anzurufen. Ich soll Ihnen von ihm ausrichten, dass er Sie nur ungern so spät nachts herausklingeln lässt, es aber trotzdem für besser hielt, Sie sofort zu informieren, als sich morgen einen Anschiss abzuholen.«
»Da hatte er recht. Danke, Jack. Gute Nacht.«
Als sie ihr Telefon ausschaltet, verschwindet ihre Mutter gerade im Schlafzimmer, um nach Sammy zu sehen. Nun werden sie sich wieder streiten, das weiß sie genau. Statt sich in ihr Schicksal zu fügen, geht sie lieber hinunter, um sich eine Tasse Tee zu machen.
Während das Wasser kocht, lässt Megan ihr kurzes Treffen mit Gideon noch einmal Revue passieren. Sie muss an den seltsam aufwühlenden Brief seines Vaters denken.
Auf keinen Fall war dieser Vorfall in Tollard Royal nur ein schiefgelaufener Einbruch.
Auf gar keinen Fall.
13
Dienstag, 15 . Juni
Salisbury
Als Gideon an diesem Morgen die Augen aufschlägt, glaubt er im ersten Moment, zu Hause in seinem eigenen Bett zu liegen. Ein kurzes Blinzeln belehrt ihn eines Besseren. Er ist im Krankenhaus. Im Haus seines verstorbenen Vaters hat jemand eingebrochen und Feuer gelegt, und die Ärzte im Bezirkskrankenhaus von Salisbury haben darauf bestanden, ihn über Nacht dazubehalten, »zur Beobachtung«.
Er kämpft sich gerade in eine sitzende Position, als die matronenhafte Gestalt von Oberschwester Suzie Willoughby in der Tür erscheint. »Sie sind ja schon wach. Wie fühlen Sie sich?«
Er berührt seinen Kopf, der aus Protest mittlerweile heftig pocht. »Bescheiden.«
Sie hebt das Krankenblatt an, das am Fußende des Bettes hängt, wirft einen raschen Blick darauf und nimmt dann ihren Patienten etwas genauer in Augenschein. »Sie haben einen Schlag auf den Kopf davongetragen, außerdem eine geplatzte Lippe und einen hässlichen Schnitt an der linken Wange, aber die Röntgenuntersuchung hat ergeben, dass nichts gebrochen ist.«
»Man muss für alles dankbar sein.«
»So in der Art.« Sie betrachtet die Wunde in seinem Gesicht. »Es sieht nicht mehr ganz so schlimm aus wie gestern, aber vielleicht sollten wir doch ein paar Stiche nähen.«
»Das wird schon wieder, ich heile schnell.«
Sie sieht ihm an, dass er vor dem Nähen Angst hat. »Das tut nicht weh. Zumindest nicht so wie früher. Haben Sie in letzter Zeit eine Tetanus-Impfung bekommen?«
»Nicht, seit ich ein Kind war.«
»Dann werden wir Ihnen eine verpassen und Ihr Blut auf eine mögliche Infektion untersuchen. Besser, man geht auf Nummer Sicher. Wie fühlt sich denn Ihr Hals an?«
Er kommt sich vor wie damals am Internat. Als würde ihm die Schulschwester auf den Zahn fühlen, um herauszufinden, ob er versucht, ein paar Stunden zu schwänzen. »Ein bisschen rau, aber es geht schon. Eigentlich fühle ich mich gut genug, um nach Hause zu fahren, wenn das für Sie in Ordnung ist.«
Ihr Blick sagt ihm, dass er das vergessen kann. »Der Arzt kommt in etwa zwanzig Minuten. Er wird Sie noch einmal von Kopf bis Fuß durchchecken, und wenn tatsächlich alles in Ordnung ist, entlassen wir Sie.« Sie fummelt an den dünnen Decken herum. »Ich bringe Ihnen etwas gegen die Kopfschmerzen und ein Glas Wasser für den Hals. Am besten, Sie trinken
viel
Wasser. Damit ihr Organismus richtig durchgespült wird. Das Feuer, in dem Sie letzte Nacht waren, hat ziemlich gequalmt, und Sie haben den Rauch tief in Ihre Lungenflügel hinuntergesaugt. Sie werden vermutlich noch ein paar Tage unter starken Halsschmerzen und Husten leiden.«
Er nickt schicksalsergeben. »Danke.«
Während sie davonwatschelt, denkt er über ihre Worte nach. Das Feuer. Nun kann er sich wieder genau an alles erinnern: der Einbrecher im Arbeitszimmer seines Vater, die brennenden Vorhänge, der Kampf auf dem Gang.
Die Schwester kehrt mit einem Plastikbecher Wasser und ein paar kleinen Pillenbehältern zurück. »Sind Sie
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