Das Stonehenge - Ritual
angezündet hatte – mit einem von diesen billigen Dingern.«
»Einem Wegwerffeuerzeug. War es ein BIC ?«
»So was in der Art. Er hat also das Papier angezündet und damit dann die Vorhänge in Brand gesteckt. Er war im Begriff, das Gleiche auch mit dem Schreibtisch meines Vaters zu tun.«
»Und da haben Sie ihn zur Rede gestellt?«
»Nein, nicht direkt. Erst habe ich einfach nur die Tür zugezogen und ihn eingesperrt. Dann ist mir klargeworden, dass ich ihn wieder rauslassen musste, weil er sonst wahrscheinlich gestorben wäre.«
»Manche Leute wären bestimmt versucht gewesen, ihn drinzulassen.«
»Das war ich auch.«
»Gut, dass sie es nicht getan haben. Ansonsten müsste ich Sie heute wegen einer Straftat festnehmen.«
»Ich weiß.«
Sie mustert ihn verstohlen. Er ist Akademiker, kein Kämpfer. Einer von den Männern, die groß und fit genug aussehen, um auf sich selbst aufpassen zu können, anscheinend aber nie gelernt haben, wie man das macht.
»Sie haben die Tür also wieder geöffnet, und er ist einfach auf Sie losgegangen?«
»Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat mich aus dem Weg gestoßen, woraufhin ich mich wie beim Rugby an ihm festgeklammert habe. Dabei ist es mir aber nicht gelungen, ihn zu Fall zu bringen, so dass er angefangen hat, nach mir zu schlagen und zu treten.«
Nachdenklich betrachtet sie die Wunde an seiner Wange. Sie sieht ungewöhnlich aus. »Sie haben da einen ganz schönen Schnitt. Der Form nach zu urteilen, würde ich sagen, er hat an der rechten Hand irgendeine Art von Schmuck getragen, vielleicht einen Siegelring.«
»Ach ja? Das ist mir nicht aufgefallen. Ich habe nur den Schmerz gespürt.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Sie nimmt ihre Handtasche vom Boden. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich davon eine Aufnahme mache? Der Umriss ist recht klar zu erkennen.«
»Nur zu.«
Sie entfernt die Abdeckung der kleinen Cyber-shot, die sie dabei hat, und blendet ihn dann regelrecht mit dem Blitz. »Tut mir leid«, sagt sie hinter ihrer Kamera hervor, »einmal muss ich noch.«
Ein weiterer Blitz. »Vielleicht lassen wir die Spurensicherung einen Blick darauf werfen.« Sie verstaut die Kamera wieder in ihrer Tasche. »Wenn wir den Typen erwischen, der Ihnen diesen Ring ins Gesicht gedrückt hat, dürfte er wegen Körperverletzung, Einbruch und Brandstiftung dran sein. Ein schönes Trio, dafür könnte er schon etliche Jährchen bekommen.«
»Könnte?«
»Ich fürchte, so genau kann man das nie sagen. Unser englisches Gericht wird sich alle möglichen Geschichten darüber anhören, wie er als Kind ins Bett gemacht hat, weil sein Vater Alkoholiker war, oder so was in der Art. Man nennt das mildernde Umstände. Konnten Sie ihn gut sehen?«
Ein Ausdruck der Enttäuschung breitet sich auf Gideons Gesicht aus. »Nein, ich fürchte nicht. Es ging alles so schnell, und es war dunkel.«
Megan hat einen Abschluss in Psychologie und zwei Jahre Berufserfahrung als Assistentin eines der besten Profiler Großbritanniens. Sie wittert eine Lüge bereits, ehe der Betreffende sie überhaupt ausgesprochen hat. Nun runzelt sie die Stirn und bemüht sich um einen verwirrten Gesichtsausdruck. »Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Das Feuerzeug in seiner Hand konnten Sie deutlich erkennen, sein Gesicht aber nicht?«
Gideon fühlt sich unbehaglich. »Ich weiß auch nicht so recht. Wahrscheinlich hat mich das Feuer abgelenkt.«
»Ich verstehe. Aber durch das Feuer gab es jede Menge Licht. Es haben ja nicht nur die Papierblätter gebrannt, die er in der Hand hielt, sondern auch die Vorhänge. Trotzdem können Sie ihn nicht mal grob beschreiben?«
Er zuckt mit den Achseln. »Tut mir leid.«
»Ich möchte Ihnen doch nur helfen, Mr Chase. Aber Sie müssen schon Vertrauen zu mir haben.«
Er tut überrascht. »Das habe ich. Warum sollte ich nicht?«
Sie ignoriert die Frage. »Sind Sie sicher, dass Sie uns gar nichts über den Mann sagen können? Zum Beispiel über Größe oder Gewicht? Haarfarbe? Kleidung? Was auch immer?«
Er spürt, wie sie ihn mit ihrem Blick fixiert, hält aber dennoch den Mund. Dabei besitzt er ein Foto von dem Mann. Er hat es mit seinem Handy geschossen, bevor er die Tür zuschlug. Bestimmt stand der Einbruch in Verbindung mit den Geheimnissen seines Vaters. Gideon ist fest entschlossen, alles darüber in Erfahrung zu bringen, und zwar lange bevor die Polizei es tut.
Megan wartet immer noch auf eine Antwort.
Er schüttelt den Kopf. »Es tut mir leid. Ich kann Ihnen
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