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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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blitzt Licht auf, als würde jemand eine Lampe ein- und sofort wieder ausschalten, dann zieht die gespenstische Silhouette plötzlich die Tür zu. Musca lässt das brennende Papier fallen und stürmt zu der dicken Mahagonitür. Der Schlüssel dreht sich zweimal im Schloss.
    Er sitzt in der Falle.

10
    Gideon ist kein Held.
    Das erste und letzte Mal hat er sich als Junge in der Schule geprügelt und schon damals nicht gerade als großer Kämpfer geglänzt. Ganz im Gegenteil, er musste mehrere Schläge von dem Jungen einstecken, der damals in seiner Klasse alle schikanierte, und stand am Ende mit einer blutigen Nase und ohne Geld für Süßigkeiten da.
    Seit damals hat er ziemlich zugelegt, er ist nicht nur größer, sondern auch breiter geworden. Ersteres führt er auf seine Gene zurück, Letzteres auf jahrelanges Rudern in Cambridge. Seit jenem beschämenden Erlebnis aber hat er einen ausgeprägten Sinn für Gefahr entwickelt und erkannt, dass ein scharfer Verstand gegenüber den harten Fäusten eines brutalen Schlägers fast immer im Vorteil ist.
    Gideon hat bereits die Notrufnummer angerufen, noch bevor er das Haus durch die aufgebrochene Hintertür betreten hat. Nun schleicht er so leise wie möglich durch die Räume – nur um sicherzugehen, dass er nicht einen dummen Fehler gemacht hat.
    Die Tür zum Arbeitszimmer schwingt langsam auf, und das Licht aus dem Gang fällt auf das Schloss, in dem ein großer, massiver Schlüssel steckt. Als Gideon die Gestalt sieht, die gerade die Vorhänge in Brand steckt, durchfährt ihn spontan der Gedanke, die Tür abzusperren und den Kerl in dem Raum gefangen zu halten, bis die Polizei eintrifft.
    Nun aber denkt er noch einmal über seinen Entschluss nach.
    Er hat jemanden in einem brennenden Raum eingesperrt, und wenn er den Betreffenden nicht wieder herauslässt, wird er sterben. Na und? Ein kleiner Teil in ihm stellt sich tatsächlich diese Frage. Was, wenn der Kerl tatsächlich stirbt? Wird die Welt einen Gauner, der ins Haus eines Verstorbenen einbricht und ihn bestiehlt, noch ehe sein Leichnam unter der Erde ruht, wirklich vermissen?
    Gideon öffnet die Tür.
    Prasselnd lodern die Flammen hoch, als der Luftzug frischen Sauerstoff in den Raum saugt. Gideon weicht zurück und reißt die Arme vor das versengte Gesicht. Durch eine orangeglühende Hitzewand stürmt eine schwarze Gestalt auf ihn zu. Er wird so heftig gegen die Tür geschleudert, dass er die Erschütterung im ganzen Körper spürt. Eine Faust landet auf seinem linken Kieferknochen, ein Knie rammt sich in seinen Schoß. Er krümmt sich vor Schmerzen und bekommt dadurch einen Stiefel voll ins Gesicht.
    Mittlerweile liegt er auf dem Boden und atmet nur noch ganz flach. Aus seinem Mund läuft Blut, und das Letzte, was er wahrnimmt, ehe er das Bewusstsein verliert, ist die riesige Welle aus Flammen und Rauch, die auf ihn zugerollt kommt.

11
    Musca stürmt über die weite Rasenfläche hinter dem Haus. Das Herz will ihm fast aus der Brust springen. Über das Zischen der Flammen hinweg hört er die Sirene. Dem Klang nach zu urteilen handelt es sich nur um einen einzigen Wagen. Mitternacht ist längst vorbei, weshalb ihm klar ist, dass die Polizei nicht gleich mit einer ganzen Schar anrücken wird. Schlimmstenfalls werden sie ihren einzigen örtlichen Einsatzwagen losschicken, bemannt mit zwei, drei Landgendarmen.
    Trotzdem war es schlau von ihm gewesen, in einer Straße weit hinter dem Anwesen zu parken. Die Rasenflächen sind weitläufig und nicht mit Bäumen bestanden, so dass er es bald geschafft hat, dem grellen Schein der Bewegungsmelder zu entkommen. Das Problem ist nun eher, dass es um ihn herum derart stockdunkel ist, dass er die genaue Stelle nicht mehr finden kann, an der er über die Mauer geklettert ist – die Stelle, die ihn zurück zu seinem Wagen leiten wird.
    Er stolpert durch ein Gestrüpp aus dicken Rosenzweigen und fällt fast über einen Maulwurfshügel, der so riesig ist, dass sein Besitzer vermutlich als Gouverneur von Kalifornien kandidieren könnte. Schließlich aber findet er das Erkennungszeichen, das er sich eingeprägt hat: ein Gewächshaus, dessen untere Hälfte aus Ziegelsteinen gebaut ist, während der obere Teil aus Hartholz und Doppelverglasung besteht. Er zählt dreizehn Schritte entlang der Wand und findet die Stelle, an der er hinüberklettern muss.
    Die Sache hat nur einen Haken.
    Auf der anderen Seite war er zunächst auf einen kleinen Baum geklettert. Sich die knapp drei Meter

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