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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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kümmerte.«
    »Ihre Gesellschaft war schon derart weit fortgeschritten?«, fragt Gideon.
    »Jedes Zeitalter hat seine herausragenden Führer, sogar das neolithische.«
    Während der Meister sich wieder in Bewegung setzt, zieht er einen großen eisernen Schlüssel hervor, den er an einer braunen Schnur um den Hals hängen hat. »Lass es mich dir veranschaulichen.« Er schließt eine schmale Eichentür auf und tritt in die Dunkelheit. Gideon folgt ihm.
    In dem Raum ist die Luft noch kühler und das Echo ihrer Schritte noch lauter. Der Meister entzündet eine Wandfackel und mehrere große, auf dem Boden stehende Kerzen. Nachdem Gideons Augen sich an das Licht gewöhnt haben, stellt er fest, dass sie sich in einer geräumigen, kreisrunden Kammer befinden, die von einem dunklen, genau in der Mitte platzierten Steinblock beherrscht wird. Die Wände bestehen aus blutrotem Granit, der Gideon an ägyptische Gräber erinnert. So weit er sehen kann, sind zu ihrer Linken und Rechten Dutzende von offenen Särgen aufgereiht – alle so ausgerichtet, dass die Schädel der Toten einen guten Blick auf den großen, pantheonartigen Sternschacht im Zentrum des Raumes haben.
    »Eine Krypta«, stellt Gideon fest. »Wer waren diese Leute, und warum sind sie hier auf diese besondere Weise bestattet?«
    »Dies sind die Alten. Unsere Vorfahren. Die brillanten Männer, die nicht nur das Heiligtum entwarfen und bauten, sondern auch Stonehenge und all die anderen Kult- und Grabstätten, die mit diesen Orten verbunden sind.« Während der Meister den Raum langsam umrundet, zündet er weitere Fackeln und Kerzen an. »Aber dies hier ist viel mehr als nur eine heilige Ruhestätte, Gideon.«
    Der riesige Steinblock in der Mitte ist dank der besseren Beleuchtung immer deutlicher zu sehen. Aus poliertem Sandstein gehauen, ist er mindestens fünf Meter hoch und drei Meter breit. Auf zwei Seiten befinden sich Fächer, die mit Landkarten und Schriftrollen gefüllt sind. Die anderen beiden Seiten sind in etwas untergliedert, das aussieht wie Dutzende, mit allerlei Resten gefüllte kleine Öfen.
    Gideon staunt. Er nähert sich dem Ganzen wie eine Katze, die sich an einen Vogel heranschleicht. Der junge Archäologe wagt es kaum, etwas anzufassen. Es handelt sich um eine Bibliothek. Ein Museum. Eine Zeitkapsel, angefüllt mit alten Schriften, Artefakten, Schnitzereien und Werkzeugen.
    »Wie weit geht das zurück?«, fragt er.
    »Bis ganz an den Anfang.« Der Meister deutet auf den obersten Teil des würfelartigen Gebildes. »Dort oben findest du die Originalzeichnungen, eingeritzt in Steinplatten – die ersten Pläne für das Heiligtum und Stonehenge. Dort drüben in den größten Särgen siehst du die sterblichen Überreste der ersten Opfer. Sie waren diejenigen, die das Heiligtum und den Steinkreis vollendeten.«
    »Die Baumeister wurden geopfert?«
    »Es war ihr Wille. Sie wussten, dass sie ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln reichen göttlichen Segen sicherten, indem sie sich den Geheiligten als Opfer darbrachten.«
    Gideon kann nach wie vor nur staunen. Er steht mitten im Traum eines jeden Archäologen, einer Aladin-Höhle, gefüllt mit alter Geschichte und Zivilisation. Dies ist die Entdeckung seines Lebens. Sein Puls rast. »Darüber habe ich nichts gelesen. In all den Tagebüchern, die ich gefunden habe, wurde weder dieser Ort noch irgendetwas darin erwähnt.«
    »Das möchte ich auch hoffen. Darüber zu sprechen oder zu schreiben ist strengstens untersagt.« Der Meister tritt näher. Nun lächelt er wieder. »Nathaniel wusste von dieser Kammer. Er hat hier viel gearbeitet. Unter den Pergamenten und Dokumenten des Archivs wirst du auch seine eigenen Arbeiten finden, Beiträge zu den Sternkarten und Bahnenberechnungen, die alle Meister anfertigen müssen.«
    So viel Geschichte an einem Ort. So viel Wissen, so viele Geheimnisse. Der Meister bricht den Bann, indem er auf die Tür deutet. »Wir müssen gehen. Ich habe dir noch mehr zu zeigen und nur sehr wenig Zeit dafür.«
    Widerwillig verlässt Gideon die Kammer. Nachdem der Meister alle Fackeln und Kerzen gelöscht hat, schließt er die Tür wieder ab. Sie marschieren bis zum Ende des Gangs und beginnen dann einen steilen und gefährlichen Aufstieg. Über Steintreppen, die auf einer Seite offen sind, geht es scheinbar endlos hinauf. Sie hängen wie Efeu an der Außenwand des Heiligtums. Es gibt weder ein Geländer noch einen Handlauf. Neben ihnen fällt die Mauer steil und tief ab.
    »Gib acht«,

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