Das Stonehenge - Ritual
auf seinen eigenen Namen blickt. Es stellt für ihn keine große Überraschung dar, das Nathaniel sich in seinem Tagebuch derart abfällig über ihn äußert. Das liefert ihm nur den Beweis dafür, dass die Bücher tatsächlich so gefährlich sind, wie er schon befürchtet hat. »Dein Vater und ich waren nicht immer einer Meinung, und er hatte auch nicht in allem recht. Er war ein brillanter Mann, das weißt du sicher. Aber das machte ihn auch sehr schwierig. Man konnte mit ihm einfach nicht vernünftig reden.« Er erhebt sich, entfernt sich vom Tisch und geht langsam auf und ab. »Sag mir, teilst du seine Meinung?«
»Worüber?«
»Über mich und die Bruderschaft. Vermutlich hat er sich in allen Einzelheiten darüber ausgelassen. Über unsere Differenzen, insbesondere, was die Rituale betraf.«
Gideon antwortet, ohne zu zögern. »Das hat er in der Tat. Ich weiß besser als jeder andere, dass mein Vater nicht immer recht hatte. Wir haben jahrelang kaum ein Wort miteinander gesprochen. Nun ist er tot.« Gideon schweigt einen Moment nachdenklich, dann sieht er dem Meister direkt in die Augen. »Ich wünsche mir nur, ein langes und gesundes Leben zu führen. Ich möchte den Geheiligten meine Loyalität beweisen, und wenn Sie mir dabei helfen, gilt diese Loyalität natürlich auch Ihnen.«
Der Meister umarmt ihn. Eine bessere Antwort hätte er sich nicht wünschen können. Gideon erwidert die Geste, obwohl er dem Mann am liebsten ein Messer ins Herz rammen würde.
Der Meister tritt einen Schritt zurück, hält Gideon mit ausgestreckten Armen von sich weg und betrachtet ihn stolz. »Nun ist es an der Zeit, dass ich dich erleuchte und dir Geheimnisse enthülle, die dir den Atem rauben werden.«
130
Megan sitzt auf dem Supermarktparkplatz in ihrem Wagen und wartet.
Sie kann weder nach Hause, noch kann sie in die Arbeit. Ständig muss sie an den kurzen, schrecklichen Moment denken, als sie Adam neben Utley im Mercedes sitzen sah. Sie hat sich dabei genauso schlimm gefühlt wie damals, als sie ihn mit einer anderen Frau im Bett erwischte. Ein weiteres widerliches, stinkendes Beispiel dafür, wie er sie belog und betrog.
Als ihr Sammy einfällt, fragt sie sich entsetzt, wie er die Frechheit besitzen konnte, zu ihnen nach Hause zu kommen und ihnen den perfekten Vater und Ehemann vorzuspielen, während er in Wirklichkeit all diese Geheimnisse vor ihnen hatte. Insgeheim gehörte er anderen Frauen und anderen Männern – allen möglichen Leuten, nur nicht ihr und ihrer gemeinsamen Tochter. Schlagartig verwandelt sich ihre Traurigkeit in Wut. Sie bekommt vor Zorn heiße Wangen, und ihre Haut beginnt zu kribbeln.
Es ist bereits Spätnachmittag, als ein alter Jaguar neben ihrem Ford zum Stehen kommt. Das Fenster gleitet nach unten, und die Fahrerin reißt Megan aus ihrem düsteren Grübeln, indem sie ruft: »Steigen Sie ein!«
DCI Jude Tompkins hört geduldig zu, während Megan ihr berichtet, wie sie von Utley und ihrem Ehemann Adam verfolgt wurde. Tompkins lässt sofort das Fahrzeug überprüfen, und kurz darauf steht fest, dass als Halter des Mercedes ein Matthew Stephen Utley aus Tidworth eingetragen ist. »Ich könnte auch überprüfen lassen, wo sich Ihr Mann in den letzten paar Stunden herumgetrieben hat, aber dann würde man mich natürlich fragen, warum ich das wissen will.«
»Sparen Sie sich die Mühe«, entgegnet Megan, »ich weiß, dass er es war.« Sie kaut auf einem blutigen Nagel herum. »Ich fühle mich wie eine Vollidiotin. Ich dachte wirklich, er wäre zurückgekommen, weil er wieder mit mir und Sammy zusammen sein wollte.«
»Dafür können Sie sich später immer noch fertigmachen«, meint ihre Chefin. »Jetzt müssen wir uns erst einmal überlegen, was wir mit Ihrer Tochter anstellen. Und an wen wir uns wenden, ohne Verdacht zu erregen.«
»Sammy ist bei meiner Mutter«, erklärt Megan. »Ich habe sie angerufen und behauptet, Adam sei mir gegenüber aggressiv geworden. Sie wird ihn nicht in Sammys Nähe lassen. Mein Vater ist auch zu Hause, da kann also nichts passieren.«
»Gut. Ich habe heute Vormittag ein paar Punkte überprüft.
Noch einmal
überprüft, wenn Sie so wollen, um sicherzustellen, dass wir keine falschen Schlüsse gezogen haben.«
»Und?«
Tompkins holt ein Fahndungsfoto aus ihrer Handtasche. »Sean Elliott Grabb.«
»Unsere Verdächtiger, dessen Fingerabdrücke in dem VW -Campingbus waren.« Megan greift nach dem Foto. »Er hat bis zu seinem Verschwinden als Wachmann in
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