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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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zu ein paar etwas zurückgesetzten Häusern führt. Das Sträßchen verläuft parallel zur Hauptstraße, und Megan benutzt es als eine Art Beschleunigungsspur, wie man sie an Rennstrecken findet. Nur dass Megan am Ende nicht wieder abbremst.
    Das Heck des Wagens droht auszubrechen, als er über das Gras und den Asphalt schlittert, doch irgendwie schafft Megan es, ihn unter Kontrolle zu halten. Sie schießt zurück auf die Landstraße, knapp an dem Mercedes vorbei. Für den Bruchteil einer Sekunde trifft sich ihr Blick mit dem des Fahrers. Es ist tatsächlich Utley. Sie hat sich sein Foto oft und lange genug angesehen, um sich da nicht zu täuschen. Zu ihrer großen Überraschung kommt ihr der Beifahrer ebenfalls bekannt vor. Sie hat nur einen ganz kurzen Blick auf den kräftigen Mann im weißen Hemd erhascht, aber irgendetwas an seiner Silhouette, der Rundung seiner Schultern und der Form seines Kopfes ist ihr vertraut.
    Mit Vollgas rast sie die Higher Blandford Road entlang und verringert ihr Tempo erst wieder, nachdem sie die Christy’s Lane überquert hat und auf die viel stärker befahrene A 350 eingebogen ist.
    Während der ganzen Rückfahrt nach Devizes behält Megan den Rückspiegel im Auge. Ihr schwirrt noch der Kopf von dem, was sie gerade erlebt hat – was sie gesehen hat.
    Der Mann, der neben Utley auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, war ihr Ehemann. Es war Adam.

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    Sie lassen ihn nur raus, wenn er zur Toilette muss.
    Den Rest der Zeit sitzt er eingesperrt in seiner einsamen steinernen Zelle.
    Das Essen, das sie ihm bringen, ist sehr bescheiden. Mit jeder Stunde, die vergeht, kommt er sich mehr wie ein Gefangener vor.
    Ihm ist klar, dass es nur noch zwei Tage dauert, bis die Jünger ihr Ritual der Erneuerung vollenden und das Leben der jungen Frau opfern werden, die er gesehen hat. Sie können es sich nicht erlauben, ein Risiko einzugehen. Er, Gideon, könnte sehr wohl ein solches Risiko darstellen. Sie wissen, dass sein Vater mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht hat, der Opferung Außenstehender ein Ende zu setzen, weshalb durchaus die Gefahr besteht, dass er dasselbe versuchen könnte.
    Die Riegel der Tür werden zurückgeschoben. Ächzend schwingt sie auf. Zwei braun gewandete, wortkarge Männer kommen herein. Sie sagen ihm nur, dass sie ihn zum Meister bringen sollen.
    Er geht den Gang entlang, den bestimmt auch sein Vater oft benutzt hat, und malt sich das geheime Leben des Mannes aus, den er nie wirklich kannte. Wie
er
sich wohl nach
seiner
Initiation gefühlt hatte? Was mochte er gedacht haben, nachdem er in eine der ältesten und geheimsten Bruderschaften der Welt aufgenommen worden war?
    Die Späher liefern Gideon in der Kammer ihres Anführers ab. Der Meister winkt ihn an den steinernen Tisch, auf dem Nathaniels Tagebücher gestapelt sind. In geschäftsmäßigem Ton sagt er: »Es ist an der Zeit, dass du mir etwas vorliest. Erleuchte mich. Anschließend erleuchte ich dich.«
    Gideon schlägt einen der letzten Tagebuchbände auf. Er hält nach einer ganz bestimmten Stelle Ausschau. Fündig geworden, räuspert er sich und beginnt zu lesen: »Wenn einst jemand dieses Tagebuch aufschlägt, dann bete ich zu den Geheiligten, dass
du
, Gideon, derjenige bist, der es liest. Du hast schon als Kind alles immer ganz systematisch gemacht, daher nehme ich an, dass du mit dem ersten Band begonnen hast und dieser Eintrag einer der letzten sein wird, die du liest. Mittlerweile weißt du bestimmt schon von meinen Differenzen mit dem Inneren Kreis und vom Bestreben meiner Mitbrüder, mir ihren Willen aufzuzwingen. Ich kann mich dem nicht beugen. Ich darf es nicht, und ich werde es auch nicht tun. Wenn man nimmt, dann soll man auch geben.
Man
persönlich, und nicht irgendein Ersatz, noch dazu gegen dessen Willen. Es ist völlig falsch, einen anderen zum Geben zu zwingen, nachdem man selbst immer nur genommen hat. Wirklich heilige Menschen bezahlten ihre Schulden nicht auf diese Weise. Das ist die Art der Selbstsüchtigen, Unwürdigen, Ehrlosen. Die Art eines Mannes, den ich einmal für meinen Freund hielt. Ich ließ diesen Mann in mein Haus und vertraute ihm wie einem Freund. Zum Dank vergiftete er alles, was ich im Leben respektierte.«
    Gideon hört zu lesen auf und dreht das Tagebuch herum. »Hier.« Er legt eine Fingerspitze neben die Worte » ΟΩΜΥΖ ΙΥΛΦΗΩΣΚΛ «. »Kommt Ihnen der Name bekannt vor?«
    Obwohl der Meister den Kode nicht lesen kann, ist ihm klar, dass er

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