Das Stonehenge - Ritual
ihr mit?«
Fünfter Teil
Klein Imber, ach, welch schöner Ort
Die Stadt ist Meilen fort,
Nur Schafe hört man, sonst kein Wort,
Ein süßes Leben, nie ein Mord
Ach lass uns bleiben an dem Ort.
Anon
.
143
Sonntag, 27 . Juni, Tag der Erneuerung
01 . 00 Uhr
Der schwarze Ford Transit, der südlich von Devizes die verlassene A 360 entlangrollt, ist mit den grünen Buchstaben » ATE « und einer flatternden roten Fahne versehen. Unter dem Logo des »Army Training Estate«, wie die militärische Sperrzone offiziell heißt, prangen die Worte »Wissenschaftliche Forschungseinheit«.
Die sechs Insassen des Transporters tragen gut sichtbare Regenjacken mit derselben Aufschrift. In ihren Taschen stecken laminierte Ausweiskarten und ein offizielles Genehmigungsschreiben, das besagt, dass sie berechtigt sind, im Bereich des Imber Range Perimeter Path – also des Fußwegs, der um die Schießanlage herumführt – eine nächtliche Wildtierstudie durchzuführen.
Megan wirft einen Blick in die Runde und ist wider Willen beeindruckt. »Es ist schon erstaunlich, was man auf die Beine stellen kann, wenn man einem potentiellen Gehaltsscheck in Höhe von zehn Millionen Dollar hinterherjagt.«
»In der Tat«, bestätigt Josh Goran, der ihr gegenüber auf einem Klappsitz thront. »Sag mal schön hallo, Troy, mein Junge!«
Troy Lynton blickt vom unterwasserblau leuchtenden Display seines Laptops hoch und lächelt bescheiden.
»Troy ist unser Cyber-King«, erklärt Goran, »der beste Hacker und Trickser der Welt. Gib ihm ein bisschen Zeit, und es gibt nichts auf der virtuellen Welt, das er nicht knacken, stehlen oder manipulieren kann.«
Megan und Jimmy sitzen mit den beiden Amerikanern in den hinteren Teil des Wagens gepfercht. Der Fahrer ist ein Mann namens Jay, bei dem es sich allem Anschein nach um einen Engländer handelt. Vorne auf dem Beifahrersitz thront Luc, ein ehemaliger holländischer Soldat, der bereits seit zwei Jahren für das Team arbeitet.
»Im Moment sind in Imber keine größeren Militärmanöver geplant, so dass die Truppenstärke stark reduziert wurde«, berichtet Goran. »Die meisten Jungs pennen vermutlich gerade in ihrer Kaserne oder poppen die Dorfschönheiten. Wir müssten uns also ungehindert bewegen können.«
Eine halbe Stunde später beleuchten die Scheinwerfer der Transporter ein Warnschild: SCHIESSANLAGE FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT GESPERRT : ZUTRITT VERBOTEN .
Der Transit holpert langsam weiter, bis ein verlassener Bauernhof in Sicht kommt. Jay fährt den Wagen hinter das Haus, wo es von der Straße aus nicht zu sehen ist.
»Auf, Leute«, ruft Goran, »legen wir los!«
Sie schnappen sich ihre Rucksäcke und verteilen sich rasch in verschiedene Richtungen. Goran hat sie alle mit Zwei-Wege-Funkgeräten, Kompass, Nachtsichtbrillen, Taschenlampen und – damit sie als Tierforscher glaubwürdiger wirken – Kameras und Klemmbrettern ausgestattet. Lynton hat sie außerdem in groben Zügen über die in Imber heimischen Triele, Rehe und Dachse informiert.
Leise schleichen sie an leeren Häuserruinen vorbei, fenster- und türlosen Ziegelrümpfen, die eher an den Kosovo als an Wiltshire erinnern. Ehemals schöne Reetdächer sind durch verrostetes Wellblech ersetzt. Gärten voller Feldblumen haben sich in Schlammgruben verwandelt, verwüstet durch die Gleisketten der Panzer. Aus der Dunkelheit sehen sie ein rotgelbes Schild auftauchen, auf dem steht: ACHTUNG , LEBENSGEFAHR : SCHARFE MILITÄRISCHE SPRENGKÖRPER .
Jimmy und Megan halten sich an die Anweisungen, die Goran ihnen gegeben hat, und arbeiten sich systematisch durch die Ruinen von Imber. Nördlich von ihnen kämpft sich ihr Landsmann Jay auf die gleiche Weise in Richtung Littleton Down vor, während Goran die äußeren Bereiche von West Lavington Down absucht und Lynton im Osten in Richtung Summer Down unterwegs ist.
Sie suchen geschlagene drei Stunden lang. Ohne Erfolg.
Nachdem sie sich wieder zusammengefunden haben, breitet Goran auf der Motorhaube ihres Wagens eine Landkarte aus und deutet mit einem Finger auf eine Stelle südlich von Imber. »Das hier ist das eigentliche Herz des Feuerbereichs. Die vom Militär nennen es die Gefahrenzone. In diese Kernzone sind wir noch kaum eingedrungen, sondern haben bisher hauptsächlich die äußeren Bereiche abgedeckt.«
Jay wirft einen Blick auf die Karte. Er ringt immer noch nach Luft.
»Es würde den ganzen Tag dauern, das alles abzufahren, geschweige denn zu Fuß
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