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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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Bestandteile einen brodelnden Mix, der – dessen ist Gideon sich bereits bewusst – die Struktur seiner Persönlichkeit unwiderruflich verändern wird.
    Während er durch das große leere Haus wandert, fühlt er sich plötzlich ganz allein. Er hat keine Geschwister, seine Großeltern leben nicht mehr, und Kinder hat er auch keine. Er bildet das Ende des Chase-Stammbaumes. Was er mit dem Rest seines Lebens anfängt, wird nicht nur darüber entscheiden, wie die Welt über ihn persönlich denkt, sondern auch über das gesamte Geschlecht der Chases.
    In der Eingangshalle lässt er seine Jacke fallen und steigt dann die prächtige Treppe bis zu dem langen, offenen Treppenabsatz im ersten Stock hinauf, um sich nach einer Waschgelegenheit und einem Schlafplatz für die nächsten paar Tage umzusehen.
    Vierhundert Jahre nach seiner Erbauung ist das Haus definitiv nicht mehr dafür geeignet, ein normales Alltagsleben darin zu führen. Die großen Räume sind so hoch, dass es bestimmt ein Vermögen kostet, sie zu beheizen. Kein Wunder, dass sein Vater offenbar nur ein paar davon bewohnt hat. Durch die Fenster zieht es herein, sie gehören alle ausgetauscht. Viele Wände sind vor Feuchtigkeit ganz fleckig. Die Böden ächzen schlimmer als die Planken eines alten Segelschiffs während eines Unwetters, und es ist gewiss fünfzig Jahre her, dass das Innere des Hauses zum letzten Mal frische Farbe gesehen hat.
    Im kleinsten aller Räume, das seinem Vater als Schlafzimmer gedient hat, überfällt Gideon ein seltsames Gefühl. Es kommt ihm vor, als wäre der Raum vollgestopft mit Leere. Überall stehen und liegen die Sachen des alten Herrn herum, aber sie wirken völlig unpersönlich, wie verseucht mit irgendeiner Form von Radioaktivität, die alle Spuren von ihm ausgelöscht hat.
    Neben dem Bett türmen sich Bücher. Nicht weit von dem Stapel entfernt steht eine weiße Tasse, in der sich noch zwei Zentimeter Tee befinden. Auf der Oberfläche hat sich bereits eine Schicht Schimmel gebildet. Gideon vermutet, dass es sich dabei um die letzte morgendliche oder nächtliche Tasse Tee handelt, die sein Vater in seinem Leben getrunken hat.
    Auf einer Seite des großen, hölzernen Doppelbetts ist die Steppdecke zurückgezogen. Die Vertiefungen in der alten Federkernmatratze, dem grauen Laken und dem zerdrückten Federkissen zeigen genau, wo Nathaniel geschlafen hat. Die andere Seite des Bettes wirkt völlig makellos. Gideon ertappt sich dabei, wie er die Stirn runzelt. Obwohl sein Vater als Wissenschaftler einen legendären Ruf genoss und zweifellos sehr reich war, hat er gelebt wie in einer Ruine und ist einsam gestorben.
    Er lässt den Blick durch den kleinen Raum schweifen und entdeckt über der Tür die Spuren einer alten Klingelvorrichtung, ein Überbleibsel aus der Zeit, als hier ein Kindermädchen oder ein Butler schlief und jederzeit damit rechnen musste, vom Herrn des Hauses herbeizitiert zu werden. Er fühlt sich an einen Ausflug während seiner Kindheit erinnert. An einem regnerischen Wochenende hatten sie an einer Führung durch ein ähnlich altes, unter Denkmalschutz stehendes Gebäude teilgenommen, und Gideon fand damals nur eine einzige Bemerkung ihres Fremdenführers wirklich interessant: Das ganze Gebäude, so hatte der Mann erzählt, sei durchzogen von Geheimgängen, damit die Dienstboten schnell und diskret von oben nach unten eilen konnten.
    Gideon fragt sich, ob es sich mit dem Haus seines Vater ebenso verhält. Als er wieder hinauf auf den Gang tritt, wirbeln etliche Staubflusen hoch. Er überlegt, ob es hinter Nathaniels winzigem Schlafzimmer vielleicht noch einen weiteren Raum gibt.
    Doch dem ist nicht so.
    Der Treppenabsatz erstreckt sich bis zu einem Flügelfenster mit Blick auf den Garten. Während Gideon darauf zusteuert, entdeckt er zu seiner Linken plötzlich eine seltsame Kante in der Tapete. Überrascht klopft er gegen die Wand. Dem Klang nach besteht sie hier aus Gipskarton. Etwa einen Meter links davon klopft er erneut, dann einen Meter rechts davon.
    Stein.
    Wieder klopft er gegen die betreffende Stelle, dann rundherum. Der Bereich aus Gipskarton ist so groß, dass es sich um eine Tür handeln könnte. Zwar sind keine Scharniere und auch kein Griff zu sehen, aber er ist sich trotzdem sicher. Gideon lässt sich auf die Knie nieder, wie er es auch bei einer archäologischen Ausgrabung tun würde. Seine Finger ertasten die Kante, wo die Gipskartonplatte auf den Boden des Treppenabsatzes trifft. Er versucht,

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