Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
Vom Netzwerk:
Solche Dinge. Er war einer unserer wichtigsten Klienten.«
    »Das kann ich mir vorstellen«. Gideons Ton klingt ein wenig schärfer als von ihm beabsichtigt.
    Lucian fühlt sich genötigt einzugreifen. »Ihr Vater war ein sehr aktiver, erfolgreicher Geschäftsmann, Mister Chase. Es war eine Freude, mit ihm zu arbeiten.«
    Gideon konzentriert sich weiter auf Chepstow senior. »Und privat?«
    Der alte Herr schürzt die trockenen Lippen. »Ich würde sagen, wir waren Freunde. Wir hatten vieles gemeinsam. Genau wie ich empfand er ein leidenschaftliche Interesse an der Geschichte und hatte großen Respekt vor früheren Generationen.«
    Lucian nimmt einen Umschlag aus einer Schublade seines Schreibtisches. Offenbar ist ihm daran gelegen, möglichst schnell zum geschäftlichen Teil des Treffens zu kommen. Gideon nickt. »Mein Vater hat mir einen Brief hinterlassen.«
    Der alte Anwalt zuckt zusammen.
    »Einen Abschiedsbrief. Haben Sie eine Ahnung, was ihn dazu bewogen haben könnte, sich das Leben zu nehmen?«
    Cedric reißt die Augen auf.
    Gideon blickt von einem zum anderen. »Kann mir einer von Ihnen sagen, was er getan haben könnte? Wofür er sich so schämte, dass er derart verzweifelt und deprimiert war?«
    Chepstow senior spielt mit einem faltigen Hautlappen unter seinem Doppelkinn. »Nein, ich glaube nicht, dass wir das können. Darüber wissen wir nichts. Jedenfalls kann es nichts Juristisches gewesen sein. Außerdem dürften wir solche Informationen nicht herausgeben, selbst wenn wir etwas wüssten. Wir sind unseren Klienten gegenüber zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet.«
    Nun kann Gideon seine Verärgerung nicht mehr verbergen. »Er ist tot. Ich nehme an, damit endet Ihre Verpflichtung zur Verschwiegenheit.«
    Der alte Mann schüttelt den Kopf wie ein Professor, der im Begriff ist, einen seiner Studenten auf einen elementaren Fehler hinzuweisen. »So arbeiten wir nicht. Wir stehen zu unseren Verpflichtungen gegenüber unseren Klienten – auch über den Tod hinaus.« Er mustert Gideon von Kopf bis Fuß. »Mister Chase, ich kann Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen – privat wie beruflich – versichern, dass es nichts gibt, wofür Ihr Herr Vater sich hätte schämen müssen. Er hatte keine Leichen im Keller.«
    »Leichen?« Gideon muss lachen. »Mein Vater war ein Grabräuber. Er hat Gräber in Syrien, Libyen, Mexiko und weiß Gott wo leergeräumt. Er hat unersetzbare historische Gegenstände an ausländische Regierungen oder Privatsammler verkauft, die kein Anrecht auf diese Dinge hatten. Ich bin mir sicher, dass er eine ganze Totenstadt voller Leichen in seinem Keller hatte.«
    Aufgrund jahrelanger Erfahrung weiß Cedric Chepstow, wann es sich lohnt, eine Diskussion fortzusetzen, und wann nicht. »Lucian, bitte informiere Mr. Chase über das Testament seines Vaters und sorge dafür, dass er ein Exemplar des Dokuments bekommt.« Mühevoll erhebt er sich aus seinem knarrenden Sessel. »Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Sir.«
    Lucian Chepstow schweigt, bis sein Vater den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugezogen hat. »Die beiden standen sich sehr nahe«, erklärt er dann. »Ihr Vater war einer der wenigen Menschen, mit denen mein alter Herr Zeit verbracht hat.«
    Gideon ist immer noch verärgert. »Die beiden haben bestimmt ein nettes Paar abgegeben.«
    Der zurückhaltende Anwalt verzichtet auf eine Antwort. Stattdessen reicht er Gideon einen versiegelten Brief und zieht ein zweites Exemplar über seinen roten, mit einer Lederkante eingefassten Tintenlöscher zu sich heran. »Letzter Wille und Testament von Nathaniel Chase«, liest er vor. »Das Dokument ist beglaubigt und in voller Übereinstimmung mit dem englischen Gesetz verfasst. Möchten Sie, dass ich es mit Ihnen durchgehe?«
    Gideon hält den Brief mit beiden Händen umklammert. In Gedanken ist er noch bei Cedric Chepstow. Vermutlich weiß der alte Mann genau über die geheimen Machenschaften seines Vaters Bescheid. Warum sollte er sonst auf diese Weise reagieren? Warum hatte er sich auf seine »Verschwiegenheit« berufen und sich hinter einem lächerlichen »nach bestem Wissen und Gewissen« versteckt?
    »Mister Chase. Möchten Sie, dass ich das Testament mit Ihnen durchgehe?«
    Gideon blickt auf und nickt.
    »Ich sollte Sie vielleicht vorwarnen, dass einer seiner Wünsche ein wenig ungewöhnlich ist. Ihr Vater hat bereits zu Lebzeiten alles Nötige veranlasst, um im Krematorium von West Wiltshire eingeäschert zu

Weitere Kostenlose Bücher