Das Stonehenge - Ritual
werden.«
Gideon runzelt die Stirn. »Ist das so ungewöhnlich?«
»An sich nicht. Viele Leute treffen Vorkehrungen für ihre eigene Beerdigung und bezahlen sie auch schon im Voraus. Aber im Anschluss an die Einäscherung in West Wiltshire soll die Asche Ihres Vaters gemäß seinem letzten Willen in Stonehenge verstreut werden.«
27
London
An diesem Morgen hat Jake Timberland zufällig einen Blick in den Spiegel geworfen, als er aus der Dusche kam, und wäre bei seinem Anblick fast in Ohnmacht gefallen. Sofort zerrte er die Waage unter dem Waschbecken hervor und bestieg sie, um sich ihrem Urteil zu stellen. Neunundachtzig Kilo. Ach du heilige Scheiße! Er stieg herunter und wieder hinauf. Wie es aussah, funktionierte die Waage. Mit seinen knapp eins achtzig konnte er zweiundachtzig bis dreiundachtzig Kilo gut vertragen, aber neunundachtzig waren definitiv zu viel. Ehe man es sich versah, sah man aus wie das Körper-Double eines alten Fettsacks.
Sein Entsetzen verwandelte sich in Entschlossenheit. Fünfzig Sit-ups später sah er seinen Sixpack wieder aus der dünnen Fettschicht auftauchen und fühlte sich besser.
Nun sitzt er in seinem Club bei einem geschäftlichen Frühstück mit einem Bekannten und trinkt bereits den dritten Cappuccino. Geduldig hört er zu, wie sein Gast, Maxwell Dalton, darüber spricht, dass er wegen der wirtschaftlichen Flaute und der sinkenden Gewinne auf dem Werbesektor Liquiditätsprobleme habe und dringend eine Geldspritze benötige. Andernfalls müsse er sein Geschäft dichtmachen. Dalton ist ein dicklicher Typ mit einer großen Brille, die ebenso schwarz ist wie sein Haar und sein weiter Anzug. Er verdient sein Geld mit einer Website, auf der er Kurzfilme von Leuten vorstellt, die keine richtigen Jobs beim Fernsehen bekommen.
»Wie viel möchtest du, und wie viel Beteiligung bekomme ich dafür?«
Dalton stößt ein nervöses Lachen aus. »Hunderttausend für zehn Prozent?«
Jakes Gesichtsausdruck lässt keinen Zweifel daran, dass das nicht klappen wird.
»Zwanzig Prozent?«
Jake antwortet nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt dem Spiegelei auf Daltons Teller.
»Fünfundzwanzig?«, fragt Dalton in flehendem Ton. »Wenn es gar nicht anders geht, erhöhe ich auf dreißig«, fügt er hinzu.
Jake gefällt die Vorstellung, sagen zu können, er sei im Medienbereich tätig. Das würde seine Anziehungskraft bestimmt erhöhen. Unter Umständen könnte er sich sogar als Filmproduzent mit eigenem Vertrieb bezeichnen. »Vielleicht kommen wir ins Geschäft. Aber nicht mit hunderttausend, und auch nicht für dreißig Prozent.«
Dalton wirkt enttäuscht.
Hunderttausend sind für Jake ein Klacks. Vermutlich könnte er seinen Vater sogar dazu überreden, das Ganze für ihn zu finanzieren. Wenn nicht, bekäme er das Geld trotzdem locker zusammen. Er bräuchte sich nur bei den Drogen ein bisschen einzuschränken, diesen Winter auf den Skiurlaub zu verzichten und seinen Dispositionskredit auszuschöpfen. »Hör zu, Max. Ich stecke fünfzigtausend in deine Firma, aber dafür will ich einundfünfzig Prozent davon.«
»Du willst die Kontrolle über meinen Laden?«
»Genau.«
Dalton wirkt sehr bedrückt, als er schließlich eine Antwort ausspuckt: »Tut mir leid. Mehr als neunundvierzig Prozent kann ich dir beim besten Willen nicht bieten, und dafür möchte ich fünfundsiebzigtausend.«
Jake lächelt. »Ich will dir wirklich helfen. Es geht mir nicht darum, dich über den Tisch zu ziehen. Aber eine Beteiligung in dieser Höhe ist keine fünfundsiebzigtausend wert. Für neunundvierzig Prozent biete ich dir fünfzigtausend. Das ist mein letztes Angebot.«
Dalton befindet sich in einer schlechten Verhandlungsposition. Sein Vermieter macht bereits Druck wegen der überfälligen Miete. »In Ordnung.«
Als Jake aufsteht, um das Geschäft per Handschlag zu besiegeln, summt sein iPhone. »Entschuldige mich einen Moment.« Es ist Caitlyn – er erkennt ihre Nummer sofort. Er öffnet die Nachricht, und als er sich das beigefügte Foto ansieht, fallen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Unter dem tätowierten Union Jack steht: Ich habe die Fahne. Ist deine Fahnenstange groß genug? K
Ruf mich an x.
Grinsend wendet Jake sich wieder Dalton zu und reicht ihm die Hand. Kann es sein, dass es ihm tatsächlich vergönnt ist, gleich zwei Personen an einem Tag aufs Kreuz zu legen?
28
Sammy geht es so gut, dass sie in den Kindergarten könnte, aber Megans Mum Gloria besteht darauf, sich einen weiteren Tag um
Weitere Kostenlose Bücher