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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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    Was ist das für eine Krankheit? Ist er womöglich schon von ihr befallen?
    Wird sie ihn töten?

43
    Der Henge-Meister wandert im tröstlichen, dunklen Kreis der Geheiligten umher. Sein Blick ist auf die Sterne gerichtet, die wie winzige Lichtpunkte am Firmament funkeln. Der Nachthimmel ist ein Mahlstrom aus schwarzem Ruß, ein grenzenloses Mysterium, ein dunkler Wirbelsturm, der auf die schlafenden Häupter der Unwissenden zusteuert. Es ist seine Pflicht, für sie die Augen offen zu halten. Für sie zu verstehen. Sie vor ihrer eigenen Dummheit zu bewahren.
    In den unsichtbaren Wirbeln und dunklen Strömungen dort oben spürt er die Veränderung, die sich drehenden Konstellationen, die Lethargie der Lyriden und die Ungeduld der kommenden, tödlichen Delta-Aquariden. Er spürt das Ziehen der Gezeiten, den Wechsel der Winde über den Ozeanen, die aufbrechenden Risse im Kern der Erde.
    Wie immer werden die Unschuldslämmer händchenhaltend und mit Perlen im Haar zur Sommersonnenwende traben. Mit ihren klischeehaften Träumen von wildem Sex und euphorischem Drogenrausch. Sie werden noch eines Tages an ihrer eigenen Naivität ersticken. Jeder Einzelne von ihnen. Selbst diejenigen, die sich für besonders schlau halten, haben keine Ahnung. Ihnen fehlt jedes Verständnis dafür, dass das eigentlich Wichtige nicht die Sonnenwende ist, sondern der Vollmond, der folgt.
    Gleichgewicht, es geht immer um Gleichgewicht. So viele sehen immer nur das Offensichtliche. Genau wie die großen Magier narren uns auch die Götter, indem sie uns ablenken. Nur die Auserwählten sind in der Lage, über die kosmischen Illusionen hinauszublicken. Sollen doch die Blinden sich zu Boden werfen und im blendenden Lichtspektakel der Tagundnachtgleiche posieren. Der Ausgleich erfolgt in der Dämmerung. Der Mond steigt empor zu seinem machtvollsten Höhepunkt.
    Der Meister kennt die Bedeutung des Unsichtbaren. Auch die Bauern haben diese erste Lektion bereits vor Urzeiten gelernt: Die Ernte, die wir sehen, hängt von dem ab, was wir nicht sehen. Die Dunkelheit in der Erde muss respektiert werden, sie muss ebenso geliebt werden wie die Helligkeit am Himmel. Die Alten wussten – und auch ihre Kinder wissen –, dass die unsichtbaren Wachstumskräfte der Erde der Nahrung bedürfen. Sie brauchen eine Blutmahlzeit, die Festigkeit von Knochen, die Kühle des Grabes. Die Wissenschaftler sagen, Blut versorge den Boden mit lebensnotwendigem Stickstoff, doch in Wirklichkeit dient es ihm mit weit mehr als nur Chemikalien. Blut enthält noch etwas anderes: Seele. Je mehr der Boden davon bekommt, desto mehr will er auch.
    In achtundvierzig Stunden wird die Sommersonnenwende Tausende nach Stonehenge locken. Die Unwissenden werden vor sich hin brabbeln wie Neandertaler. Sie werden auf den Steinen herumklettern wie Höhlenmenschen. Sie werden behaupten, eine starke spirituelle Energie zu spüren, genau, wie sie es sich erträumt haben.
    Wenn sie wüssten. Die brutale Wahrheit bleibt ihnen verborgen. Denn zu dem Zeitpunkt wird der Kreis längst leer sein. Die Geheiligten werden im Heiligtum sein.
    Lächelnd schreitet der Meister davon. Morgen wird er zurückkehren und seinen Pilgergang antreten. Er wird sich vor den einzelnen Göttern auf den Boden werfen und ihren göttlichen Geist in sich aufsaugen. Er wird das Gefäß werden, das sie trägt, ihr Portal durch die schwarze Erde in den antiken Tempel darunter.

44
    Eric Denver arbeitet schon seit über zwanzig Jahren als Sicherheitschef für die Familie Lock: für den Mann, seine Ehefrau, und nun auch für die Tochter. Sozusagen als Familienschutzengel. Thom Lock hat sich aus eigener Kraft zum Multimillionär hochgearbeitet. Als man ihn dann auch noch zum Sicherheitsberater des Präsidenten der Vereinigten Staaten machte, blieb ihm nichts anderes übrig, als für sich selbst den Schutz des Geheimdienstes in Anspruch zu nehmen. In Caitlyns Fall aber hat er ein Machtwort gesprochen. Sein einziges Kind sollte eine persönlichere und privatere Form von Schutz genießen. Da kam Eric ins Spiel. In Anbetracht von Caitlyns wildem Verhalten war es eine weise Entscheidung von Thom gewesen, ihn mit dieser Aufgabe zu betrauen. Viele der humorlosen Leute, die in Washington auf den Korridoren der Macht unterwegs waren, würden sich mit Sicherheit ganz schön die Mäuler zerreißen, wenn sie nur die Hälfte von dem wüssten, was Caitlyn unter dem Vorwand, in Großbritannien ihr Studium abzuschließen, so alles trieb.
    Eric

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