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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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Keiner von beiden hatte große Lust verspürt, eine weitere Spätschicht einzulegen. Morgen werden sie anders darüber denken. Morgen werden sie wissen, dass sie in dem ganzen Geschrei und Geküsse, dem ganzen Kommen und Gehen etwas übersehen haben. Etwas Wichtiges. Caitlyn.
    Die wütende Stimme, die aus der Wohnung zu ihnen herausgeschrien hatte, war nicht die von Caitlyn gewesen, sondern die von Abbie Richter. Die junge Amerikanerin hat es sich inzwischen in Caitlyns großem Luxusbett gemütlich gemacht. Vor ihr liegt ein ausgiebiger Schönheitsschlaf und zweifellos auch eine böse Standpauke von Eric, wenn er morgen merkt, dass sie die Rollen getauscht haben.
    Caitlyn sitzt währenddessen auf dem Beifahrersitz eines VW -Campingbusses, den Jake Timberland für diesen ganz besonderen Anlass gemietet hat. Er selbst sitzt am Steuer, das ziemlich abgenützt aussieht, und strahlt zu ihr hinüber. »Das ist ein VW Vintage Type  2 !«, erklärt er stolz und fügt dann in ironischem Ton hinzu: »Ausgestattet mit einem
astreinen
1 , 4 -Liter-Motor, der dich mit der berauschenden Geschwindigkeit von knapp hundert Stundenkilometern in Null Komma nichts an dein geheimes Ziel befördern wird. Ganz zu schweigen von der Rücksitzbank – reinster Rock ’n’ Roll!«
    Wie ein kleines Kind klettert sie zwischen den Sitzen durch, um sich den hinteren Teil des Busses anzusehen. Sie findet dort Schrankfächer voller Snacks, einen DVD -Spieler, einen Flachbildschirmfernseher, einen Einbauherd und einen Kühlschrank, bestückt mit reichlich Champagner, Erdbeeren und drei verschiedenen Sorten Eis. »Hurra!« schreit sie, während sie Geschmacksrichtungen inspiziert und dann die zu einem Doppelbett ausziehbare Rücksitzbank in Augenschein nimmt.
    Caitlyn kehrt nach vorne zurück und drückt ihm ein Küsschen auf die Wange, bevor sie sich wieder auf ihren Sitz sinken lässt. »Ich bin begeistert. Absolute Spitzenklasse!«
    »Es freut mich, wenn es dir gefällt.«
    »Ich bin so aufgeregt! Wohin fahren wir denn?«
    »An einen Ort, wo du noch nie warst. Wo nur wenige Zutritt bekommen, auch wenn viele davon träumen.«
    Sie verpasst ihm einen spielerischen Schlag auf den Arm. »Spann mich nicht so auf die Folter. Nun sag schon!«
    Er lacht. »Nein. Es ist eine Überraschung.«
    Sie überqueren die Themse und fahren nach Westen, vorbei an Hammersmith, Brentford und Heathrow. Dann rauschen sie auf einem Fluss aus endlosem schwarzem Asphalt in Richtung Süden. An einer Tankstelle in der Nähe von Fleet vertreten sie sich kurz die Beine, ehe sie wieder in ihren Bus steigen, und bald darauf schläft Caitlyn ein.
    Jake fährt noch etwa eine Stunde. Er kämpft seine Müdigkeit nieder, indem er Radio hört und gelegentlich einen Blick zu der schlafenden Schönheit auf dem Beifahrersitz hinüberwirft. Ab und zu greift er nach ihrer Hand – nur, um sie zu spüren. Seine Phantasie geht mit ihm durch. Er träumt von einer Beziehung mit Caitlyn, die viel weiter reicht, als das im Moment der Fall ist. Schließlich entdeckt er das Schild, nach dem er schon die ganze Zeit Ausschau hält, und biegt ab. Er parkt den Wagen, schaltet den Motor aus und begibt sich in den hinteren Teil, um das Bett herzurichten.
    Die plötzliche Stille lässt Caitlyn unruhig werden. Er beugt sich über sie, streichelt ihr Haar und flüstert: »Wir sind da.«
    Sie murmelt irgendetwas Unverständliches und schlägt die Augen auf, hat jedoch sichtlich Schwierigkeiten, sich dem Sog des Schlafes zu widersetzen.
    »Komm nach hinten und leg dich hin. Da schläfst du besser.«
    Sie schafft es tatsächlich, bis zu dem Bett zu stolpern, das er für sie vorbereitet hat. Rasch rollt sie sich darauf zusammen. Jake legt sich neben sie und zieht die Decke über sie beide. Mit geschlossenen Augen fragt Caitlyn: »Wo sind wir?«
    »Warte, bis die Sonne aufgeht«, antwortet er und küsst sie sanft.

46
    Lee Johns hat jedes Zeitgefühl verloren. Er weiß nicht, wie lange er sich schon in diesem Dämmerzustand befindet, weil er immer wieder das Bewusstsein verliert. Vielleicht handelt es sich nur um wenige Stunden, vielleicht auch um Tage. Wirklich bewusst erlebt er nur jene langen Momente, in denen sich seine Gliedmaßen vor Schmerz verkrampfen und er am liebsten laut schreien würde.
    Seit man ihn nackt und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden des Großen Gewölbes zurückgelassen hat, ist er mehrmals dem Tode nahe gewesen. Er hat viel Blut verloren, und der eisige Schlachtstein, auf dem

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