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Das stumme Lied

Titel: Das stumme Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Köche in weißen Jacken Bestellungen für den Straßenverkauf zu, doch unten gab es ein winziges Kellerrestaurant mit nur vier Tischen, alle mit einer rotweiß karierten Tischdecke versehen, auf denen brennende Kerzen in dunklen, orangefarbenen Gläsern standen. Sehr italienisch. Martha war der einzige Gast. Das Steingewölbe war weiß getüncht, und durch die Schatten, die die Kerzen auf die Furchen und Konturen des Gemäuers warfen, sah das Lokal aus wie eine weiße Höhle oder wie das Innere des Wales, in das sich Martha hineinfantasiert hatte, als sie das erste Mal unter dem Kieferknochen auf West Cliff hindurchgegangen war.
      Die Speisekarte bot nur eine dürftige Auswahl: Pizza mit Tomatensauce, mit Pilzen oder mit Garnelen. Als die junge Kellnerin kam, entschied sich Martha für Pilze.
      »Was für Wein haben Sie?«, fragte sie.
      »Wir haben roten oder weißen.«
      »Ja, aber was ist es für einer?«
      Die Kellnerin zuckte mit den Achseln. »Medium.«
      »Was heißt das? Ist er trocken oder süß?«
      »Medium.«
      Entweder hatte sie keine Ahnung oder sie wollte jedes Risiko vermeiden, einen Gast zu verprellen. Martha seufzte. »Na gut, ich nehme ein Glas Rotwein.« Sie hoffte, dass es ein trockener war, egal welche Sorte.
      Sie zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich wartend zurück. Trotz des warmen Abends draußen war es kühl im Keller, so dass sie ihre Steppjacke über die Schulter legte. Am Nachmittag am Strand hatte sie die Jacke als Kopfkissen benutzt, als sie sie nun anhob, fielen ein paar Sandkörner auf die Tischdecke. Sie fegte sie auf den Steinboden und zuckte zusammen, als sie die rauen Körner an ihren Fingerspitzen spürte.
      Sie hatte gelesen, bis die hereinkommende Flut sie vom Strand vertrieben hatte, und war dann zurück in die Pension gegangen, um ein Bad zu nehmen. Nachdem sie den ganzen Nachmittag in ihrer Jeans und mit bis oben zugeknöpfter Bluse in der Sonne gesessen hatte, war sie ins Schwitzen gekommen. Danach war sie ruhelos und nervös gewesen und für ein paar Stunden ziellos umhergelaufen, bis der Hunger sie auf die Suche nach einem Lokal geschickt hatte.
      Während sie wartete, suchte sie in ihrer Tasche zum x-ten Mal an diesem Tag nach dem glatten, harten Briefbeschwerer. Sie musste ihn berühren, ihren Talisman, um ihre Entschlossenheit zu festigen.
      Schließlich kehrte die Kellnerin mit einer kleinen Pizza mit dünnem Teig sowie einem Glas Wein zurück. Er war trocken: irgendein billiger Chianti, aber wenigstens trinkbar. Die Pizza war dagegen kaum genießbar. Der Teig war wie harte Pappe, und der Belag bestand aus ungefähr sechs Scheiben Dosenchampignons in einer wässrigen Tomatensauce, die weder gewürzt war noch Kräuter enthielt und über den Rand tropfte, sobald sie hineinschnitt. Doch immerhin war es nicht Fish and Chips und dafür musste sie dankbar sein.
      Sie aß so viel, wie sie schaffte, und war bald satt. Ein junges Paar kam herein, schaute sich misstrauisch in der Höhle um und nahm dann einen Ecktisch im Schatten. Sie hielten Händchen und machten sich im Kerzenlicht gegenseitig schöne Augen. Martha wurde übel. Sie bestellte einen Cappuccino, fragte sich, wie der wohl sein würde, und zündete sich eine weitere Zigarette an. Sie hatte immer noch Zeit totzuschlagen.
      Der Cappuccino stellte sich als halbe Tasse Nescafe mit Kondensmilch heraus, beides aufgeschäumt und mit etwas Schokoladenpulver bestäubt. Das Liebespaar flüsterte miteinander, hin und wieder lachten die beiden auf und streichelten den nackten Arm des anderen.
      Martha hielt es nicht länger aus. Als die Kellnerin mit der Bestellung des Paares davonpreschte, verlangte sie ziemlich barsch die Rechnung, die jedoch erst gute zehn Minuten später kam. Ohne einen Gedanken an ein Trinkgeld zu verschwenden, ging Martha mit dem Zettel nach oben und zahlte bei einem mürrischen jungen Mann an der Kasse, der tatsächlich wie ein Italiener aussah.
      Draußen wurde es bereits dunkel. Auf der öligen Oberfläche der schmalen Wasserrinnen, die im Hafen zurückgeblieben waren, tanzten rote und gelbe Lichtstreifen. Es war fast neun Uhr und Ebbe.
      Der Mann, der Jack hieß, hatte den Pub am vergangenen Abend um Viertel vor zehn verlassen. Obwohl die Szene Martha wie ein Ritual erschienen war, konnte sie nicht davon ausgehen, dass er ihn um die gleiche Zeit verließ oder überhaupt im Pub war. Zum einen könnte die Dartpartie - ein Teil des Rituals

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