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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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Veröffentlichung keinen Gefallen getan haben, das riecht nach Verschwörungstheorie, so etwas schadet letztlich nur. Laurence Frost ist übrigens auch dieser Meinung.«
    »Sie haben mit Frost gesprochen?«
    »Ja natürlich, Sir, ich hab ihm von der Panne berichtet. Wir dürfen nichts beschönigen, es ist eine peinliche Angelegenheit für die Nationale Sicherheit, auch wenn sie vermutlich folgenlos bleibt. Es war nie beabsichtigt, ein und denselben Agenten an drei verschiedenen Orten auftauchen zu lassen. Wir klären gerade, wie das passieren konnte.«
    Copland nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Auf der einen Seite war er froh, dass man die Sache in Washington relativ gelassen sah, auf der anderen Seite klingelten ihm noch die Ohren von der Standpauke, die ihm Mark Dowie von Global Oil vorhin gehalten hatte. Dowies Einfluss auf Präsident Hurst war nicht zu unterschätzen. Einen weiteren Fauxpas konnten sie sich bei der Observation Maevas nicht erlauben. Schließlich handelte es sich bei der NSA um den größten und finanziell am besten ausgestatteten Nachrichtendienst der USA.
    »Ändern Sie die Strategie, Raul«, sagte er, »und teilen Sie mir mit, was in Zukunft geplant ist. Ab jetzt haben wir es dort draußen nämlich mit einer ganzen Armee wachsamer Maeva-Anhänger zu tun, so funktioniert das Internet nun mal. Wir können es uns nicht leisten, dilettantisch zu agieren. Verbessern Sie die Tarnung der Männer, setzen Sie verstärkt auf unsere Technik. Ich versteh die Aufregung um diese Frau zwar nicht, aber so viel verstehe ich immerhin: Es scheint eine Menge wichtiger Leute zu geben, die von uns konkrete Ergebnisse erwarten. Das betrifft nicht nur Global Oil, glauben Sie mir.«
    Major General Raul Young salutierte und verließ den Raum. Francis D. Copland saß noch eine Weile regungslos in seinem Sessel. Er gestand sich ein, dass er nicht ohne Schuld war an dem Desaster. Bisher hatte er sich nicht vorstellen können, dass der Kreuzzug einer naiven Predigerin aus der Südsee die Interessen der Global Player berühren konnte. Nun gut, wenn dem so war, dann würden sie eben schwerstes Geschütz auffahren. Jetzt galt es, die hoch entwickelte Abhörtechnik einzusetzen und so schnell wie möglich ausländisches Kommunikationspersonal anzuwerben. Sie durften auch vor Einbrüchen nicht zurückschrecken. Notfalls musste man den Feind auch eliminieren. Die Lizenz zum Töten hatte die Nationale Sicherheit allemal. Er konnte nur hoffen, dass es so weit nie kommen würde. Wichtig war, dass sich die NSA in Sachen Maeva jetzt auf ihre Hauptaufgabe konzentrierte, nämlich auf die Überwachung und Entschlüsselung elektronischer Kommunikation.
    Copland griff zum Hörer und meldete dem Sekretariat, dass er ab jetzt wieder zu sprechen sei.
Djenné, 23. Oktober 2028
    Unglaublich, wie viele Anfragen bei EMERGENCY TV täglich eingehen. Von überall auf der Welt. Die Menschen betteln förmlich um einen Besuch Maevas. Diese Erwartungshaltung macht mir Angst. Ihr nicht. Es kommt mir vor, als würde man sie wie ein letztes verbliebenes Kleinod vorsichtig von Hand zu Hand reichen, immer in dem Bewusstsein, dass der kleinste Fehlgriff jede Illusion auf eine bessere Welt für immer zunichtemachen würde. Charismatische Persönlichkeiten gab es in der Menschheitsgeschichte zur Genüge, aber der Maeva-Mythos ist erst im Cyberspace möglich geworden.
    Aufgrund des überragenden Erfolges von »Maevas Reise« hat EMERGENCY TV nun angeboten, ein professionelles Aufnahmeteam an die Front zu schicken. Steve und Shark haben empört abgelehnt. Ich glaube, sie hatten recht damit. Die Sendung lebt vom Charme der Handkamera.
    Shark hat inzwischen eine ellenlange Liste möglicher Reiseziele erstellt, sauber geordnet nach Aktualität, Themen und geografischer Lage. Was die Aktualität angeht, so böte sich ein Besuch im Großraum São Paulo an, wo zwanzig Millionen Menschen seit Wochen ohne Strom leben, weil die Großrechner und Notstromaggregate der Energieversorger durch Virenangriffe von Atomkraftgegnern erfolgreich außer Kraft gesetzt wurden. Auf den Straßen der Millionenmetropole herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Oder die Region um Helsinki. Dort hat das in der Erde versenkte CO 2 dreier Kohlekraftwerke das Trinkwasser flächendeckend verseucht, die Menschen sterben wie die Fliegen. Das Awáreservat im Regenwald von Kolumbien wäre ebenfalls ein lohnenswertes Ziel. Der Stamm der Awá hat bisher jeden Zugriff auf den Regenwald

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