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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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hoffen, dass du dich nicht getäuscht hast«, sagte Steve. »Könnte ne Menge Ärger geben sonst.«
    »Ich hab mich nicht getäuscht, bestimmt nicht. Ich hab den Mann in Bozen gesehen und auch in Douz. Das ist doch kein Zufall.«
    »Okay, dann bleibt es eben so stehen. Mir ist kalt, lass uns gehen.«
    Lieutenant General Francis D. Copland wies das Sekretariat an, keine weiteren Telefongespräche durchzustellen, nicht in den nächsten zwei Stunden. Der Einzige, der ihn jetzt noch stören konnte, war der Präsident persönlich. Die Direktleitung zwischen dem Weißen Haus und dem Hauptquartier der National Security Agency (NSA) hatte jederzeit offen zu bleiben. Bisher war der Anruf von Hurst ausgeblieben. Nicht einmal sein Nationaler Sicherheitsberater Laurence Frost hatte sich gemeldet. Ein gutes Zeichen, wie Copland fand. Entweder war man im Weißen Haus über die Agentenpanne noch nicht in Kenntnis gesetzt worden, oder aber – was natürlich sehr viel angenehmer wäre – der Präsident maß der Angelegenheit bei Weitem nicht die Bedeutung bei wie Global-Oil-Chef Mark Dowie, der ihm eben am Telefon auf unflätige Weise zugesetzt hatte.
    Copland ging in den Waschraum und betrachtete sich im Spiegel. Die neue randlose Brille stand ihm gut, am Hals zeigten sich kaum Falten, das Kinn war kräftig, die Gesichtshaut straff und glatt. Sorge bereitete ihm allein das dünne Haupthaar, das sich über der hohen Stirn zurückzog wie eine ablaufende Flut. Er befeuchtete es mit den Handflächen, zog den Scheitel gerade und kämmte die verbliebenen Strähnen sauber zur Seite. Dann kehrte er in sein Büro zurück und bestellte seinen Stellvertreter Raul Young zu sich, der die Überwachung Maevas bisher koordiniert hatte.
    Copland war niemand, der seine Leute gerne zusammenstauchte, nicht einmal, wenn er Grund dazu hatte. Er pflegte einen Führungsstil, den man in der NSA vor seiner Amtsübernahme vergeblich gesucht hatte. In Washington war er deshalb als Weichei, als Peacenik verschrien. Innerhalb der NSA-Familie jedoch, die in den beiden großen Glaskuben in Fort Meade/Maryland ihren Dienst verrichtete, war er als Direktor sehr angesehen deswegen. Er stammte aus einer alten Offiziersfamilie, seine Biografie konnte sich sehen lassen. Bachelor of Science an der US-Militärakademie, Master of Science an der Boston University. Darüber hinaus besaß er einen Master of Science in Elektronischer Kriegsführung. Als Nachrichtenoffizier hatte er das General Staff College sowie das National War College besucht. So einer pöbelte sich die Probleme nicht von der Seele, auch wenn bei der CIA, dem FBI, der DEA, ja in der gesamten Intelligence Community der Vereinigten Staaten andere Gesetze galten.
    Major General Young steckte seinen Kopf durch die Tür.
    »Nehmen Sie Platz, Raul«, sagte Copland und rief das Foto des enttarnten Agenten auf den Schirm, den EMERGENCY TV ins Internet gestellt hatte. Viel war von dem Mann nicht zu erkennen. Er trug eine Sonnenbrille und war zudem äußerst unscharf getroffen, da man ihn wohl aus einer größeren Menschenansammlung herangezoomt hatte.
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Copland. »Ich meine, wen haben wir denn auf der anderen Seite? Wir haben den ehemaligen Moderator der GO!-Show, einen empörten jungen Ökokrieger, der erst vor Kurzem aus der Psychiatrie entflohen ist. Wir haben einen Computerfreak namens Steve Parker, der vor fünf Jahren eine weltweite Solidaritätskampagne im Internet organisiert hat, die schließlich dazu geführt hat, dass Global Oil seine Schürfaktion in den tahitianischen Hoheitsgewässern abbrechen musste. Schließlich wäre da noch der ehemalige EMERGENCY-Reporter Cording zu nennen, ein ausgebrannter deutscher Journalist, der sich auf seine alten Tage der charismatischen URP-Generalsekretärin Maeva verschrieben hat. Rührige Leute, zugegeben. Talentiert und engagiert, alles richtig. Aber doch eine Laienspielgruppe, oder sehe ich das falsch? Wie dumm müssen wir uns also angestellt haben, damit sie uns auf die Schliche kommen konnten? Was um Gottes willen …«
    »Mit Verlaub, Sir«, unterbrach Young, »davon, dass sie uns auf die Schliche gekommen sind, kann nun wirklich nicht die Rede sein. Sie haben einen Mann geoutet, der von niemandem identifiziert werden kann, außer von uns natürlich. Sie ordnen den Mann auch nicht zu, sie behaupten lediglich, dass er ihnen gefolgt ist. Um sie auszuspionieren, wie es heißt. Ich glaube, dass sie sich mit der vorschnellen

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